"Tryptichon mit Szenen aus dem Leben Hiobs" nennt sich der "Hiob"-Altar. Der stammt von einem Meister der Katharinenlegende und dem Meister der Barbara-Legende, die beide im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts in Brüssel tätig waren. Der Altar ist aus Eichenholz und misst 120 x 360 cm. Der Altar steht in Saal 7 der Mittelalter-Abteilung des Wallraf-Richartz-Museums & Fondation Corboud.

Das Wallraf ist aktuell das innovativste Kölner Museum
Das Wallraf sucht immer wieder den Bezug zur Moderne und zum Hier und Jetzt. Das ist fester Konzeptbestandteil der Sonderausstellungen, des Museums das in seiner Sammlung der historischen Darstellung der Kunst verpflichtet ist. Mit diesem kleinen Kunstgriff schafft man es, dass sich auch über die reinen Kunstkenner und Enthusiasten hinaus, Menschen mit den Bildwerken etwa des Mittelalters auseinandersetzen. Jetzt also die Schüler und Schülerinnen der Johann-Christoph-Winters-Schule. Es ist die städtische Schule der Uniklinik Köln. Sie zeigen Schrifttafeln, großformatige Fotografie, gemalt oder gezeichnete Leporellos und eine Vitrineninstallation.

Worttafeln der Schüler zur „Hiob“-Geschichte: „Wenn ich Hiob wäre, würde ich mich ungerecht behandelt fühlen und mich fragen, warum mir das alles passiert. Ich würde versuchen etwas zu ändern, um meinem Leben wieder einen Sinn zu geben.“, Leon, 17

Sehen, assoziieren, lernen
Die Projektgruppe „Hiob“ bildete sich aus Uniklinik, Schule und Wallraf und nahm seine Arbeit auf. Benjamin erzählt wie man mit den Gemälden in Berührung kam. Zunächst wurde die Ausstellung besucht, dabei war er erstaunt darüber wie viel Gleiches auf einmal in einem mittelalterlichen Bild wie dem „Hiob“-Altar zu finden ist. „Ich war beeindruckt was man damals im 15. Jahrhundert schon alles Künsterlisch umgesetzt hat.“, so Benjamin. Fabian begeisterte vor allem die Methode mit der „Hiob“ auf den Bildern wieder aufgebaut werden sollte. Da gab es Musiker. „Wenn es mir nicht gut geht hilft mir heute auch die Musik“, so Fabian der selbst Geige spielt. Dann notierten die Schüler ihre ersten Eindrücke oder zeichneten ihre Ideen und Assoziationen. Benjamin resümierte nach dem Projekt: „Jeder von uns ist irgendwie Hiob“. Den kleinen Dialog mit den Schülern leitete der Lehrer Wolfgang Oelsner, von dem man sich weniger suggestive Fragen gewünscht hätte, denn das der Eindruck eines Bildes im Museum und vor dem Original ein anderer ist als in Power Point, dass ist bekannt.

Worttafeln der Schüler zur „Hiob“-Geschichte: „Wenn ich Hiob wäre, würde ich Gott verabscheuen und meinen Glauben an ihn verlieren.“, Marco, 18

Ein kleiner Eingriff in die ständige Sammlung
Mit der Ausstellung der Arbeiten der jungen Leute ändert man die Zusammenstellung im Saal 7. Das nennt man einen „kleinen Eingriff“. Der hat sich aber gelohnt. „Hiob“, so Roland Krischel vom Wallraf ist eine der Herausforderungen des Alten Testaments. Schließlich beschäftigt sich dieses Kapitel mit der Frage wie kann ein „gütiger Gott“ Leid und Böses auf der Welt zulassen.* Das Wallraf hat zwei Werke die sich mit „Hiob“ beschäftigen. Zum einen den „Hiob-Altar“ aus dem 15 Jahrhundert der in Brüssel entstanden ist (Originaltitel: Triptychon mit Szenen aus dem Leben Hiobs). Der war ein Auftragswerk für eine Turiner Privatkapelle und stammt von einem Meister der Katharinenlegende und dem Meister der Barbara-Legende. Und das nicht vollständige Dürerwerk „Pfeifer und Trommler“ wo die „Hiob-Darstellung“ fehlt, denn die hat der Frankfurter Städel. Bei diesem Altarbild geht man davon aus, dass es sich an einem Kurort befunden hat. Denn „Hiob“ wird in der Arbeit Dürers von seiner Frau mit Wasser übergossen um seinen Ausschlag zu lindern. Und damit schlägt man auch den Bogen zur Therapie, so Krischel.

Worttafeln der Schüler zur „Hiob“-Geschichte: „Wenn ich Hiob wäre, dann würde ich mich hintergangen fühlen und Gott nicht länger treu sein. Spätestens an dem Punkt, wo meine Kinder sterben müssten, hätte ich keinen Bock mehr auf mein Leben.“, Anuschka, 18

Großzügigere Hängung hätte der Ausstellung gut getan
Prof. Gerd Lehmkuhl der die Klinik für Psychatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Uniklinik Köln leitet, zeigte sich erfreut über die Zusammenarbeit und die Perspektiven die sich dadurch für die Jugendlichen ergeben. Gerade kreative Arbeit gebe den jungen Patienten die Möglichkeit ihre Gefühle darzustellen und für sich selbst Perspektiven herauszufinden. Im Saal 7 beeindrucken vor allem die großformatigen Fotos von Fabian, die nicht nur Verlorenheit spiegeln, sondern auch – obwohl moderne Fotografie – die Tonalität des Mittelalters mit modernen Mitteln spielt. Leider ist die Hängung zu gedrängt und zu kleinteilig, so dass gerade die großformatigen Fotos im Stil des Tafelbildes nicht wirklich in Dialog mit dem „Hiob“-Altar treten können. An dem „Hiob“-Projekt haben 11 Schüler im Alter zwischen 17 und 19 Jahren teilgenommen.

Hiob & Ich – Eine außergewöhnliche Ausstellung
4.3.-16.5.2010
Wallraf das Museum
Obenmannspforten
am Kölner Rathaus
50667 Köln
Di.-Fr. 10-18 Uhr
Do. 10-22 Uhr
Sa. u. So. 11-18 Uhr
Feiertags 11-18 Uhr
Montag geschlossen

* Die Geschichte des "Hiob": Gott wettet mit dem Teufel, dass ein Mensch der hart geprüft wird nicht mehr gottesgläubig sein kann. Hiob verliert seinen Besitz, seine Kinder und am Ende seine Gesundheit. Hiob verflucht Gott nicht und erhält am Ende seinen Besitz doppelt zurück.

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