Ehrenfelderinnen „lasen sich nix beaten“
Rund 50 Ehrenfelderinnen nutzten gestern den Veedelszug, um auf den Frauentag aufmerksam zu machen. Unter dem Motto „Mer losse uns nix beaten“ gingen sie kurz vor Zugbeginn die Strecke ab. Dazu hatten sie sich in schwarz-rot kostümiert, trugen große Hüte, Schriftbänder und Plakate. Zudem hatten sich viele der Frauen rosa Taschen selber gebastelt. Auf ihnen präsentierten sie die Errungenschaften der Frauenbewebung in den vergangenen 100 Jahren. Zu lesen war dort etwa, dass Ehemänner seit 1997 ihre Frauen nicht mehr ungestraft vergewaltigen dürfen, dass seit 1993 Frauenrechte auch als Menschenechte gelten oder dass es seit 1990 eine Fußball-Bundesliga für Frauen gibt. Dazu verteilten sie statt Kamelle Taschentücher und Flyer zum Thema. Den trotz der positiven Veränderungen sei auch heute noch einiges im Argen, kritisierte die Frauen-Gruppe. Abgeschafft werden müsste etwa die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern. Zudem müssten in der freien Wirtschaft mehr Frauen in Vorstandsposten. Aufgerufen hatte zu diesem Umzug im Veedelszug "Lila in Köln", ein Bündnis autonomer Frauenprojekte gegen Gewalt an Frauen und Mädchen.

„Noch nie waren Frauen so erfolgreich wie heute“
„Viel erreicht – viel zu tun!“. Mit diesem Motto beschreibt das Kölner Aktionsbündnis „Kölnerinnen feiern 100 Jahre Internationalen Frauentag“ die aktuelle Situation der Frauen hierzulande. Das Aktionsbündnis wurde extra anlässlich des 100. Geburtstags des Internationalen Frauentages gegründet. Am 8. März 1911 fand der erste Frauentag mit einer Massenveranstaltung im Volkshaus in der Severinstraße statt. In den 100 Jahren, die seitdem vergangen sind, haben „kämpferische Frauen in einem Turbo-Tempo 1.000 Jahre aufgeholt“, sagt Christine Kronenberg, Leiterin des Amtes für Gleichstellung von Frauen und Männern der Stadt Köln. So eröffnete 1903 in Köln das erste preußische Mädchengymnasium seine Pforten, 1909 wurde der „Stadtverband Kölner Frauenvereine“ ins Leben gerufen, und 1911 traf sich dann der erste Frauentag in Köln. Köln hat als erste deutsche Stadt eine Frauenbeauftragte bestellt, bei den Kölner Medien sitzen viele Frauen in Führungspositionen. Am 26. März findet dann auch noch das DFB-Pokal-Endspiel der Frauen in Köln statt. „Noch nie waren Frauen so erfolgreich wie heute“, freut sich Kronenberg.

Gleichstellung funktioniert nicht überall
Allerdings finde Gleichstellung immer noch nicht auf allen Ebenen statt. Um das zu ändern, hat der Internationale Frauentag elf Forderungen aufgestellt. Mit der ersten Forderung „Mehr Frauen in die Parlamente!“ soll die eigentlich erfreuliche Situation, dass in Köln immerhin 38 Prozent Frauen im Stadtrat sitzen, es eine Regierungspräsidentin und zwei Bürgermeisterinnen gibt, noch verbessert werden. Denn diese Quote relativiere sich dadurch, so Kronenberg, dass es zwar 17 Ausschüsse gebe, aber nur fünf davon von Frauen geleitet würden und das keine Ausschüsse seien, „in denen wirklich was entschieden wird“. Außerdem seien die Redeanteile der Frauen im Rat deutlich niedriger als die der Männer. Die Aufforderung an den Rat: die Frauenquote Schritt für Schritt steigern. Dafür müssten aber Bedingungen geschaffen werden, dass Frauen neben Job und Familie noch ein politisches Mandat bewältigen können, denn viele Frauen täten sich schwer damit.

„Mehr Cash in Frauentäsch“
Immer noch keine Selbstverständlichkeit sei außerdem die Gleichbehandlung von Frauen und Männern beim Thema Lohn. So lautet die Forderung „Mehr Cash in Frauentäsch!“, denn immer noch würden Männer im Schnitt 25 Prozent mehr als Frauen verdienen. Dies käme vor allem dadurch zustande, dass Frauen noch immer eher die „Zuverdiener“ seien und dass sie eher in haushaltsnahen Berufen und Pflegeberufen arbeiteten, wo das Lohnniveau sowieso geringer sei. Neben gleichem Lohn für gleiche Arbeit fordert der DGB-Kreisfrauenausschuss außerdem einen gesetzlichen Mindestlohn, weil gerade die Frauen meistens im Niedriglohnbereich arbeiteten, so Eva Pohl, Vorsitzende des Kreisfrauenausschusses Köln.

„Karneval, Kirche und Feuerwehr sind die letzten Bastionen der Männer“
Eine weitere Forderung betrifft die Männer, in erster Linie die Väter: „Mehr Väter für Erziehung und Betreuung!“, lautet der Appell. Denn es genüge nicht, mehr KiTa-Plätze zur Verfügung zu stellen, so Pohl, sondern auch die Väter müssten ran und ihren Familienpflichten gerecht werden. Die Aufgaben sollten geteilt werden, denn immer noch sei beim Thema Kinderbetreuung oder Pflege älterer Familienangehöriger die Verteilung eher traditionell. Dies müsse sich ändern, denn die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sei weiterhin ein wichtiges Kriterium bei der Einstellung von Frauen. Diese und weitere acht Forderungen will Kölns Gleichstellungsbeauftragte nun in den Rat tragen. „Die, die in Köln erfüllt werden können, versuchen wir zu erfüllen“, verspricht Kronenberg. Dazu könnte zum Beispiel der Karneval gehören. „Karneval, Kirche und Feuerwehr sind die letzten Bastionen der Männer“, so Kronenberg. Sie will mehr Frauen auf der Kanzel und im Festkomitee sehen.

Stadtumzug zum 100. Frauentag
Zum 100. Jubiläum lädt der Internationale Frauentag alle Kölnerinnen dazu ein, die bisher erreichten Erfolge von Frauen zu feiern und über die Zukunft der Frauenpolitik in Köln zu diskutieren. Am 25. März wird der Geburtstag mit einem großen Stadtumzug gefeiert. Dann sollen sich auf dem Roncalliplatz „bis zu 80 aktive Frauenorganisationen“ treffen, die „Vielfalt von A-Z“ zeigen und „zeigen, was Köln zu bieten hat“, sagt Frauke Greven, Vorsitzende des Arbeitskreises Kölner Frauenvereinigungen (AKF), in Anlehnung an das diesjährige Karnevalsmotto. Der Umzug soll nämlich einem Karnevalsumzug gleich mit einer Sambagruppe vorneweg durch Köln marschieren. Ihre elf Forderungen skandierend wollen die Frauen dann zum Rathaus ziehen, wo um 17 Uhr Oberbürgermeister Roters zu ihnen sprechen und es eine kleine Podiumsdiskussion geben wird. Anschließend soll dann einfach nur der erste Teil des Mottos „Viel erreicht, viel zu tun!“ – nämlich „Viel erreicht!“ – gefeiert werden.

Im „Frauenmonat“ März gibt es noch viele weitere Veranstaltungen, die in der neuen Zeitschrift „Kölnerinnen“ des AKF bekannt gegeben werden sollen. Außerdem sollen dort frauenpolitische Themen zur Sprache kommen, „Themen, die die Kölnerinnen interessieren“, so Greven. „Wir haben den Ehrgeiz, dass das Heft zwei bis drei Mal im Jahr erscheint.“

[jg]