Mobbing ist anonymer geworden
„Mobbing ist nicht neu. Neu ist jedoch die Verbreitung und Nachhaltigkeit“, betonte heute Klaus Zimmermann, stellvertretender Vorsitzender des Katholikenausschusses und Ideengeber für die Kampagne. Durch das Internet habe sich das Kommunikationsverhalten der Jugendlichen verändert. Dazu gehört auch das Mobbing. Wurden Jugendliche früher mit Blicken, Worten oder Fäusten aus der Peer-Group ausgeschlossen, werden sie heute im Internet bloß gestellt. So werden aus Fotos etwa pornographische Bilder montiert, Schüler werden bei ihrem Toiletten-Gang gefilmt oder eine Schlägerei wird direkt ins Netz gestellt. Dort sehe die Demütigung nicht mehr nur die vor ort Anwesenden, vielmehr hat die ganze Community Einblick in höchst private oder intime Details.

Rund ein Viertel aller Schüler, so schätzte heute Zimmermann, sind bereits Opfer von Cybermobbing geworden. Dabei seien den „Tätern“ die Auswirkungen des Mobbings häufig nicht bewusst. Denn auch was zunächst als Spaß gedacht sei, könne sich schnell verselbstständigen, so Zimmermann. Ein harmloses Beispiel: Ein Mädchen aus England hatte per Facebook zu einer Party eingeladen. Statt ihrer Freunde meldeten sich jedoch über 20.000 Feierwütige für die Party an. Wichtig sei es darum, die Jugendlichen schon früh für die Tragweite des Internets zu sensibilisieren. Das gelte ebenso für den Umgang mit den eigenen Daten, Fotos und dergleichen wie für den Umgang mit der Privatsphäre anderer.

„Sie schämen sich“
Neben den Jugendlichen müssten jedoch auch Lehrer und Erwachsene für das Thema „Cybermobbing“ aufgeklärt werden. Häufig wäre ihnen dieser Umgang mit dem Internet völlig unbekannt, so Zimmermann. Würde sich dann ein Schüler oder Kind offenbaren, reagierten viele Lehrkräfte und Eltern überfordert. Zumeist würden sich die Betroffenen jedoch erst gar keinem anvertrauen. „Zu sehr ist das Selbstwertgefühl getroffen“, erklärte heute Elena Beerhenke von der Polizei Köln. „Sie schämen sich“, so Beerhenke weiter – auch wenn das Foto montiert wurde. Dabei trete das Problem weniger in sozialen Brennpunkten, als vor allem an Gymnasien auf. Die Folgen: Zumeist wechseln die Jugendlichen die Schüler, „auch Suizide sind schon vorgekommen“, sagte heute Christine McCready, Medienberaterin im Kompetenzteam Köln.

Kölner Jugendliche sollen sich selbst verpflichten
Zusammen mit der Polizei und weiteren Akteuren hat die Medienberaterin darum die neue Kampagne ins Leben gerufen. Dies will zum mit der Internetseite Web-respekt Erwachsene aufklären. So sollen dort ab dem 5. April etwa Unterrichts- und Infomaterialien zu finden sein. Angeboten werden sollen dort auch Trainings für Schüler, Lehrer und Eltern. Zudem sollen alle Schulen, Vereine und weitere Jugend-Gruppen in Köln dazu aufgerufen werden, eine Selbstverpflichtung zu unterschreiben. Auf dem Formular sollen sie ihre eigenen Maßnahmen entwickeln, mit denen sie verhindern wollen, dass in ihrer Gruppe CyberMobbing entsteht. „Das Thema muss in den Schulen präsenter werden“, betonte McCready. Dazu beitragen soll auch ein Aktionstag am 5. April im Kölner Rathaus. Dort wird unter andrem auch das Kölner Theaterprojekt comic on sein neues Stück „rausgemobbt 2.0“ vorführen. „Wir bringen das Problem darin einfühlsam aber drastisch auf die Bühne“, erläuterte heute Franz Zöhren von comic on.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung