Bochum | Ein wenig wirkt er wie eine geschlossene Seifenkiste – zugegeben: eine hoch entwickelte Seifenkiste. Und tatsächlich hat der „Solarworld GT“ etwas mit den klapprigen Gefährten gemein: Beide kommen ohne Benzin aus. Doch während Seifenkisten den Berg nur herunterfahren können, fährt das Solarauto sie mithilfe der Sonne problemlos auch wieder hinauf, wie Bochumer Studenten beweisen. Mit dem von ihnen entwickelten Solarmobil umrunden sie derzeit die Welt – zum ersten Mal in der Weltgeschichte völlig energieautark, wie sie betonen.

„Man erregt schon Aufsehen“, erzählt Tim Skerra, der studentische Teamleiter für das Projekt. Seit dem Start der Weltumrundung in Australien im September vergangenen Jahres ist er mit wechselnder Begleitung unterwegs in dem Solarmobil. Viele Menschen stellten Fragen zu dem ein wenig eigentümlich aussehenden Gefährt, wollten beispielsweise wissen, was das Team bei Regen mache, berichtet der 23-jährige Student.

Er erklärt ihnen dann, dass sie noch Batterien dabei haben, die sie bei Sonne aufladen. Wenn es dann regnet, kommen sie immerhin noch 400 Kilometer weit mit ihren Akkus. Und wenn das Wetter zu lange schlecht ist, „dann muss man wirklich warten“, sagt Skerra. Auf andere Energiequellen, und sei es der Solarstrom aus der Steckdose, wollen die Studenten bei ihrem Projekt bewusst nicht zurückgreifen, schließlich soll das Auto wirklich nur mit eigenen Energiequellen auskommen.

Entwicklung dauerte ein Jahr

Ein Jahr lang haben etwa 30 Studenten an der Entwicklung des neuen Gefährts gearbeitet. Viele Stunden haben sie darin investiert, das Auto noch leichter und noch energieeffizienter zu machen als seine vier Vorgänger, die die Bochumer in den vergangenen Jahren bereits geschaffen haben.

Dass das Ergebnis so überzeugend sein würde, dass es sogar eine Weltumrundung übersteht, hätte selbst Stefan Spychalski nicht gedacht, der das Studentenprojekt seit Jahren als Sprecher betreut. „Ich habe gedacht, das schaffen wir nie“, sagt er und lacht. Es sei zu viel Logistik nötig und der Wagen sicherlich zu empfindlich, habe er sich gesagt. Doch die Studenten haben ihn eines Besseren belehrt. Tausende Kilometer durch Australien, Amerika und Teile Europas haben sie bereits zurückgelegt. Bis November dieses Jahres wollen sie durch Asien zu ihrem Zielpunkt Australien gelangen.

Bislang habe es keine größeren Probleme gegeben, sagt Skerra. Leicht sei es allerdings auch nicht immer, rund um die Uhr zusammen zu sein. „Man sitzt schon ganz schön aufeinander“, sagt Skerra. Da werde insbesondere das Essen „ein wichtiger Moralfaktor, damit die Stimmung gut bleibt“.

Und ab und zu gibt es auch unerwartete Highlights auf der Tour. So etwa eine amerikanische Familie, die die Studenten spontan zum Essen und zum Übernachten einlud. Oder der Winzer an der Mosel, der ihnen unverhofft eine kostenlose Weinprobe kredenzte.

Auch mit dem Auto an sich sind die Studenten bislang zufrieden. Trotzdem soll es nicht das letzte aus der Studentenwerkstatt sein. Während ein Teil des Teams um die Welt tourt, entwickeln die anderen bereits das Nachfolgemodell. Für normale Kunden wird jedoch auch das sechste Modell der Bochumer wohl kaum erschwinglich sein. Bereits im aktuellen Auto wurden allein Solarzellen im Wert von 100.000 Euro verarbeitet.

Skerra glaubt angesichts dieser Preise auch nicht, dass in naher Zukunft autarke Solarautos die Straßen bevölkern werden. „Es ist wahrscheinlicher, dass wir Elektroautos bekommen, die über Solarstrom geladen werden“, schätzt er. Autos für den Handel zu bauen, sei aber auch gar nicht das Ziel des Bochumer Projekts, sagt Spychalski. „Wir wollen hervorragende Ingenieure ausbilden, die wissen, wo man beim Auto sparen kann, um noch mehr Effizienz zu bekommen“, betont er. Und dafür biete die Solarauto-Werkstatt beste Voraussetzungen.

Autor: Tonia Haag, dapd | Foto: Sascha Schuermann/dapd
Foto: Studenten der Hochschule Bochum bereiten am Freitag in Duisburg im Landschaftspark Nord ihr selbstgebautes Solarauto SolarCar „Solarworld GT“ fuer eine Präsentation vor. Mit einem von ihnen entwickelten Solarmobil umrunden sie derzeit die Welt – zum ersten Mal in der Weltgeschichte völlig energieautark, wie sie betonen. Tausende Kilometer durch Australien, Amerika und Teile Europas haben sie bereits zurueckgelegt. Bis November dieses Jahres wollen sie durch Asien zu ihrem Zielpunkt Australien gelangen.