Von der Dönerbude ins Museum
„Das Musikvideo begegnete einem früher vor allem an unwürdigen Orten – in Kaufhäusern, auf der Straße oder in Dönerbuden“, erklärte Daniel Kothenschulte, Filmkritiker, Autor und einer der Kuratoren der Ausstellung. Immer wieder überraschten sie Kothenschulte dabei jedoch mit ihrer emotionalen und künstlerischen Kraft. Zusammen mit Michael P. Aust, Filmproduzent und Leiter von Soundtrack-Cologne, und Georg Elben, Leiter der Bonner Videonale, begann er schon in den 90er Jahren Musikvideos zu sammeln. Dabei stellten sie fest, dass das Musikvideo sich im Laufe seiner Entwicklung zu einer eigenen Gattung mit verschiedenen Stilen, Moden und Formen entwickelte. Schon 1995 entstand daher die Idee zu einer eigenen Ausstellung zum Musikvideo.

Fast 16 Jahren später wird ihr Wunsch nun Wirklichkeit: Im Museum für Angewandte Kunst (MAK) feiern sie mit der Schau „The Art of Pop Video“ den Musik-Clip in all seinen Ausdrucksformen. Dazu sind vom 9. April bis 3. Juli 2011 über 100 Bildschirme und Monitore im MAK aufgebaut. Denn „jedes Video verdient seinen eigenen Bildschirm und damit seinen eigenen Ort“, betonte heute Aust. Die Schau will ihre Besucher dazu einladen, filmische Vorläufer kennen, alte Lieblings-Clips wieder aufzuwärmen und einen Blick in die Zukunft zu wagen. Sie gliedert sich dabei in zwölf verschiedene Kapitel: Einem historischen Blick folgen Räume mit den Titeln Abstractions, Die Eroberung des Films, Die Eroberung der Kunst, The Dancing of Politics, Amateur, Tanz, Who wants to live forever?, All is full of love, The wilderness, Downtown und look at yourself.


Videowand im Museum für Angewandte Kunst


Auferstehung im Internet
Ein eigener Raum soll darüber hinaus dem Musikvideo als Medium der Bildenden Kunst gewidmet werden, denn die Ausstellung will auch dem Musikclip zur Anerkennung als Kunstform verhelfen. Denn das Genre wurde lange unterschätzt“. Und gerade in den vergangenen Jahren habe es einen neuen Hype erlebt. „Das Musikvideo hat sich von einer Kunstform des Fernsehens zu einer des Internets gewandelt“, erklärte Aust heute. Noch vor einigen Jahren schien das Genre dann sogar ganz auszusterben. „In den Jahren 2002 bis 2004 hatten wir Angst, dass das Musikvideo aussterben würde“, so Aust. Da der Musikbranche die nötigen Gelder fehlten, wurden nur noch einfache Clips gedreht. Eine völlig neue Auferstehung habe das Musikvideo dann jedoch dank sozialer Netzwerke im Internet wie etwa youtube erlebt.

Fast völlig sei das Genre seitdem ins Internet über gewandert. Einige Musikvideo, wie etwa der Clip der Band Radiohead zum Song „House of Cards“ sei wegen seiner Machart auf dem Fernseher gar nicht mehr richtig anzuschauen. Das Video entstand ohne Kameras oder Licht, sondern mit Scannern. Schemenhaft, immer an der Grenze zur Auflösung flimmert darin ein Gesicht über den Bildschirm und zerfällt ebenso wie die gezeigten fragilen Landschaften immer wieder zu Pixelstaub. Eine weitere Neuheit, die Radiohead in diesem Video einbezieht, ist ein interaktiver Aspekt. So können Zuschauer im Internet selbst das Video beziehungsweise die Pixelschwaden per Mausklick verändern.

Ein weiteres Beispiel: Das Video „we won’t break“ von Zoot Women war ursprünglich ein Abschlussprojekt von zwei Studenten an der Fachhochschule St. Pölten. Als der Schlagzeuger der Band die Animation jedoch zufällig im Internet entdeckte, wurde der Clip zum offiziellen Musikvideo des Songs erhoben. „Dank des Internets konnte zudem neue Themen in den Videos aufgegriffen werden. So hielten etwa Eros und Gewalt Einzug in das Genre“, betonte Aust. Heute seien es vor allem bildende Künstler, die die Form eines Musikvideos aufgreifen und für ihre Arbeiten nutzen würden.

Die Ausstellung „The Art of Pop Video“ ist eine Kooperation mit TelevisorTroika GmbH, gefördert vom LVR Landschaftsbund Rheinland, der Stadt Köln, dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW und der SK Stiftung Kultur Köln.

„The Art of Pop Video“
9. April bis 3. Juli 2011
Museum für Angewandte Kunst
An der Rechtschule
50667 Köln

Eröffnung: 8. April 2011, 19 Uhr   
Öffnungszeiten:
Di bis So: 11 bis 17 Uhr
Jeden ersten Sonntag im Monat ab 10 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat bis 22 Uhr

Eintritt: 5 Euro, erm. 3,50 Euro

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung