Die Vorstellung übernahmen die Herausgeber, die Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner und der Leiter des Dombauarchivs, Klaus Hardering, sowie Michael H. G. Hoffmann, der Präsident des Zentral-Dombau-Vereins, der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff und Kurt Löcher, der ehemalige Direktor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.

Das Jahrbuch bietet eine starke Themenvielfalt
Traditionell geben die Berichte der Dombaumeisterin und des Zentral-Dombau-Vereins umfassend Auskunft über die im vergangenen Jahr erfolgten Arbeiten am Dom sowie das Wirken des Vereines. In gleich zwei wissenschaftlichen Beiträgen wird die Geschichte des mittelalterlichen Domkranes beleuchtet, der jahrhundertelang das Wahrzeichen Kölns war. Arnold Wolff, der ehemalige Dombaumeister, verfolgt in seinem Aufsatz Historie und Rekonstruktion des Kranes selbst. Hingegen setzt Klaus Hardering, der Leiter des Dombauarchivs, sein Schlaglicht auf das eigenwillige Nachleben des Kranes. Sein Holz wurde weiter verwendet. 

Das Dombauarchiv ist jetzt wertvoll bestuhlt
Jüngst hatte die kölnstämmige Familie Herbertz einen Stuhl dem Dombauarchiv geschenkt. Das hochwertige Sitzmöbel war ein Souvenir der patrizischen Vorfahren der Herbertz und wurde einst aus dem Holz des mittelalterlichen Domkranes gefertigt. Der ehemalige Leiter des Nürnberger Germanischen Nationalmuseums, Löcher, beleuchtet in seiner Expertise eine kaum bekannte Altartafel, die sich versteckt in der Maternuskapelle des Domes befindet. Das Gemälde ist ein niederländisches Werk und zeigt in faszinierendem Detailreichtum die Anbetung des Christuskindes durch die Heiligen Drei Könige sowie weitere Begebenheiten der Jugendgeschichte Jesu.

Hans Magnus Enzensberger über die Schulter geschaut
Löcher weist erstmalig nach, dass die visuelle Erzählfreude exakt dieser Altartafel Hans Magnus Enzensberger zu seinem Gedicht „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ inspirierte. Die Dompfarrei wurde zum 1. Januar 2010 aufgehoben. Die Pfarrei war eine fragwürdige Gabe Napoleons an die Stadt – ohne jede historische Verankerung. Ihre etwa 200-jährige Geschichte wird in einem kenntnisreichen Aufsatz vom Kölner Domkapitular Norbert Trippen vorgestellt.

Das Inventar des Kölner Domes: juristisch interessant
Der Erfurter Rechtshistoriker Manfred Baldus betrachtet die Geschehnisse um den bekannten Kölner Altar der Stadtpatrone von Stephan Lochner einmal aus rechtshistorischer Sicht. Peter Klein stellt die Eminenz des mit Köln verbundenen Dichters Ferdinand Freiligrath und des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner für den Wiederaufbau des 1839 eingestürzten Rolandsbogens bei Remagen am Rhein heraus. Anhand aktueller Aktenfunde im Dombauarchiv gelingt es ihm, die Legendenbildung um den Wiederaufbau zu erläutern. Ein weiteres Thema im Domblatt ist das Dompatrozinium. Hardering stellt klar, dass es hingegen einiger Annahmen nie eine Doppel-Schutzherrschaft von dem Heiligen Petrus und der Gottesmutter Maria gegeben habe. Der Schutzpatron des Domes war stets allein Sankt Peter, wie der Leiter des Dombauarchivs urkundlich nachweist. Esther von Plehwe-Leisen, Joachim Eichler, Hans Leisen und Rolf Lauer streichen in ihrem gemeinsamen Beitrag die Verwendung des Baumberger Sandsteins bei den Skulpturen des Domes heraus. Ulrike Brinkmann berichtet von der jetzt vollendeten Rekonstruktion des im Zweiten Weltkrieg großteils zerstörten Fensterzyklus des Wiener Malers Johannes Klein. Außer diesen werden noch weitere interessante Themen im neuen Domblatt behandelt.


Infobox:

Kölner Domblatt 2010, wissenschaftliches Jahrbuch des Zentral-Dombau-Vereins
* Erstauflage 13.500 Stück
* 384 Seiten stark mit 199 Abbildungen
* Paperback, fadengeheftet
* 17 x 24 cm
* ISBN 978-3-922442-69-1
* überall im gut sortierten Buchhandel erhältlich für 29,80 Euro
* Mitglieder des Zentral-Dombau-Vereins, des Vereins zur baulichen Erhaltung des Kölner Domes, erhalten das alljährlich aktuelle Jahrbuch ab einem jährlichen Mindestbeitrag von 20,- Euro neben einer alljährlichen Gratis-Führung durch die Dom-Schatzkammer sowie einer alljährlichen Gratis-Turmbesteigung umsonst

Klaus Pauly für report-k.de / Kölns Internetzeitung