„Ich habe nur noch geschrieen“
Der Schock sitzt bei Brigitte Koenen (43) immer noch tief. Eigentlich wollte die 43-Jährige aus Lövenich am vergangenen Samstag mit ihrem Mann einen Ausflug machen – das schöne Wetter genießen. Um 5.20 Uhr saß sie im Wohnzimmer, ihr Mann war eine Etage höher. „Da hörte ich plötzlich diesen Knall als wäre etwas explodiert“, berichtete Koenen heute. Sie sei sofort aufgesprungen und nachsehen gegangen. Durch das aufgebrochene Küchenfenster tastete eine Hand herein. „Ich habe nur noch geschrieen“, so die 43-Jährige. Die Hand verschwand und mit ihr der Einbrecher. „Erkennen konnte ich kaum etwas“, sagte Koenen. Doch auch heute noch, als sie davon berichtet, steigen ihr Tränen in die Augen. Denn seit dem versuchten Einbruch hat sich vieles verändert – auch wenn nichts gestohlen wurde. „Ich sehe die Menschen, die jetzt an meinen Fenstern vorbei gehen mit anderen Augen“, erzählt die Kölnerin.

10 bis 20 Einbrüche pro Tag
So wie Brigitte Koenen geht es immer mehr Kölnern. Denn die Zahl der Wohnungseinbrüche ist im ersten Quartal 2010 deutlich gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurden der Polizei Köln in den ersten drei Monaten 10 Prozent mehr Einbrüche gemeldet. Allein am vergangenen Wochenende ereigneten sich im Kölner Stadtgebiet 42 Einbrüche. „10 bis 20 Einbrüche passieren am Tag“, berichtete heute Michael Meißner, Leiter der Kriminalinspektion. Insgesamt registrierte die Polizei für das Jahr 2010 knapp 5.000 Einbrüche, gut 800 mehr als noch im Jahr 2009. Dabei schlagen die Diebe vor allem tagsüber zu, „meistens zwischen neun Uhr morgens bis zum Einbruch der Dämmerung“, erklärt Meißner. Denn dann sind die meisten Bewohner nicht Zuhause.


Beamten kontrollierten heute die Fahrzeugpapiere der Autofahrer


Bei einigen Fahrzeugen warfen die Polizei-eamten zudem einen Blick in den Kofferraum


Polizei kontrolliert in betroffenen Bezirken
Die Polizei Köln geht davon aus, dass es sich bei den Einbrechern um regelmäßige Täter handelt. Dabei unterscheiden die Beamten zwei verschiedene Tätergruppen. Zum einen gäbe es Einbrecher aus Köln, zum anderen reisen Täter aus der Region gezielt nach Köln, um hier Einbrüche zu begehen. Beide „Täter-Typen“ begehen dabei an einem Tag mehrere Einbrüche in einem Viertel. „Das dauert bei Geübten nur fünf Minuten“, weiß Meißner. Am vergangenen Wochenende konzentrierten sich die Einbrüche etwa auf Klettenberg und Sülz. Weil viele dabei über die Luxemburger Straße nach Köln einreisen, führte die Polizei heute dort eine Verkehrskontrolle durch. Dabei prüften die Beamten nicht nur die Fahrzeugpapiere, sondern warfen auch einen Blick in den Kofferraum der Autos. Denn dort könnte nicht nur Diebesgut, sondern auch Einbruchswerkzeug liegen. Darüber hinaus verstärkt die Polizei ihre Präsenz in den betroffenen Gebieten. Allein heute waren rund 250 Beamte in Köln unterwegs.

Die Polizei Köln rät: Wählen Sie unbedingt die 110
Im ersten Quartal konnte die Polizei Köln bereits 29 mutmaßliche Einbrecher festnehmen. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt gerade einmal 106 mutmaßliche Täter festgenommen. Die größte Chance, einen Einbrecher zu erwischen, besteht jedoch dann, betonte Meißner heute, wenn sich Nachbarn und Mitbürger aufmerksam verhalten. So wie etwa im Fall von Willi Kastenholz. Der 66-Jährige hatte die Einbrecher zusammen mit seiner Frau auf frischer Tat erwischt. Als er das wenige Tage später einem Bekannten aus dem Viertel erzählte, wusste der Erstaunliches zu berichten. Er hatte einige Tage zuvor zwei Männer dabei beobachtet, wie sie im Viertel alle Häuser fotografierten. Weil des pensionierten Polizeibeamten das verdächtig vorkam, hat er die beiden spontan mit seinem Handy fotografiert. „Ich bin mir sicher, einen der Täter auf jeden Fall wieder erkannt zu haben“, berichtete Kastenholz heute nun. Die Polizei Köln appelliert daher: Sollten Nachbarn etwas Verdächtiges beobachten, sollte man unbedingt die Notrufnummer 110 wählen.

Darüber hinaus kann auch jeder Bewohner selbst etwas tun. So rät die Kölner Polizei dringend dazu, Fenster und Türen immer vollständig zu verschließen, wenn man das Haus verlässt. Willi Kastenholz hat nun außerdem einen Bewegungsmelder vor dem haus angebracht und will im Erdgeschoss nun Sicherheitsglas einbauen. Weitere Tipps, wie sich Kölner gegen Einbrecher schützen können, verriet Kriminalhauptkommissar Knut Samsel von der Kölner Polizei Report-k.de in einem Interview.

Weitere Artikel zu diesem Thema:
Interview – Was tun, wenn man den Einbrecher überrascht? >>>

Tipps der Polizei für mehr Sicherheit an Türen und Fenstern >>>

Mit diesen Schlössern sicher Sie Ihre Haus- und Wohnungstür >>>


Cornelia Schlößer für erport-k.de/ Kölns Internetzeitung