Ein Werbe-Zeppelin des WDR. Das Foto ist undatiert.

Köln | An allen Standorten des Westdeutschen Rundfunks (WDR) rufen die Gewerkschaften DJV, Verdi, unisono und VRFF zum Warnstreik auf. Es seien alle Redaktionen betroffen. Der Warnstreik läuft seit heute Morgen 2 Uhr und endet in der Samstagnacht am 13. Juli 2024 um 2 Uhr. In dieser Tarifrunde ist dies der vierte Warnstreik.

An dem Warnstreik beteiligten sich nach Angaben des DJV-NRW sowohl festangestellte, wie auch arbeitnehmerähnliche freie Journalist:innen, Volontär:innen und Mitarbeitende aus den technischen Einheiten des „WDR“ wie Kameraleute und Cutter:innen. Der Protest sei deutlich, so der DJV und dies sei geboten. Die Gewerkschaft begründet dies damit, dass den freien Mitarbeitenden Einbußen bei den Zweitverwertungen drohten und die Honorare für den Außendienst geringer würden. Auch der Bestandsschutz werde löchriger. Die Festangestellten seien nach dem Angebot des „WDR“ schlechter gestellt als in allen anderen ARD-Anstalten. Dieses läge meilenweit von der traditionellen Kopplung an den öffentlichen Dienst entfernt.

Für den DJV-NRW verhandelt Volkmar Kah und der wird in einer schriftlichen Mitteilung zitiert: „Seit vielen Monaten sitzen wir mit dem Arbeitgeber jetzt am Tisch. Aber weder in den Tarifverhandlungen zum Entgelt für Festangestellte und arbeitnehmerähnliche Freie noch in den Gesprächen um eine neue Honorarstruktur und mehr Absicherung für Freie sehen wir, dass die WDR-Geschäftsleitung die berechtigten Forderungen und Bedürfnisse ihrer Beschäftigten wirklich versteht oder akzeptiert. Ganz im Gegenteil: Geht es nach den Arbeitgebern, haben bald alle weniger Netto in der Tasche und weniger Perspektiven im Sender! Die Beschäftigten werden deshalb ab Donnerstag deutlich zeigen, was sie von dieser Ignoranz ihres Managements halten.“

WDR meldet den Streik im eigenen Haus auf Startseite im Web nicht

Um 6.50 Uhr veröffentlichte der „WDR“-Newsroom einen Artikel unter „Guten Morgen, NRW!“. Dort findet sich nichts zum zweitägigen Warnstreik der Mitarbeitenden des WDR oder Hinweise auf mögliche Einschränkungen beim Programm. Da geht es um die Bilanz von NRW-Innenminister Reul zur Fußball-EM, das George Clooney den amerikanischen Präsidenten Biden zum Rückzug auffordert, das Wetter, das England im Finale der Euro 2024 steht, der Natogipfel endet, Baerbock nicht mehr Kanzlerkandidatin sein will, die AfD eine neue Fraktion im EU-Parlament aufbauen will und das deutsche 5G-Netz ohne Bauteile aus China funktionieren soll und junge Menschen gründen wollen. Der Meldungsreigen endet mit der Meldung, dass in der Normandie ein Bürgermeister gutes Wetter per Dekret anordnet. Wer auf der Startseite des „WDR“ das Wort Streik eingibt, der findet aktuell nur den Streik vor dem Verlagshaus DuMont der Mitarbeitenden des Bundesanzeiger Verlags.

Das fordert Verdi

Die Geschäftsleitung des „WDR“ bleibe bei ihrem Angebot von 2,25 Prozent mehr Gehalt ab dem 1. Januar 2024 bei einer Laufzeit von 30 Monaten anzubieten, so die Gewerkschaft Verdi. Unter der Bedingung einer Gebührenerhöhung bot der WDR zusätzliche 2,46 Prozent ab dem 1. Januar 2025 an.

Christof Büttner, ver.di-Verhandlungsführer, kritisiert das Angebot der Arbeitgeberseite scharf: „Das Arbeitgeberangebot ist meilenweit von dem Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes der Länder entfernt ist. Das ist für die Beschäftigten ein Schlag ins Gesicht, den sie sich nicht gefallen lassen. Wir setzen die Streiks weiter fort.“ Der Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes der Länder werde traditionell als Vergleichsmaßstab herangezogen und auch von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) als langfristiger Maßstab akzeptiert. „Die Arbeitgeberseite muss aufhören zu versuchen, die Beschäftigten von der Einkommensentwicklung im öffentlichen Dienst der Länder abzukoppeln.“

Verdi fordert für freie Mitarbeitende eine Erhöhung der effektiven Honorare um 10,5 Prozent bei zeitbezogenen Schichten oder mindestens 100 Euro mehr pro Schicht. Bei den festangestellten Kräften sollen es ebenfalls 10,5 Prozent oder 500 Euro mehr im Monat sein. Die Laufzeit für die Erhöhungen liege bei 12 Monaten. Am 16. August 2024 soll über das Entgeld und am 2. September 2024 über den Honorarrahmen erneut verhandelt werden.

An beiden Streiktagen sind Aktionen vor dem Gebäude des „WDR“ in Köln in der Mörsergasse geplant.