53.186 Arbeitslose im Juli
Mit 53.186 gemeldeten Arbeitslosen in Köln lag der Wert um 2.266 oder 4,5 Prozent über dem des Vormonats. Der Juliwert des Jahres 2009 wurde allerdings um 2.623 Personen oder 4,7 Prozent unterschritten. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, stieg wieder über die Zehn-Prozentmarke. Sie liegt mit 10,3 Prozent um 0,4 Prozentpunkte über dem Vormonatswert. Gegenüber dem Vorjahresmonat ging sie um 0,6 Prozentpunkte zurück. „Das ist eine saisonale Delle. Der erwartete Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli ist vor allem auf das Schuljahres- und Ausbildungsende, den Kündigungstermin zum Quartalsende und die durch den Ferienbeginn eingeläutete Sommerpause zurückzuführen. Wir rechnen auch noch im August mit Auswirkungen dieser Saisoneinflüsse. Allerdings verläuft die Entwicklung auf dem Kölner Arbeitsmarkt nach wie vor günstig. Das hatten wir Anfang des Jahres nicht erwartet“, beschreibt Peter Welters, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln, die aktuelle Situation auf dem Kölner Arbeitsmarkt. Der weitaus größte Teil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit – etwa zwei Drittel – entfallen laut Welters auf das Kundenzentrum der Arbeitsagentur. Der Bereich der Arbeitslosenversicherung reagiere in aller Regel sofort auf derartige saisonale Arbeitsmarkteinflüsse.

Junge Menschen besonders betroffen
Während bei den 25- bis unter 50-jährigen Arbeitslosen ein Rückgang von knapp sieben Prozent im Vorjahresvergleich zu verzeichnen war, stieg die Arbeitslosigkeit der Jüngeren (unter 25 Jahre) um gut vier Prozent. Insbesondere Schulabschluss und Ausbildungsende sowie die einsetzende Sommerpause sorgten für einen derart deutlichen Anstieg. Die jugendspezifische Arbeitslosenquote liegt im Juli damit bei 10,7 Prozent und übertrifft die allgemeine Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte. Vor einem Jahr betrug sie noch 10,3 Prozent. Dass die Arbeitslosigkeit der Jüngeren so deutlich anstieg, bereitet dem Agenturchef Sorgen. Den besten Schutz vor dauerhafter Arbeitslosigkeit sieht Welters in einer Berufsausbildung: „Wir müssen die jungen Menschen ohne Ausbildung unbedingt auf den Weg der betrieblichen Berufsausbildung bringen. Dafür werben wir verstärkt bei den jungen Leuten und den Kölner Unternehmen, mit zunehmendem Erfolg. Wir ermuntern die Ausbildungsbetriebe, die Talente der jungen Menschen zu nutzen. Denn viele Schulabgänger haben Stärken, sind gut, trauen sich aber zu wenig zu. Viele Betriebe schauen wieder optimistischer in die Zukunft und entschließen sich auch jetzt noch, für dieses Jahr zusätzliche Auszubildende einzustellen. Sie wissen: Fachkräfte werden künftig immer schwerer zu gewinnen sein. Und sie greifen zum wirksamsten Mittel gegen künftigen Fachkräftemangel, sie bilden ihre künftigen Fachkräfte selber aus“, so Welters.

Die jungen gut ausgebildeten Fachkräfte brauchen sich laut Welters grundsätzlich nicht zu sorgen. „Angesichts des erhöhten Fachkräftebedarfs und der zunehmenden Sensibilisierung der Betriebe für die demografische Entwicklung werden sie nach der Sommerpause höchstwahrscheinlich wieder Arbeit finden“, ist Welters optimistisch.

Nachfrage nach Arbeitskräften steigt
Die wichtigsten Arbeitsmarktindikatoren senden laut Welters im Monat Juli weiterhin positive Signale: Die Zahl der Arbeitslosmeldungen unmittelbar nach dem Verlust des Arbeitsplatzes liegt unter dem Vorjahreswert. Mehr Kölner als im letzten Jahr beenden ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit. Die Unternehmen fragen wieder mehr Arbeitskräfte nach als vor einem Jahr. „Bei allem Optimismus darf nicht vergessen werden, dass unsere Arbeitsmarktpolitik nach wie vor stabilisierend auf den Markt wirkt“ schränkt Welters ein. „Ohne den Entlastungseffekt der arbeitsmarktpolitischen Aktivitäten – die Kurzarbeit ist hierbei nicht berücksichtigt – läge die Arbeitslosigkeit bei gut 74.000. Die Quote läge mit 14,2 Prozent um 3,9 Prozentpunkte über der Arbeitslosenquote von 10,3 Prozent.“

Deutschland und NRW: Zahl der Arbeitslosen im Juli leicht gestiegen
Auch in NRW und im gesamten Bundesgebiet stieg die Zahl der Arbeitslosen an.
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Juli leicht auf 3.192.000 gestiegen. Das teilte die Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg mit. Das sind 39.000 mehr als im Juni. Gegenüber dem Vorjahresmonat fiel die Zahl der Arbeitslosen um 271.000. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Punkte und liegt nun bei 7,6 Prozent. Laut dem Chef der Bundesagentur, Frank Weise, habe Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung im Vergleich mit der Zeit vor der Wirtschaftskrise zwar zugenommen, der Anstieg sei aber erheblich kleiner als angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erwartet wurde.

In Nordrhein-Westfalen waren in diesem Monat 787.345 Menschen arbeitslos. Das sind fast 13.000 mehr als im Juni, allerdings fast 43.000 weniger als im Juli 2009. Arbeitsminister Guntram Schneider bewertete die Entwicklung am Arbeitsmarkt positiv. "Der Arbeitsmarkt ist in Form und mit der Beschäftigungsentwicklung können wir durchaus zufrieden sein", erklärte der Minister. Allerdings betrachtet Schneider mit großer Sorge, dass ein erheblicher Teil der Entwicklung auf den Anstieg der Zeitarbeit zurückzuführen sei. Der Anteil der Zeitarbeitsstellen am Bestand der offenen Stellen in Nordrhein-Westfalen beträgt nach Angaben der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit 35 Prozent. Inzwischen sind rund 150.000 Menschen in Nordrhein-Westfalen als Zeitarbeiter beschäftigt.

"Offensichtlich sind viele Unternehmer trotz des konjunkturellen Aufschwungs nicht bereit, ihre Belegschaft entsprechend aufzustocken. Vielmehr setzen sie auf Zeitarbeit", gab der Minister zu bedenken. Diese Entwicklung zeige, wie wichtig es sei, Zeitarbeit neu zu regulieren. "Für gleiche Arbeit muss gleiches Geld gezahlt werden", erklärte Schneider. Außerdem fordert er die Wiedereinführung des Synchronisationsverbots in der Zeitarbeitsbranche. "Arbeitnehmer dürfen nicht nur für einen Auftrag eingestellt und anschließend wieder entlassen werden", sagte der Minister. Schneider kündigte an, auf Bundesebene auf eine entsprechende Regulierung der Zeitarbeit zu drängen. In Nordrhein-Westfalen werde er ein Gütesiegel für Zeitarbeitsunternehmen entwickeln.

[cs; Quelle: Agentur für Arbeit, dts;
Foto: ger.hardt/ www.pixelio.de]