Köln, 9.10.2007, 9:00 Uhr >
Die Akademie trägt erste Früchte, so hätte auch die Headline sein können. Im Mai diesen Jahres gründete das Literarische Komitee eine Ausbildungsakademie für karnevalistische Nachwuchskräfte. Und Typen wie "Dä Knubbelisch" haben sich schon weiter entwickelt, sind sozusagen realoaded und überzeugen durch ausgefeiltere Reden und ein Mehr an Bühnenpräsenz. Erfreulich auch das der Vorstellabend umziehen konnte, vom Ostermannsaal in den großen Sartory, so groß war das Interesse am "Treffpunkt Nachwuchs".


Inken Wirths


Fabian Schallenberg

Angewärmt wurden die Gäste von der Jugendtanzgruppe der Kammerkätzchen und Kammerdiener der Großen Karnevalsgesellschaft Schnüsse Tring. Die hatten ihren rießigen Teddybären auf der großen Sartory-Treppe sitzen und begeisterten das Publikum mit ihren frischen Tänzen. Dann folgte echter Nachwuchs, Inken Wirths,11, die rotzfrech und perfekt ihre Rede vortrug und natürlich auch von Zeugnisproblemen berichtete, schließlich kam sie mitten in den Herbstferien mit ihrem Ranzen auf die große Sartory Bühne. Fabian Schallenberg trat in rot-weißer Montur auf und ist mit seinen 12 Jahren einfach nur "joot drup". So locker wie Fabian Schallenberg vor diesem großen Publikum singt das ist echt klasse.


Der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval Markus Ritterbach und Dr. Johannes Kaußen, Leiter des Literarischen Komitees

Markus Ritterbach, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval lobte die tolle Arbeit des Literarischen Komitees immer wieder neue Künstler zu finden, auszubilden und zu unterstützen. Ritterbach bat aber auch die vielen Literaten im Saal etwas für den Nachwuchs zu tun und mahnte: "Was nützt es wenn wir ausbilden und präsentieren und dann der Nachwuchs keine Chance hat sich auch auf den Bühnen des Kölner Karnevals zu bewähren." 15 Programmnummern präsentierte Dr. Johannes Kaußen auf dem Treffpunkt Nachwuchs.


Stefan Knittler & Fründe
Drei Lieder brachte Stefan Knittler auf die Bühne, die "Fründe" wie die Band um den Mann mit der Narrenkappe heißt, haben sich nicht nur in der Manpower verstärkt, auch musikalisch ist man wesentlich weiter gekommen. Stefan Knittler, der Mitbegründer der Kölner Band "Bagdad Babies", die sich 1992 auflösten und der aus Jux und Dollerei bei "Loss mer singe" mitmachte, bietet ein breites Programm aus Coversongs, bei der die Musik adaptiert und interpretiert wird, wie zum Beispiel "Shiny Happy people" von REM, oder "Ruude Rän" und mit eigenen kölschen Texten angereichert werden und sehr schöne eigene Songs. Knittler hat eine eigene Stimme, die dunkel, rauchig, stark und authentisch wirkt, vor allem wenn er aus seinem Köln erzählt. Da legt er Qualitäten an den Tag in der Art eines Bob Dylan, oder Tom Waits, nur moderner ohne diese zu kopieren. Bei der Hymne für "Loss mer Singe" wie "Kumm loss mer singe", wird seine Stärke besonders auffällig. Neben den eingängigen Refrains, erzählt er stark narrativ seine Texte, trägt diese in einer Form zwischen Sprechgesang und Gesang vor und trägt Emotionalität pur in die Seele des Saals. Stefan Knittler, wurde am heutigen Abend von fünf Freunden unterstützt und ist sicher nicht die richtige Nummer für puren Ballermann-Karneval, aber eine pure Freude für alle die, die Künstler schätzen die mit Herzblut auftreten, gute Storys erzählen können und das noch mit Spaß und Stimmung verbinden können.

Dä Knubbelisch vum Klingelpütz
Dä Knubbelisch hat einen optischen Relaunch hinter sich. Statt Uniform aus der Gründerzeit mit Pickelhaube, ist er frisch durchdesignt und jetzt der moderne Cop from JVA Ossendorf. Dä Knubbelich ist eine urwüchsige Type und lässt gerne Düsseldorfer rechnen, multiplizieren und dividieren und zieht dabei das gute alte Klischee, sehr zur Freude des Saals, durch den Kakao. Dä Knubbelisch versteht es sein Publikum mit einem Gemisch aus neuen kölschen Wortschöpfungen (wie sie jeden Tag an den Kaffeebuden dieser Stadt entstehen) und in breitestem Kölsch, zwischen Büdchenklaaf, Kalauern und witzigen Einsprengseln, kölschen Schimpfwörtern mit frech-derbem kölschem Einschlag zu unterhalten. Seine Akademiezeit hat seinen Sprachwitz verfeinert und seinen Vortrag professionalisiert. Dä Knubbelisch formuliert heute seine Geschichten besser aus, der Aufbau der Rede ist stark verbessert und geschickt integriert er Teile seiner alten Rede. Standing Ovations für den Knubbelich vum Klingelpütz. Bereits im Jahr 1998 entwickelte der Knubbelich seine Type.

Drei musikalische Geschichtenerzähler aus dem alten Köln, die leisere Töne zu Gehör brachten, präsentierten jeweils nur ein Lied.

Alles Paletti
eine Quetsch und eine Opern-Bariton-Stimme bringen das Wort "Kölle" in ihrem Song "Wo singt man schöne Leeder in Kölle" musikalisch zum Leuchten und variieren es in allen Tonlagen. Das ist gekonnt. Das musikalisch hervorragend aufeinander abgestimmte Duo zaubert einen Moment Historie in den Saal und wenn man die Augen schließt könnte man meinen in den 50er oder 60er Jahren in einem Kölner Saal zu sitzen, als noch Isettas und VW Käfer durch Köln brausten. Öffnet man die Augen allerdings, sieht man einen Mann im "Äppels-Boore"-Outfit mit rot geschminckter Nase. Die Lieder, die wie in der großen Oper vorgetragen werden, orientieren sich textlich an den klassischen Krätzjer. Alles Paletti, das sind Günter Starke und Heiner Jungebluth.

De 2 Jlöckspilze
"ja da hamma wieder Glück jehabt" – eine sehr kölsche Nummer, die zwischen Zuhörstück und Mitklatschnummer wechselt. Das Stück ist eingängig, der Refrain einfach und schnell zu merken und zu lernen, das merkte man auch am Publikum, das schnell in Rythmus und Refrain fand. Es ist eine klassische Nummer, und keine musikalische Innovation, aber gerade daraus entwickelt sie ihren Charme. Die Nummer hat das Zeug zum Mitsing-Song. De 2 Jlöckspilze, das sind Winfreid Steinbach und Wolfgang Müllers. Die waren 19 Jahre lang Arbeitskollegen und traten in ihrem Unternehmen als "de 2 Frikadelle" auf und brachtem manchem Jubilar ein Ständchen. Wolfgang Müllers war auch schon mit den "Schlabberlätz" unterwegs. Als er in einer Woche, die Kündigung bekam, seine Frau sich von ihm trennte und die Schlabberlätz sich auflösten und Winfried Steinbach vergaß seinen Lottoschein mit angekreuzten 6 Richtigen abzugeben vergaß, reifte bei den beiden Musikern der Entschluß sich von nunan "De 2 Jlöckspilze" zu nennen und außerhalb des Unternehmens aufzutreten. Unterstützt wird das Duo von den Musikern Stevie Evers und Kai Bosse.

Ne Kaschemmensänger
Günter Missenich, der sich als Günter ohne "h" geschrieben hören und lesen will, hat eine Reibeisen-Stimme, wie sie nicht besser zu seinem Titel "Ne Kaschemmensänger" passen könnte. Günter Missenich spielt Quetsch, übrigens auch bei seinen Stadtführungen, die er Touristen und Einheimischen, durch die Kölner Altstadt anbietet. Ungeschminkt und echt erzählt "Ne Kaschemensänger" von seinen Erlebnissen aus Köln. Er ist das erste Mal dabei, hatte aber schon einen Auftritt im WDR in der Sendung "Schöne Bescherung".

Knubbelefutz und Schmalbedaach
So einfach ist das. Eine einzige gute Idee und um die herum drehen die beiden gekonnt eine Geschichte aus dem Alltag, wie das "Usambaraveilchen". Das können Knubbelefutz und Schmalbedaach in Vollendung. Sicher die beiden sind nichts für ein junges Partypublikum, aber für ein Publikum, das zuhören kann und das kölschen Wortwitz schätzt, gehören die beiden zu einer der Top Entdeckungen. Im Literarischen Komitee sind die beiden zum zweiten Mal dabei.  Ein herrliches kleines Lied über Urlaub und ein Usambaraveilchen, die Pflegekraft des Usambaraveilchens und den Verwicklungen nach dem Urlaub und dem Ableben des Usambaraveilchens. Knubbelefutz, das ist Renate Heymans und Schmalbedaach ist Dieter Schmitz, die in glasklarem Kölsch poetisch Geschichten erzählen. Das Duo wechselt virtuos zwischen Liedern und Erzählgeschichten, es geht um den Wunsch nach Bratwurst mit Senf, um die große Liebe und Bandwürmer, Schnecken die Schmalbedaach von hinten überholen, aber glauben sie ja nicht das wird so alles 1:1 erzählt, keine Story und sei sie noch so klein, endet bei Knubbelefutz und Schmalbedaach ohne Pointe oder witzige Wendung. Und dabei ist der Vortrag der Beiden herrlich unaufgeregt, was die Wirkung immens steigert.

Schnabel – wunderschöne melodische Musik, für den großen Saal fehlt vielleicht noch ein bischen der Bums.
Die fünf Musiker um Jörg Schnabel erzählten eine Geschichte über eine Katze, modern, musikalisch breit angelegt, mit Violine und klassischem Bass. Mutig wechseln sie Tempi, aber auch Lautstärke. Mal sind sie laut, lustig, aufgekratzt, dann flüstern sie fast. Schnabel ist eine Profi-Band, die melancholische Balladen erzählen und die mit musikalischen Zwischentönen spielen kann. Es ist Qualität die hier Einzug hält, die aber voraussetzt dass man Musik liebt und Zwischentöne hören, spüren und erleben kann, sozusagen sensibilisiert ist für Musik. Ob das aber in einem Saal immer gelingen mag, in dem der ein oder andere schon den einen oder anderen Wein zu viel intus hat? "Kölsche Leeder" ist eine Hommage an die großen kölschen Musikgruppen, wie beispielsweise die Bläck Fööss. Hier schließt sich auch der Kreis, denn Jörg Schnabel, der für Insider kein Unbekannter ist, hat für Bläck Fööss, Zeltinger und für viele andere produziert und komponiert. Schnabel ist vielleicht zu musikalisch für einen jecken Saal und mehr etwas für den Konzertsaal, dort feierte man auch schon große Erfolge, sei es bei der Rosenmontagsmatinee in der Kölner Philharmonie oder bei Konzerten im Künstlerhaus.

Engel Hettwich
60-90-60 habe ich am anderen Bein, kollidiert schon mal mit Düsenfliegern und hat Diätproblemdiskussionen mit Petrus. Engel Hettwich ist Hedwig Sieberichs und auf der Bühne unübersehbar. Alleine das Bühnenoutfit ist ein echter Hingucker, der abgebrochene Flügel, die hellblaue Airport-Tasche und das weiße Dessous-Höschen. Hedwig Sieberichs ist 42 Jahre jung und Pharmareferentin aus Mönchengladbach. Beim literarischen Komitee ist Engel Hettwich seit 2006. In der Vorankündigung nennt der Engel Hettwich sich selbst das "wohl griffigste Exemplar aus dem Himmel". Engel Hettwich hat sich durch die Akademie verbessert, nur ihre Diätmarathon-Erzählung wirkt etwas langatmig und hier wünscht man sich mehr Vielfalt. Aber bis die kürzeste Session beginnt ist ja noch ein bischen Zeit um am Programm zu feilen. Engel Hettwich ist eine Vertreterin der lauteren Töne und hat schon mal gerne auf den Putz, was aber zu ihrer Type gut paßt. Dies sollte sie weiter kultivieren.


Man achte bitte auf das Hündchen

Jürgen Beckers ist Ne Hausmann
Im dritten Jahr dabei und er hat nichts von seiner Erzählkraft verloren. Ganz im Gegenteil, der Mann gehört zu den Besten die der Kölner Karneval zu bieten hat und gehört auf jede große Saalbühne in Köln. Er erzählt witzige Geschichten vom SMSen, dem Händy, verwebt darin einen Staubsauger-Verzäll und ist dann wieder beim Händy und den Klingeltönen. Neben seinen Erzählgeschichten ist Ne Hausmann ein pfifiger Redner, denn er schafft es moderne und bekannte Songs oder Themen in seine Geschichten einzuweben und ihnen eine witzige Wendung zu geben. Noridc Walking wird da eben mal zu Nordic Talking bei weiblichen Geherinnen. 2005 kam Ne Hausmann zum Literarischen Komitee. Von einem Kollegen wird er geadelt, Willibert Pauels sagt über Jürgen Beckers, "in Aachen ist der weltberühmt", denn dort hat "Ne Hausmann", seine Wurzeln. "Ne Hausmann" ist ein excellenter Beobachter der Welt die ihn umgibt, ganz gleich real, virtuell oder digital und ist so in der Lage menschliche Schwächen, Marketingstrategien, Marken herrlich zu persiflieren. Und dabei geht er auch herrlich mit dem  Rheinländer an sich ins Gericht. Aber das eigentlich Geniale an dem Mann ist, das er dem Publikum das Gefühl gibt sich in seiner Rede zu verlieren, daher wird seine Rede nie langweilig, denn sie erschöpft sich nicht in der einen Idee die der Mann totreitet, sondern sie ist eine einzige Explosion von einer irre witzigen und guten Idee hintereinander. Alleine wenn er erklärt wie der Kölner den Aachener einschätzt und zum Fazit kommt… [mehr verraten wir hier nicht] freuen sie sich darauf. Eine Zehntel-Sekunde nach dem Ende der Rede stand der große Saal des Sartory komplett… Minutenlange Standing Ovations für Jürgen Beckers. Zu Recht!

Us em Leeve
Beschäftigen sich in einem ihrer Leider mit dem Weltkulturerbe Köln und üben dann mit dem Publikum etwas ein "was es im kölner Karneval noch nie gegeben hat – das Schunkeln". Die Lieder sind stark an gewohnte kölsche Musik angelehnt, wie man sie überall auf der Welt liebt. So verwundert es auch nicht, dass die Band schon in Shanghai im Yangtze New World Hotel aufgetreten ist, auf dem "First Shanghai Costume Ball". Die Lieder der Band sind eingängig und für Saal wie Kneipenkarneval gut geeignet, ohne große eigene oder eigenwillige Akzente zu setzen. Die Band macht gute und musikalisch klar strukturierte Stimmungsmusik. Us em Levve bespielt nach eigenen Angaben das musikalische Repertoire von Rock bis Reggae und Latin bis Ballade. Wert legen die Musiker darauf, dass sie selbst erlebte Geschichten vertonen, so erzählt Roland Bublitz bei einem der Lieder seine Kindheitserlebnise als kleiner Junge, als er mit seinen Eltern von Rath nach Brück mit dem Bollerwagen zum Zoch zog.  

Falsche Fufjzjier
Sind fünf Jungs aus dem Leben die wissen, dass die Hauptsache für einen Kölschen ist "dat Hätz is jot". Die "Falschen Fuffzijer" sind Dieter Wersebe, Akkordeon und Gesang, Winnie Rosenkranz, Gitarre und Gesang, Mickey Hymmen, Keyboards und Gesang, Jörg Engels, Schlagzeug und Gesang und Richard Stabe am Bass. Die "Falschen Fuffzijer" haben sich vor einem Jahr gegründet und bieten ein Programm von Walzer bis Polka und sogar Rock.

Schlabber und Latz
Ein Zweigespräch mit klarem Prinzip, der eine speakt English und der andere translated völlig falsch: Die Typen, seriöser Künstler und technischer Mitarbieter in klassischer Rollenverteilung. Das ist gaz und gar nicht unkomisch. Da ist der eine auf Fotosafari und trifft dort Tiere die "dangerous" heißen und der andere hat "Stöckelwild" auf Mallorca erlegt. Die Scherze sind nicht aus dem Lehrbuch geklaut, sondern eingkreativ und sehr witzig. Alleine die Übersetzung des Kennenlernens einer Frau in Wissenschaftsprache ist ungemein originell. Die beiden sind als Duo seit 1984 unterwegs und man kennt sie vor allem in Aachen und Umland. Denn zu Hause sind Schlabber und Latz in der KG Prinzengarde in Alsdorf. Die beiden sind gut und wissen wie man einen Saal aufgeheizt hinterläßt. Wenn man ein Duo benötigt, dass die Lachmuskeln der Gäste im Saal trainiert, dann sind die beiden die Richtigen, wobei das Publium des Englischen mächtig sein sollte.

Achnes Kasulke
Die Zugezogene putzt wieder in den Kölner Sälen. Sie war die Senkrechtstarterin des letzten Jahres und hat es in der ersten Session schon auf die Fernsehsitzung geschafft. In diesem Jahr tituliert sie sich selbst als die letzte Putzfrau vor der Autobahn und hatte als Annette Esser einen Traum einmal auf die große Bühne. Vor allem war sie schon mit acht Jahren als Tänzerin auf der Bühne, nur da verhinderte ein komplizierter Beinbruch die große Tänzerinnenkarriere. Heute schlägt sie wieder Räder auf der Bühne, aber nicht nur tänzerisch, sondern auch mit Humor. Seit 30 Jahren ist sie in Kaldenkirchen auf der Bühne mit der Spielgemeinschaft Kolping-Karneval. Achnes Kasulke bot eine solide Nummer mit einigen Brüllern und überzeugte durch eine sehr gute Bühnenpräsenz.

Kölsche Bengels präsentieren Abräumer-Songs
Die fünf Jungs geben richtig Gas und kommen vor allem beim jüngeren Publikum an, schon der erste Song mit dem Refrain "Laß mich hück Nacht dinge kölsche Bengel sin…" ist einfach gute Laune Musik pur. Und so geht es auch weiter mit dem zweiten Song der auf einem Samba-Rythmus aufbaut und nicht unclever Versatzstücke bekannter Karnevalshits wie "denn einmal nur im Jahr ist…" einbaut. Das dritte Stück ist rockig aufgebaut und hat ein kommunikatives Element, denn wenn die Bengels fragen, "wen kriegst de net kapott", dann ruft das Publikum "uns". Natürlich auch auf die Frage "wen kriegst de hier net fort"… ist die Antwort vorprogrammiert: "uns". Ansatzlos geht es weiter zum Schunkeln… der Saal nicht mehr zu bremsen… Das Konzept der Bengels geht auf. Die Bengels könnten der Schooting-Star der kurzen Session werden. Die Jungs kriegen den Saal zum Stehen und dann geht das Publikum auch noch phantastisch mit und singt mit, als wenn man den Song schon seit Jahren singen würden, wie "Viva Colonia…" . Die Kölschen Bengels kommen aus Rösrath und sind Schalgzeuger Fabian Michels, Bassist Marius Büscher, Keyboarder Michael Breit, und die Brüder Christian und Alexander Barth an Gitarre und Gesang.

Marc Metzger ist "Ne Blötschkopp"
im dritten Jahr im Literarischen Komitee und er ist noch besser… . Ja das geht! Es bleibt nur ein Rat für alle die, die ihn kennen, lieben oder noch nie gesehen haben, kaufen sie sich eine Karte einer Sitzung in der Marc Metzger auftritt, alleine wegen ihm lohnt es sich… Er ist innerhalb von drei Jahren zum Megastar der Kölner Rednerszene kometenhaft aufgestiegen und das Schöne ist er hält nicht nur das hohe Niveau, sondern verbessert sich und sitzt berechtigt im Redner-Olymp des Kölner Karnevals. Und das seine Reden frech und intelligent sind, gerade das ist das Salz in der Suppe. Was ihn besonders sympathisch macht, trotz aller Erfolge ist er sich selbst treu geblieben. Und Präsidenten die ihn weiter als Nachwuchs bezeichnen, die haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt und ganz einfach verschlafen. Minutenlange Standing Ovations gab es im großen Saal des Sartory.

Fazit: Dr. Johannes Kaußen, der das Literarische Komitee des Festkomitees Kölner Karneval leitet, präsentierte einen bunten Mix aus Nachwuchskünstlern, die alle das Prädikat "Qualitätsnachwuchs" verdienen. Nicht jeder ist für jeden Saal, jedes Publikum und jede Veranstaltung geeignet. Auch wird nicht jeder, jedem persönlichen Geschmack gerecht. Zwei Dinge fallen positiv auf, Gruppen und Redner die einen eigenen Stil entwickeln werden gefördert. Das ist gut so, denn Nachahmer von Bekanntem und Erfolgen, brauchen keinen Support, die schaffen es entweder selbst oder eben nicht. Gerade die, die einen eigenen Stil entwickeln wollen und können, brauchen den Support, denn sie haben es zunächst schwerer sich durchzusetzen, da sie eben nicht auf Mitnahme-Effekte setzen. Das zweite Positive ist, die Akademie zeigt Wirkung, die Künstler sind sicherer im Auftritt und zeigen eine sehr gute Bühnenpräsenz. Das Literarische Komitee setzt seinen neuen Weg konsequent fort und der Erfolg gibt diesem Weg Recht. Richtig ist aber auch die Forderung an die Gesellschaften, den Künstlerinnen und Künstlern eine Chance zu geben. Für kreative Veranstalter und Literaten steht ein ungeheurer Pool an Ideen und Künstlern bereit, die richtig eingesetzt eine Bereicherung sind und damit dem Qualitätskarneval zu einer neuen Blüte verhelfen können. Denn nichts ist langweiliger als wenn die Gäste am nächsten Tag über eine Sitzung erzählen, es war wie immer… vom Vorstellabend des Literarischen Komitee kann man das nicht sagen.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung