Eltern müssen Begrüßungsbesuch selbst anfordern
Fast jedes vierte Kind in Köln lebt in Armut. Dagegen kämpft Agnes Klein, Dezernentin für Bildung, Jugend und Sport, mit zahlreichen Projekten. So wollte sie 2009 die sozialen Frühwarnsysteme ausbauen. 1,2 Millionen Euro jährlich stellt die Stadt Köln dabei für das Projekt Kiwi zur Verfügung. Im Rahmen dessen wurden Eltern von Neugeborenen über Angebote der Gesundheits- und Jugendhilfe informiert. Unaufgefordert statteten ehrenamtliche Kräfte den jungen Eltern einen Besuch ab. Damit habe man rund 80 Prozent erreicht, erklärt Klein. Dann jedoch habe die Landesbehörde für Datenschutz und Informationsfreiheit neue Verfahrensabläufe gefordert. So wollte man verhindern, dass Begrüßungsbesuche nicht dafür genutzt werden, um generell die sozialen Verhältnisse in Familien mit Neugeborenen zu überprüfen. Seitdem müssen Eltern den Besuch selbst anfordern. Dadurch habe sich die Erreichungsquote auf 20 Prozent verringert, meint Kölns Jugenddezernentin. Darum habe sie nun das Land aufgefordert zum ursprünglichen Verfahren zurückzukehren.

Einrichtung des „Gefährdungsmeldungs-Sofort-Dienstes“ gegen Kinderarmut
Zu der frühzeitigen Erkennung von drohenden oder bestehenden Kindesvernachlässigung gehören auch die U 5- und U 6-Untersuchungen. Seit diesem Jahr melden Kinderärzte den Jugendämtern, welche Kinder nicht an den Untersuchungen teilnehmen – obwohl die Teilnahme daran nicht verpflichtend ist. Täglich liefen rund 20 Meldungen beim Jugendamt ein, berichtete Klein. Denn über 20 Prozent der Eltern würden an den Untersuchungen nicht teilnehmen. Eingreifen könne die Kommune aber erst, wenn Anzeichen für eine Kindeswohlgefährdung vorlägen. Seit Februar 2009 habe man zudem 45,5 neue Sozialarbeiterstellen im Rahmen des „Gefährdungsmeldungs-Sofort-Dienstes“ in der Innenstadt, in Kalk, Rodenkirchen und Mülheim eingerichtet. Der wurde dazu eingerichtet, um direkt auf gemeldete Verdachtsfälle von Kindeswohlgefährdung reagieren zu können. Im Oktober wurden nun weitere 23 Stellen in Lindenthal, Ehrenfeld, Nippes, Chorweiler und Porz eingerichtet.

Die Versorgungsquote für Kinder unter drei Jahren konnte, so Jugenddezernentin Klein, in den vergangenen zwei Jahren deutlich angehoben werden. Während im August 2007 nur 11,8 Prozent dieser Kinder einen Platz in einer der Kindertagestätten hatten, waren es im August 2009 bereits 20,2 Prozent. Bis 2013 möchte Agnes Klein die U 3-Versorung auf 40 Prozent steigern. Zudem sei in diesem Jahr die Bewegungsförderung in den Kitas ausgebaut worden. Inzwischen würden etwa 45 Kitas einmal in der Woche mit nahe gelegenen Sportvereinen zusammenarbeiten.


Foto: Mit einem großen Plakat machen die Schüler des Gymnasium Nippes auf die Missstände ihrer Übermittagsbetreuung aufmerksam.


Klein fordert mehr Unterstützung durch das Land
Im Sommer 2008 startete an zwei Kölner Schulen ein Pilotprojekt, um Förderschulen zu Kompetenzzentren umzubauen. Dazu gehörten die Förderschule in Mülheim-Ost und die Förderschule in Köln-Porz. Erreicht wurde bislang eine bessere Beratung und Unterstützung der Schulen sowie eine bessere Vernetzung zu anderen Einrichtungen wie etwa den Kinderärzten oder der Jugendhilfe. Dennoch, so Klein, solle das Projekt zunächst nicht ausgeweitet werden. Denn das Land würde die Kompetenzzentren zu wenig fördern. So seien nicht genügend Gelder etwa für Fortbildungen und Personal vorhanden. Das sei nicht nur bei diesem Projekt der Fall, erklärte heute Klein. Das Land würde sich insgesamt zu wenig an Bildungsmaßnahmen beteiligen.

Ausweitung des Ganztags-Unterrichtes
Die im Herbst 2009 durchgeführte Elternumfrage zu weiterführenden Schulen hat es gezeigt: 67 Prozent der befragten Eltern gaben dort an, sich für ihr Kind einen Platz an einer Ganztagsschule zu wünschen. Seit dem Schuljahr 2009/ 2010 liegt die Versorgungsquote immerhin bereits bei 52 Prozent. „Damit liegt Köln landesweit an der Spitze“, betonte heute Agnes Klein. Sie rechnet in den kommenden Jahren jedoch mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage. Ihr Ziel ist es daher, die Ganztagsschule in Köln weiter auszubauen, so dass jedes Kind, das einen Platz an einer Ganztagsschule wünscht, auch einen erhält. In diesem Jahr haben neun Kölner Schulen den Ganztagsbetrieb aufgenommen, 2010 sollen weitere 14 Schulen folgen.

Im Dezember 2008 verkündete Agnes Klein, dass das Projekt „Rucksack“ 2009 auf insgesamt 20 Grundschulen und zehn Kitas ausgedehnt werden solle. Das Projekt fördert die Sprachkenntnisse sowohl von Kindern als auch von deren Eltern. So soll es Eltern ermöglicht werden, ihre sprachförderungsbedürftigen Kinder im Lernen zu unterstützen. Aktuell wird das Projekt an elf Grundschulen und vier Kitas durchgeführt. Nun plant Klein eine Ausdehnung von „Rucksack“ im kommenden Jahr.


Foto: Schwimmunterricht


Kostenlose Mitgliedschaft in Sportvereinen für Kinder
Im Oktober 2009 startete das Projekt „Kids in die Clubs“ in Köln. Damit will die Stadt Köln Kindern aus sozial benachteiligten Familien die unentgeltliche Mitgliedschaft in Sportvereinen ermöglichen. So erhalten Vereine gegen einen Nachweis, dass sie Kinder kostenlos an ihrem Angebot teilhaben lassen, 500 Euro von der Stadt Köln. Darüber hinaus gelang es Sportdezernentin Klein in diese Jahr das Projekt „Sicher Schwimmen“ weiter auszubauen. Im Dezember 2008 nahmen 119 Schulen an dem Projekt teil, inzwischen sind es bereits 156. Mit dem Projekt sollen Kölner Grundschüler zu sicheren Schwimmern ausgebildet werden. Denn etwa 60 bis 70 Prozent der Kinder können am Ende ihrer Primarzeit nicht schwimmen.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto oben: xtraxtrasounds/ www.pixelio.de; Foto "Schwimmunterricht": Claudia Schrader-Wingens]