Die Handlung:

Passagiere werden vorm Flughafen aufgehalten: Einige Koffer sind auf einer der Startbahnen gefunden worden. Ist in ihnen möglicherweise eine Bombe versteckt? Alle Flüge sind vorläufig annulliert. Den Passagieren bleibt nichts als zu warten. Nirgends ist man sicher, höchstens zu Hause. Kurzerhand entscheidet sich einer der Passagiere, der Mann, erstmal nach Hause zu gehen.
Die nächste Szene zeigt eine Frau mit ihrem Liebhaber bei speziellen Sexualpraktiken. Sie lässt sich von ihm fesseln und knebeln, derweil er erst mal ein kleines Nickerchen macht.



Schnitt: Ein Großraumbüro, in dem sich gerade eine Sekretärin im Ruheraum des Betriebs-psychologen aufgehängt hat. Ihre Kolleginnen geben dem Büroleiter die Schuld und zerfleischen sich verbal untereinander. Die eine hat einen Sohn, ein „richtig kleines Teufelchen“.



Nächste Szene: Zwei alte Frauen reden darüber, wie sich die eine ihres Schwiegersohnes entledigen kann. Währenddessen schaukelt der Enkel und spielt mit einem Laserpointer. Und weil er damit seine Großmutter malträtiert, droht sie ihm Prügel an, so dass der Lauser wegläuft.
Er wird an der Tür klingeln, hinter der die Frau mit ihrem Liebhaber liegt, und wir werden erfahren, dass der Passagier, der nach Hause ging, der Mann dieser Frau ist, und als er die Szene beobachtete, leise den Gashahn aufdrehte, und wir werden erfahren, dass das Haus in die Luft flog – der gehörnte Ehemann allerdings sitzt bereits im Flugzeug und quält sich nun mit Gewissensbissen, versucht zuhause anzurufen, vergebens…




So werden die anfänglich für sich stehenden Szenen ganz fein zusammengesponnen und führen, einem rollenden Schneeball, einer Kettenreaktion gleich, in eine Katastrophe.



Auf dem Höhepunkt der Diskussion um Terrorismusbekämpfung in Rußland wartet das Stück der Brüder Wladimir und Oleg Presnjakow aus Jekaterinburg mit einer erstaunlichen These auf: Sprengstoff und Geiseln in den Händen von Extremisten sind nur eine Art von Terrorismus. Wie unter einem Vergrößerungsglas wird der Blick in den Mikrokosmos des Privaten auf die dynamischen Entwicklungsgesetze von individueller Aggression in einer von Gewalt erschütterten Gesellschaft freigelegt.

Regisseur Harald Demmer konzeptioniert das Stück als Alptraum, der ja nach Freud und seinen Nachfolgern die Realität in ganz besonderer Weise spiegelt und verarbeitet.




„Terrorismus“ erhielt 2003 beim Heidelberger Stückemarkt den Europäischen Autorenpreis.

Im Gorki-Studio wurde das glänzend geschriebene Stück von Sandrine Hutinet in der deutschsprachigen Erstaufführung gezeigt.


Kartenbestellung: 0221/524242
Premiere: 5.3.2005;
Vorstellungen noch am 30.3.05, 31.3.05, 1.4.05, 14.4.05, 15.4.05, 16.4.05


Terrorismus
von Oleg und Wladimir Presnjakow
mit:
Hanno Dinger, Regina Gisbertz, Georg B. Lenzen, Gabriele Quast,
Wieslawa Wesolowska, Klaus Wildermuth, Arni Arnold
Inszenierung: Harald Demmer
Ausstattung: Caroline Kritzler
Musik: Arni Arnold
Choreographie: Elisabeth Clarke-Hasters