Im Zelt neben der Einsturzstelle Waidmarkt werden die durchnässten Akten gewaschen, in Folie gepackt und bei minus 28 Grad eingefroren.

Das Schwimmbecken, das einmal ein Archivkeller war, ist 30 Meter lang und 16 Meter breit. Etwa ein Drittel des Archivguts, das im Schlammkrater vermutet wird, ist schon geborgen. „Aus meiner Sicht ist das schon ein toller Erfolg“, verbreitete Oberbauleiter Dr. Jörg Holzhäuser Sonnenschein mitten hinein in den Schnee-Grissel. Dass nun die Bautaucher ran müssen, liegt am Durcheinander unterhalb der Wasseroberfläche.

Tonnenschwere Stützen und Betonteile liegen rum und sind teilweise ineinander verkeilt. „Wir müssen zunächst deren genaue Lage ermitteln, bevor wir versuchen können, sie mit einem schweren Kran herauszuheben“, sagt Holzhäuser. Kein einfacher Job. Der Kran darf erst zugreifen, wenn klar ist, dass ein Teil frei anzuheben ist.

Voran tasten – Zentimeter für Zentimeter
Für die Taucher der Firma deeptech heißt das: Von Hand voran tasten. Und zwar Zentimeter für Zentimeter. Sobald der Gummihandschuh auf Papiernes trifft, nimmt Taucher Gerrit Hochmuth die Akten langsam mit an die Oberfläche. Dort werden die völlig durchnässten Papiere in ein benachbartes Zelt getragen, mit klarem Wasser abgespült, in Folie gehüllt und bei minus 28 Graf Schock gefroren.

Irgendwann in den nächsten Jahren wird jemand versuchen, die Schriftstücke wieder zu einer sinnvollen Akte zusammenzupuzzeln. Archivdirektorin Dr. Bettina Schmidt-Czaia versuchte die Akten vorab für die Journalisten zu entziffern: „Ah, ich glaube es handelt sich um Gewerbesteuersachen“, sagte sie. Und es klang tatsächlich so, als gäbe es wichtigere Akten zu retten.

Wenn das Hochwasser kommt, steigt auch der Wasserspiegel am Einsturzloch
Aufmerksam wird am Waidmarkt derweil der Pegel des nahen Rheins verfolgt. Sollten Tauwetter und Regen das befürchtete Hochwasser bringen, steigt auch der Wasserspiegel am Waidmarkt. Notfalls bedeutet das: Zwangspause. Bis es aber soweit ist, tun hier alle ihre Sisyphosarbeit. Unverdrossen.

Ein Journalist fragt dann aber doch das Unfragbare: "Warum schmeißen sie den ganzen Mist nicht einfach weg, Frau Schmidt-Czaia?" Da zuckt die Archivdirektorin aber denn doch. "Wir können die Dokumente wieder herstellen", sagt sie nach kurzer Schrecksekunde entschlossen.

dn

 

 


Blick über den mit Wasser gefüllten Einsturzkrater. Im Vordergrund:
Das Auo der Taucher.