Köln | Wenn man es weiß sieht man mit geübtem Auge, dass der Maler Max Liebermann, bei seinem Bild „Die Rasenbleiche“ im vorderen rechten Bereich eine Übermalung vorgenommen hat. Das Wallraf hat sich auf Spurensuche begeben und interessante Fakten zur Übermalung und zum Sujet herausgefunden. Die kleine Kabinettausstellung läßt tief in die Arbeitsweise von Liebermann blicken.

Als Max Liebermann das Bild „Rasenbleiche“, ein Motiv, dass er bei seinen Aufenthalten in den Niederlanden, malte, im Pariser Salon ausstellte, war er gerade in Paris angekommen und begann sich zu etablieren. Für das Bild gab es aber nicht nur gute Kritiken. So heißt es in der französischen Zeitung „Le Temps“ vom 27. Mai 1883: „Auf einer Wiese in zartem Grün breiten Frauen ihre Leinenstücke aus. Leider hat sich eine dieser braven Arbeiterinnen im Vordergrund mit einem exzentrisch geschwundenen Strohhut geschmückt. Sie hat auch ein so ungewöhnliches Gesicht, dass den Blick aufhält und uns daran hindert, in die Landschaft einzutreten, die wie gesagt frisch und angenehm ist. Herr Liebermann hat hier einen kapitalen Fehler gemacht. Das Komische ist desaströs, wenn es unfreiwillig geschieht.“

Neben dem Bild von Liebermann ist auch eine Röntgenaufnahme und mehrere Vorskizzen zu sehen, die einen tiefen Blick in die Arbeitsweise des Künstlers liefert. Auch der Katalog der Pariser Ausstellung zeigt das Bild im Original mit der Wäscherin im Vordergrund. Die Kuratoren gehen davon aus, dass die „Rasenbleiche“ in Holland vor der Natur entstanden ist. Vor allem die Landschaftsszene, die in der Kritik auch ausdrücklich gelobt wird. Die Figuren seien später eingefügt worden, erklärt Caroline von Saint-George. Das Liebermann das Bild korrigiert habe, war ein richtiger Schritt aus heutiger Sicht, befinden die Kuratoren. Die „Rasenbleiche“ gilt als eines der Hauptwerke des Wallraf in der Sammlung des 19. Jahrhunderts. Das 1882 geschaffene Gemälde wurde 1954 vom Kölner Museum angekauft. Das Museum verfügt auch über die zeichnerischen Vorstudien.

Mit diesen Kabinettausstellungen will das Museum die Zeit des Umbaus und der Sanierung attraktiv gestalten, den die Klimaanlage muss ausgetauscht werden. Aus diesem Grund sind derzeit keine großen Ausstellungen mit Leihgaben aus anderen Häusern möglich. Diese interessante Rückbesinnung und Auseinandersetzung mit eigenen Arbeiten im Haus, wie jetzt bei der „Rasenbleiche“ hat aber viel Charme. Zum einen weil dies zu einer intensiven Auseinandersetzung, fast schon künstlerischen, mit einem einzigen Werk führt und so die Arbeitsweise von Künstlern aufdeckt. Im Herbst wird das Museum, dann saniert mit einer großen Ausstellung unter dem Titel „Kathedrale“ wieder in den normalen Modus zurückfinden.

Die verschwundene Wäscherin
Die „Rasenbleiche“ von Max Liebermann
Wallraf das Museum
7. März bis 15. Juni 2014

Expertentag mit den Kuratoren der Ausstellung

Sonntag, 13. April 2014

Führungen um 15:00, 15:30, 16:00 und 16:30 Uhr

Abendführungen mit den Kuratoren der Ausstellung

Donnerstag um 18 Uhr: 20.3., 24.4., 8.5. und 12.6.2014

Zur Ausstellung ist ein Katalogheft erschienen.

Autor: ag
Foto: Im Vordergrund die Rasenbleiche, daneben die Röntgenaufnahme und am Ende sieht man Max Liebermann, wie er in der Natur malte