Aktuelle Modellrechnungen des Demografen und Wirtschaftswissenschaftlers Eckart Bomsdorf von der Universität zu Köln zeigen, dass die Lebenserwartung in Deutschland neue Rekordhöhen erreichen wird. Bei in diesem Jahr geborenen Mädchen beträgt demnach die Lebenserwartung 92,7 Jahre und bei Jungen 87,6 Jahre. Nach den Berechnungen von Professor Bomsdorf sollen zudem bereits die heute lebende Generation der „Best Ager“ sehr alt werden können. Über 100.000 der 50-Jährigen würden danach das Alter von 100 Jahren erreichen. Damit würde sich die Anzahl der Hundertjährigen in fünfzig Jahren gegenüber heute nahezu verzwanzigfachen – und das bei sinkender Bevölkerungszahl. „Das sind Werte, die Gesellschaft und Politik mehr als nachdenklich stimmen sollten“, sagt Bomsdorf. Noch eindrucksvoller sieht es bei den Neugeborenen aus. Von den im Jahr 2010 geborenen Mädchen könnten 50 Prozent ein Alter von 95 Jahren erreichen, Jungen ein Alter von 90 Jahren. 25 Prozent könnten sogar mindestens das Alter von 100 bzw. 97 Jahren erreichen.

Rente erst mit 70 Jahren?
Steigende Lebenserwartungen führen zu steigenden Kosten in Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Bei der Pflegeversicherung zeige sich diese Veränderung besonders deutlich: Eine Zunahme der Anzahl der Pflegebedürftigen von heute 2,2 Millionen auf 4,5 Millionen im Jahr 2050 sei durchaus realistisch. Wegen des Rückgangs der Bevölkerung würde der Anteil der Pflegebedürftigen an der Bevölkerung noch deutlicher zunehmen: von heute 2,6 Prozent auf über 6 Prozent in 2050. „Diese Zahlen verdeutlichen, dass die höhere Lebenserwartung zu einer großen Belastung der Sozialsysteme führen wird, deren Höhe heute vielfach immer noch unterschätzt wird. Beitragserhöhungen sind längerfristig unvermeidbar“, sagt Bomsdorf. „Eine höhere Lebenserwartung führt zu längeren Rentenlaufzeiten, der in erster Linie durch eine Erhöhung und insbesondere auch Flexibilisierung des gesetzlichen Renteneintrittsalters – langfristig sogar über das Alter von 67 hinaus – begegnet werden kann“, sagt Bomsdorf. Nach den am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialstatistik der Universität zu Köln durchgeführten Berechnungen hat bereits heute eine 65-jährige Frau eine Lebenserwartung von 22,7 Jahren. Ein gleichaltriger Mann hat dagegen eine Lebenserwartung von 18,8 Jahren. Selbst 80-Jährige haben heute noch eine Lebenserwartung von 9,8 (Frauen) bzw. von 8,2 Jahren (Männer).

Vollendetes Alter in Jahren Geburtsjahrgang Fernere Lebenserwartung
weiblich männlich
0 2010 92,7 87,6
10 2000 82 76,7
20 1990 71 65,5
30 1980 59,9 54,4
40 1970 48,8 43,4
50 1960 37,9 32,8
60 1950 27,6 23,2
65 1945 22,7 18,8
70 1940 18 14,8
80 1930 9,8 8,2





[cs; Quelle: Uni Köln: Foto:
campomalo/www.pixelio.de]