Haben Studenten ein Recht auf Muße?
Mehrere hundert Studenten könnten laut dem Allgemeinen  Studierendenausschuss (AStA) zum 1. April „zwangsexmatrikuliert“ werden. Denn sie haben bis heute noch keine Zwischenprüfung oder kein Vordiplom abgelegt und sind nun von den Auslaufordnungen der Magister- und Diplomstudiengänge betroffen. Mit einem offenen Brief plädiert der AStA der Uni Köln dafür, dass diese Auslauffristen mit sofortiger Wirkung ausgesetzt werden und sämtliche Exmatrikulationen gestoppt werden. „Die Umstellung auf Bachelor/Master wurde beschlossen und durchgesetzt ohne Rücksichtnahme darauf, was dies für die Menschen bedeutet. Wer in den durch Konkurrenz und Druck geprägten Strukturen nicht ‚funktioniert’, habe eben nicht die geeignete ‚Persönlichkeitsstruktur’ und sei nicht ‚studierfähig’, wird argumentiert. Dagegen wenden wir uns entschieden: Nicht die Studierenden sind das Problem, sondern die verfehlten Reformen und unterfinanzierten Strukturen“, erklärte heute Jonas Thiele, 1. AStA-Vorsitzender.

Katharina Sass, 2. AStA-Vorsitzende, fügte hinzu: „Wir meinen: Bildung muss für alle da sein. Unabhängig von der persönlichen Situation eines Menschen müssen die Strukturen so gestaltet sein, dass alle die Möglichkeit haben, mit Muße zu studieren, kritisch zu reflektieren und so einen viel wichtigeren gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen, als alle Exzellenz-Initiativen zusammen es jemals könnten.“

Rektorat: Studenten hatten genügend Zeit
Das Rektorat der Universität zu Köln wollte diese hohe Zahl von mehreren hundert Exmatrikulationen nicht bestätigen. Allerdings lägen keine genauen Erhebungen vor, erklärte Dr. Patrick Honecker, Leiter der Stabsstelle Presse und Kommunikation. Er vermutet, dass es sich um etwa eine Anzahl im zweistelligen Bereich handele. Das Rektorat kündigte an die Auslaufordnungen nicht Stoppen zu wollen. Schließlich wären diese im Jahr 2007 zusammen mit den Studenten beschlossen worden. Zudem wären alle betroffenen Studenten damals angeschrieben und beraten worden. Seit der Umstellung auf die neuen Abschlüsse hätten alle Studenten vier Jahre (8 Semester) Zeit gehabt, ihre Zwischenprüfung oder ihr Vordiplom zu absolvieren. Da nach der Regelstudienzeit dies bereits nach zwei Jahren erfolge, hätten die Studenten genügend Zeit gehabt, meint Honecker. Zudem wäre ihnen auch die Möglichkeit angeboten worden, in einen Bachelor- und Masterstudiengang wechseln zu können.

Häufig hätten sich diese Studenten jedoch als „beratungsresistent“, so Honecker, erwiesen. Einige seien auch bereits seit 50 Semestern für ihren Studiengang eingeschrieben. Um ihnen dennoch zu helfen, will die Universitätsleitung nun zusammen mit dem AStA über einige Härtefälle beraten und „einheitliche Lösungen finden“, so Honecker gegenüber Report-k.de.

Abschluss muss 2013 geschafft sein
Wer seine Zwischenprüfung oder sein Vordiplom bereits absolviert hat, der kann nun weiter seinen Magister- oder Diplomstudiengang verfolgen. Allerdings müssen die Studenten ihren Abschluss spätestens im Jahr 2013 schaffen. Denn auch dort droht sonst die Exmatrikulation wegen der Auslaufordnungen. In weiteren zwei Jahren sei das jedoch zu schaffen, betonte Honecker.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung