Ein Wochenende lang begleitete die Kölner Absolventin Jennifer Schubert Jugendliche in ihrer Freizeit. "Ich habe ihnen erzählt, ich wollte das Partyverhalten untersuchen", erzählte die Design-Absolventin der Köln International School of Design (KISD). Dabei beobachtete sie jedoch nicht, ob die Teens tanzten und tranken. Stattdessen notierte sich Schubert genau, wann wer mit welchem Medium Kontakt zu Freunden aufnahm. Denn ihr Interesse lag auf dem Verabredungsverhalten der digital Natives. Die Jugendlichen führten für Schubert darüber hinaus eine Woche lang Tagebuch. Darijn hielten sie etwas fest, wie viele Tage oder Minuten vorher eine Verabredung getroffen wird und welche Kommunikationsmittel sie dafür nutzen. Herausgekommen sind zu erwartende Ergebnisse, aber auch ein paar Überraschungen.

Verabreden dauert heute länger
Insgesamt werden Verabredungen durch die neuen Medien spontaner, aber auch unverbindlicher, so Schubert. Denn per Sms lässt sich eine Verabredung bequem und spontan noch absagen. Ist eine Verabredung getroffen, bestehen jedoch auch die Jugendluchen heute noch auf Pünktlichkeit. Überraschend ist allerdings, dass Verabredungen durch die neuen Kommunikationsmittel nicht schneller werden – ganz im Gegenteil verlängert sich der Prozess bis zu der tatsächlichen Verabredung. Eine weitere Veränderung: Während des Treffens wird per Telefon mit denen kommuniziert, die gerade nicht anwesend sind. "Das eigentliche Treffen rückt so in den Hintergrund", sagte Schubert. Negativ werde das von den Freunden jedoch nicht aufgefasst.

Für ihre Forschungsarbeit wird Jennifer Schubert heute Abend im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) mit dem Kölner Design Preis ausgezeichnet. Sie überzeugte die Jury mit ihrem innovativen Thema und der Feldforschung. Jetzt will Schubert ihre Forschungen weiter vertiefen. Dafür beantragt sie derzeit Forschungsmittel. Hinter Schubert auf dem zweite Platz landete Philipp Rose (KISD) für seine präzise Analyse und dann Produkt-Entwicklung zum Thema "Illusion". Mit dem dritten Platz werden in diesem Jahr Anna Kadlec und Katharina Thiel ausgezeichnet. Sie entwarfen einen interaktiven Foto-Stadtführer.


Preisträger
Ryotaro Fujiyama zeigt, wie sein "tank" richtig getragen wird


Wasser tragen leicht gemacht
Insgesamt wurden für den Design-Preis 40 Absolventen von den verschiedenen Kölner Design-Hochschulen nominiert. Der Design Preis ist mit 18.000 US-Dollar der höchstdotierte Preis dieser Art weltweit. Er genießt zudem international eine hohe Aufmerksamkeit. Denn neben den Kölner Examensarbeiten werden in jedem Jahr auch internationale Arbeiten bewertet. 2011 wurden nun gleich zwei zweite Prise im Rahmen des Kölner Design preis internationale vergeben. Neben Yirgit Kale, Absolventin der Parsons The New York School, wurde auch Ryotaro Fujiyama von der Kyushu University in Japan ausgezeichnet. Er entwickelte einen so genannten "tank". Mit dem aus Plastik gefertigten Tank können 10 Liter Wasser bequem auch durch bergiges Gebiet getragen werden. Denn der Tank lässt sich bequem auf beiden Schultern tragen – ein sehr praktischer Entwurf gerade auch für Entwicklungsländer oder in Katastrophengebieten.

"Design ist komplizierter geworden"
In einer Feierstunde wird den Preisträgern heute Abend die Auszeichnung überreicht. Die Arbeiten der Gewinner und aller nominierten werden nun vom 28. Oktober bis zum 29. November 2011 im Museum für Angewandte Kunst gezeigt. "Besucher sollten nicht enttäuscht sein", betonte heute Prof. Dr. Michael Erlhoff, Gründungsdekan der KISD. "Design ist komplizierter geworden", so Erlhoff. Viele der Arbeiten seien daher nicht mehr bloße Ausstellungsstücke. Vielmehr müssten sich die Besucher mit den Arbeiten auseinandersetzen – "lesen und verstehen", sagte Erlhoff. Die Absolventen der Hochschulen haben zudem ein umfangreiches Rahmenprogramm mit verschiedenen Führungen aufgestellt.

Infobox
Kölner Design Preis 2011
28. Oktober bis 20. November 2011
Museum für Angewandte Kunst
An der Rechtschule
50667 Köln

Öffnungszeiten:
Di bis So: 11 bis 17 Uhr
So + Mo: 10 bis 17 Uhr
1. Donnerstag im Monat bis 22 Uhr

Führungen:
4. November, 15 Uhr
5. November, 14 Uhr
6. November, 12 Uhr
9. November, 15 Uhr
11. November, 15 Uhr
12. November, 14 Uhr
12. November, 14.30 Uhr
13. November, 12 Uhr
13. November, 14.30 Uhr
16. November, 11 Uhr

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