Am 31. Dezember 2010 läuft der Vertrag der Verbraucherschutzzentrale Köln mit der Stadt aus. Sollte bis zum 30. Juni 2010 kein neuer Vertrag vorliegen, ist Heike Hirschmann-Graf, Regionalleiterin der Verbraucherzentrale NRW, gezwungen, die Schließung der Beratungsstelle in Köln vorzubereiten und ihren Mitarbeitern zu kündigen. „Schließlich muss ich die Fristen einhalten und kann meine Mitarbeiter nicht erst im Winter vor die Tür setzen“, erklärte Hirschamm-Graf gestern. Zwar hätten die Stadtverwaltung und alle Fraktionen die Bedeutung einer Verbraucher-Beratung in Köln betont und eine Verlängerung des Vertrages angekündigt, bislang sei jedoch nichts geschehen.

Beratungsstelle Köln ist Schlusslicht in NRW
Der angekündigte Vertrag sehe zudem eine Kürzung des Etats von 12,5 Prozent vor. Dabei bezahle Köln schon jetzt deutlich weniger als andere Kommunen in NRW, so Hirschmann-Graf. Während Düsseldorf, Bonn und Wuppertal pro Haushalt über einen Euro bis zu zwei Euro ausgeben würden, bezahle Köln mit 225.000 Euro im Jahr nur 44 Cent pro Haushalt. „Von allen 57 Beratungsstellen in NRW ist Köln schon jetzt das Schlusslicht“, erklärte Hirschmann-Graf. Die Kürzung würde die Verbraucherzentrale Köln zudem gleich doppelt treffen. Denn Kommune und Land beteiligen sich jeweils zu 50 Prozent an den Kosten. Kürzt die Stadt ihre Beteiligung, kürzt auch das Land. Insgesamt müsste die Beratungsstelle Köln dann also eine Kürzung von 25 Prozent verkraften.

„Das ist einfach nicht machbar“, betonte gestern Annette Bobbert, Leiterin der Kölner Beratungsstelle. Denn schon jetzt seien sie und ihre Kollegen überbelastet. Gemessen am Anstieg der Nachfragen sei eigentlich eine Verdopplung des Personals nötig, erklärte Bobbert. Schon jetzt müssten Bürger oftmals zwei Wochen auf einen Termin warten. Sollte die Kürzung durchgesetzt werden, wird sich die Wartezeit wohl auf vier Wochen verlängern, schätzt Bobbert. Dann könnten viele Bürger Fristen – etwa um ihr Geld von Gewinnspielen und Lotterien zurückzufordern – nicht mehr einhalten. „Wir müssen schon jetzt Bürger an Anwälte verweisen. Das kann sich natürlich nicht jeder leisten“, so Bobbert.

Studenten und Mittelschicht in Zahlungsnot
Aufgrund der Wirtschaftskrise kämen immer mehr Bürger zur Verbraucherzentrale. Insgesamt verbuchte die Beratungsstelle Köln 2009 knapp 45.000 Kontakte. Besonders häufig würden ältere Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund um Rat fragen. Seit dem vergangenen Jahr hätten erstmals nun auch vermehrt Studenten und die Kölner Mittelschicht angefragt. Beide Gruppen interessierten sich insbesondere für eine Finanzberatung. Studenten, die nach ihrem Studium keinen Arbeitsplatz gefunden haben, kämen nun vermehrt in die Notlage, trotzdem ihre Studienkredite zurückzahlen zu müssen. Und auch die Mittelschicht wäre durch die Wirtschaftskrise verstärkt in Zahlungsnöte gelangt. „Oftmals entwickelt sich bei uns eine Energieberatung zu einer umfassenden Budget-Beratung“, weiß Bobbert.

Insgesamt würden die Beratungen immer komplexer. Statt vier schaffen die Mitarbeiter heute nur noch zwei Beratungen in einer Stunde. Besonders gefragt waren 2009 die Themen Telekommunikation, Energie und Finanzdienstleistungen. Daneben sei auch die Beratung zur Altersvorsorge deutlich angestiegen. Während die persönliche und die schriftliche Beratung dabei angestiegen seien, wäre die Beratungsstelle wegen des Personalmangels telefonisch kaum noch erreichbar, betonte Bobbert. Rund 100 Anrufe würden pro Tag angenommen. Weitere 100 Anrufe könnten täglich nicht entgegen genommen werden.

Tipp: Monatlich Kontoauszüge kontrollieren
Insbesondere ältere Menschen würden weiterhin auf Gewinnspiele und Lotterien hereinfallen. Ein drastisches Beispiel: Eine ältere Dame bezahlte monatlich für 19 Gewinnspiele – ohne einen Vertrag mit einer der Lotterien abgeschlossen zu haben. „Die haben ihr einfach das Konto leer geräumt“, berichtete Bobbert. Gewinnspiel-Unternehmen seien dabei deutlich raffinierter geworden. Oftmals hätten sie schon jetzt die nötigen Daten und würden Gelder abheben, selbst wenn der Betroffene am Telefon nicht einwilligen würde. Bobbert rät: Bürger sollten monatlich ihre Kontoauszüge kontrollieren. Denn bis zu sechs Wochen sei eine Abbuchung problemlos zurückbuchbar.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung