Köln, 9.12.2007, 11:00 Uhr // Die für die Schulen in NRW zuständige Ministerin Barbara Sommer faßt die Übertrittszahlen 2007 in eine griffige Formel:  „Hauptschulen stabilisieren sich“. Wir schreiben das Jahr Zwei nach dem Ende der Wahlfreiheit der Eltern für die Schulform ihrer Kinder nach der Grundschule. Denn seit zwei Jahren entscheiden die Lehrer, unabhängig von den Eltern, in welcher Schulform Kinder Chancen bekommen.

Nach vorläufigen Ergebnissen der Amtlichen Schuldaten sind in Nordrhein-Westfalen zum laufenden Schuljahr 2007/2008 rund 28.500 Kinder aus der Grundschule zur Hauptschule übergegangen. Dies sind rund 1.000 mehr als im vergangenen Schuljahr (27.470). Da der übergehende Jahrgang demographisch bedingt stark besetzt ist, liegt die Übergangsquote unverändert bei 15,1 Prozent.

Das Schulministerium begründet die erhöhte Zahl so: "Einen erheblich stärkeren Zulauf haben die Hauptschulen mit dem neuen erweiterten Ganztagsbetrieb. Die Zahl der Wechsler aus der Grundschule in diese Schulen hat gegenüber dem Vorjahr um 9,8 Prozent zugenommen."
 
Schulministerin Barbara Sommer erklärte dazu: „Eine Trendwende zeichnet sich ab. Die Hauptschulen stabilisieren sich, nachdem die Akzeptanz der Eltern jahrzehntelang stetig gesunken war. Die Eltern nehmen die neuen Ganztagsangebote an. Die Investitionen der Landesregierung machen Eltern und Schülern deutlich: Die Hauptschule hat Zukunft in Nordrhein-Westfalen.“
 
Für die anderen Schulformen sind unterschiedliche Entwicklungen zu verzeichnen. Die Übergangsquote zur Gesamtschule ist von 17,4 Prozent auf 16,9 Prozent gesunken, wobei die absolute Zahl der Übergänger um rund 200 auf etwa 31.900 gestiegen ist. Die Übergangsquote zur Realschule hat sich deutlich von 27,7 Prozent auf 28,6 Prozent erhöht. Es haben insgesamt gut 54.000 Kinder die Grundschulen in Richtung Realschule verlassen. Das sind rund 3.700 mehr als im Vorjahr.
 
Mit 38,6 Prozent (Vorjahr 39,0 Prozent) ist die Übergangsquote zum Gymnasium die zweithöchste jemals in NRW gemessene. Die Zahl der zum Gymnasium übergegangenen Kinder hat sich demographisch bedingt um rund 2.000 erhöht. Auf die weiteren Schulformen (Förderschule, Freie Waldorfschule) wechselten knapp 1.600 (0,8 Prozent) der übergehenden Grundschulkinder.
 
Ministerin Sommer: „Der gestiegene Zulauf zu den Realschulen ist ein Beleg für deren erfolgreiche Arbeit im gegliederten Schulsystem. Es zeigt sich auch, dass die Qualitätsoffensive Hauptschule ein voller Erfolg ist. Es sollte deshalb endlich Schluss sein mit den Unruhe stiftenden Debatten um die Schulstruktur.“

Kommentar: Die Ministerin macht es sich einfach und interpretiert die Zahlen, wie es ihr persönlich gefällt und politisch nutzt. Das ist legitim und von ihrer Warte aus verständlich. Man könnte die Zahlen aber auch ganz anders interpretieren. Durch das Steuerungstool die Lehrer entscheiden zu lassen, welche Chancen Kinder bekommen und auf welche Schulform sie kommen, erreicht die Landesregierung eine bessere Auslastung aller drei Schulformen des gegliederten Schulsystems. Bewiesen ist eines, was die Ministerin suggerieren will, damit nicht: Das die Akzeptanz der Eltern steigt. Und noch eines erreicht die Ministerin damit nicht und das ist das Fatale an ihrer Strategie: Mehr Talente zu fördern, denn das ist ihre eigentliche Aufgabe in einer Gesellschaft die einem so starken demographischen Wandel unterliegt und deren einzigstes Kapital und Rohstoff das Wissen ist. Die Wirtschaft dieses Landes braucht mehr Kopfarbeiter und nicht mehr Menschen die körperlich arbeiten können. Ministerin Sommer und die Landesregierung zementieren mit diesen Regelungen mittelfristig den Status quo und das Kastendenken, anstatt das Land für die Zukunft fit zu machen.

// ag // Quelle: Landesregierung//