Es spielt heute, in einem reichlich asozialen Milieu, es ist zum Schreien komisch, tragisch, traurig, brutal mit Ansätzen von Liebe und Verständnis, am Ende ohne jede Hoffnung.




Eingangs kommen die Mutter und Töchterchen Lissy vom Einkauf zurück, schleppen schwere Tüten von Lidl, einen Kasten Bier. Die Einkäufe bestehen aus Schnaps, Eierravioli und Billigbier: ‑Adelskrone und ‑Öttinger.




Die Mutter, erschöpft, trinkt erst einmal zwei große Glas Wein und erklärt Lissy das Leben: ‑Adelskrone ist von Penny, Mensch Lissikind! Die freut sich, dass am Abend der große Bruder mit seinem Kumpel kommt.







Tja, und die Beiden bringen einen weiteren Kumpel mit, der ebenfalls arbeitslos ist, ebenfalls besoffen, aber noch nicht ganz pleite. Mutter tischt auf, schenkt ein. Die Gespräche gehen um die existenziellen Dinge
des Lebens: Wie lange man mit Hartz IV-Geld am Tag in der Kneipe sitzen kann 4 Stunden, wenn man in jeder Stunde ein großes Bier und einen großen Korn trinkt, was man dann noch für den Abend übrig hat: eine
Flasche Korn.






Zwischendurch zieht man dem neuen Kumpel das Geld aus der Tasche, besser aus dem Geldautomaten. Der Geldautomat wird praktischerweise gleich im
Wohnzimmer von Mutter und Tochter dargestellt: Die Geheimzahl wird auf Lissys Schuhsohle eingetippt, das Geld aus Mutters Ausschnitt gezogen.




Da die Szene immer besoffner, immer wilder wird, erklärt Lissy mit der ruhigen Stimme einer Rundfunkkommentatorin die Ereignisse, damit wenigsten der Zuschauer den Überblick behält. Als der Geldautomat nichts mehr ausspuckt, machen die beiden Freunde ihren Kumpel fertig: bedrohen, aufrechnen, Geld von lange zurückliegenden Abenden fordern. Am liebsten würden sie ihn killen.




Muttern steht die ganze Zeit in der Küche, macht Eierravioli und trinkt einen Wein nach dem anderen. Als der Streit dann ganz ausufert, kommt sie mit einem großen Tablett voller Schnapsgläser zur Versöhnung und
trinkt einen Schnaps nach dem anderen, singt mit rauer Stimme noch ein russisches Lied, dann zwei tapsige Tanzschritte, sie fällt um, schläft ein.




Finale grande furioso. Vorhang gibts es nicht. Der Applaus ist überwältigend. Die rund hundert Besucher sind begeistert. Die Beurteilungszettel für dieses
Stück werden ausgefüllt, durchweg die besten Werte.

Regie und Schauspieler waren zum Niederknien toll.



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Regie: Oliver Krietsch-Matzura
Das Ensemble: Doris Plenert – Mutter
Pirkko Cremer – Lissy
Andreas Grötzinger – Gordon
Carlos Lopez – Olaf
Florian Seigerschmidt – Gregor

Der Spielort: Subbelratherstraße /Ecke Innere Kanalstrasse in dem spitzwinkligen Neubau (Die neuen Spitzen für Köln)


Text und Fotos: Jürgen Sieckmeyer