Der Kopf des Prometheus strahlt in kräftigen Tönen, seine Brust dagegen wirkt fast pastellfarben. Einem ungeübten Auge mag das glänzende Gesicht als der restaurierte Teil des Bildes gelten. Sieht man jedoch genauer hin, wird deutlich: So hat Jacob Jordaens seinen Prometheus sicher nicht gemalt. Denn die Farben des schmerzverzerrten Gesichtes wirken merkwürdig gelb und bräunlich. Der Rest seines Körpers ist zwar deutlich blasser, dafür sehr viel farbenreicher, detaillierter und konturenreicher gemalt. An diesen Stellen wurde der so genannte Firnis, ein lackähnlicher Überzug aus gelöstem Harz, von den Ölfarben bereits abgelöst. So strahlen die Farben zwar weniger, dafür kommt ihr „wahrer“ Ton wieder hervor.

Der Himmel war einmal hellblau
Seit zwei Monaten arbeitet ein vierköpfiges Team bereits an dem Gemälde. Die erste Hauptaufgabe besteht darin, den mit der Zeit vergilbten Firnis vom Gemälde abzutragen, um die darunter liegende Farbe wieder hervorzuheben. Mit einem Lösungsmittel-Gel trugen sie vorsichtig die Schicht ab. Zuvor mussten sie die Mischung des Gels genau prüfen. Denn die Lösung muss zwar stark genug sein, um den Firnis abzulösen, darf jedoch die darunter liegende Farben nicht beschädigen. Nach zwei Monaten ist nun fast die Hälfte des Bildes von dem alten Firnis befreit. Er wurde vermutlich vor 80 Jahren bei der letzten Restaurierung des 370 Jahre alten Gemäldes aufgetragen. Auch das Restaurierungsteam des Wallraf wird nach Ausbesserungsarbeiten wieder einen Firnis über die Farbe streichen. Denn nur dadurch erhalten die Farben ihren Glanz, ihre Stärke und ihre Klarheit zurück. Jedoch wollen sie eine deutlich dünnere Schicht auftragen als es der letzte Restaurator tat. So wollen sie eine Vergilbung des Überzuges vermeiden und damit die Zeit bis zur nächsten Restaurierung verlängern. Etwa alle 50 Jahre muss ein Gemälde restauriert werden.

Iris Schäfer, Leiterin der Restaurierungsabteilung, geht davon aus, dass Jordaens Bild bereit rund sieben Mal restauriert worden ist. Dabei hat jede Restrauration ihre Spuren im Gemälde hinterlassen. „Jedes Bild verändert sich im Laufe der Jahre. Auch wir werden es nicht mehr so zu Gesicht bekommen, wie Jordaens es gemalt hat“, erklärte sie heute. So vermutet Schäfer etwa, dass der Himmel des Gemäldes ursprünglich ein helles, kräftiges Blau hatte. Denn diesen Ton hat die Restauratorin unter zahlreichen Schichten gefunden. Belegen kann sie das jedoch nicht. Und so wirkt der Himmel heute weitaus bedrohlicher als er es vielleicht früher einmal war.


Foto: Hier guz zu erkennen: Gesicht und Brust des Prometheus sind noch mit dem vergilbten Firnis überzogen, Bauch und Beine sowie der Kopf des Adlers sind dagegen bereits davon befreit.


Einmalige Ausstellung im Wallraf
Erstmals bekommen Besucher mit dem „gefesselten Prometheus“ ein nur halb fertig restauriertes Gemälde zu sehen. Damit will das Museum den Gästen den spannenden Prozess einer Gemälderestaurierung vorstellen. Zehn Tage lang bis Sonntag, 7. Februar 2010, ist das Bild in der Barockabteilung des Wallrafs nun zu sehen. Darüber hinaus informiert eine etwa siebenminütige Präsentation über die bereits durchgeführten Arbeiten. An fünf Tagen werden außerdem die Restauratoren selbst den Besuchern ihre Arbeit persönlich erklären. Nach den zehn Tagen wird das Team seine Arbeit am Gemälde fortsetzen. Neben den Firnisarbeiten nehmen die Restauratoren zudem Kittungen und Retuschen von Fehlstellen vor. Anfang April soll die Restauration abgeschlossen werden. Dann haben vier Kräfte vier Monate lang an der Restaurierung gearbeitet. Das fertig restaurierte Gemälde soll im April noch einmal zusammen mit einer Präsentation ausgestellt werden.

30.000 Euro für ein Gemälde
Die Restaurierung des Bildes wird insgesamt rund 30.000 Euro kosten. Gefördert wird sie durch den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen. Das land hat ein Programm „Substanzerhalt von Kulturgütern – Restaurierungsprogramm Bildende Kunst“ auferlegt und stellt jährlich rund eine Millionen Euro zur Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken zur Verfügung. Die Stadt Köln erhält in diesem Jahr etwa 336.500 Euro. Die gleiche Menge wird auch die Stadt selbst den Museen bereitstellen. Mit den Geldern sollen Kunstwerke des Wallraf-Richartz-Museum, des Museum Schnütgen, des Rautenstrauch-Joest-Museums und des Museums für Ostasiatische Kunst restauriert werden. Dank Bürgerspenden erhalten die Museen insgesamt über 700.000 Euro für diese Arbeiten.

Restauratoren erklären ihre Arbeit:
30. Januar 2010, 16 Uhr
31. Januar 2010, 15 Uhr
4. Februar 2010, 20 Uhr
6. Februar 2010, 16 Uhr
7. Februar 2010, 11 Uhr

Infobox
Ausstellung: 29. Januar bis 7. Februar 2010
Wallraf-Richartz-Museum
Obenmarspforten (am Kölner Rathaus)
50667 Köln

Öffnungszeiten
Di, Mi, Fr:  10 bis 18 Uhr
Do: 10 bis 22 Uhr
Sa, So & Feiertag: 11bis18 Uhr

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung