Köln | Schon vor der Öffnung der Ehrenfelder Zentralmoschee warten am Donnerstagmittag rund 700 Menschen auf Einlass. Tausende besuchen im Laufe des Tages den Neubau. „Das große Interesse zeigt, dass der Islam ein Teil Deutschlands geworden ist. Die Leute kommen hierher, um mit uns zu sprechen“, freut sich Bekir Alboga von der Ditib, der an diesem Tag turnusgemäß sein Amt als Sprecher des Koordinationsrats der Muslime übernimmt. Alboga fordert die neue Bundesregierung auf, gegen Muslimfeindlichkeit aktiv zu werden.

Mit großem Interesse verfolgen die Gäste im provisorischen Gebetsraum der Zentralmoschee seine Erklärungen zum islamischen Gebet. Der eigentliche Gebetsraum unter der großen Kuppel der Moschee an der Venloer Straße ist noch eine große Baustelle. Dagegen kann der Verwealtungstrakt wohl in den kommenden Wochen in Betrieb gehen. „Unser Wunschtermin für die Eröffnung der Zentralmoschee ist im Sommer 2014, aber es gibt noch Unwägbarkeiten wegen des Gutachtens“, Alboga.

Bei der offiziellen Eröffnung des Tags der offenen Moschee hat er in der Villa Hahnenburg in Mülheim klare Worte an die neue Bundesregierung gerichtet: „Es ist wichtig, finanzielle Ressourcen gegen die Muslimfeindlichkeit einzusetzen. Wir machen uns Sorgen. Das Thema ist existenziell wichtig für uns“, betont Alboga auch vor dem Hintergrund der brutalen NSU-Morde. Die Einheit in Deutschland müsse mit den Muslimen gefunden werden und nicht über deren Köpfe hinweg, sagt er am Tag der deutschen Einheit.

„Der Islam hat es nicht verdient, dass Gottesdienste in alten Industrieruinen oder Hinterhöfen gefeiert werden. Moscheen müssen sichtbar sein und zeigen, wie wichtig der Islam in einem Land wie NRW ist“, bekennt sich Guntram Schneider (SPD) als Integrationsminister des Landes auch klar zur neuen Kölner Zentralmoschee. Er will im Dialogforum Islam die Gespräche auf Augenhöhe führen und spricht sich für einen bekenntnisorientierten Religionsunterricht sowie für eine Reform der Sicherheitsorgane nach den Geschehnissen bei der NSU-Mordserie aus.

Als sehr wichtig erachtet er den Tag der offenen Moschee: „Viele Mitbürger wissen nur wenig, was in einer Moschee passiert. Dieses Informationsdefizit müssen wir verringern“, fordert Schneider. Wie wichtig seiner Landesregierung der Dialog ist, zeigt sich auch daran, dass sein für Umweltfragen zuständiger Kabinettskollege Johannes Remmel (Grüne) ebenfalls aus Düseldorf nach Köln gekommen ist.

Damit wird die Politik auch dem Motto „Umweltschutz – Moscheen setzen sich ein“ gerecht. „Als ich 15 war, hat uns ein Iman über die rituelle Waschung unterrichtet und uns gezeigt, wie man dabei maßvoll mit dem Wasser umgeht. Noch heute achte ich darauf, wenn meine Kinder im Bad das Wasser laufen lassen. Solche kleinen Dinge sind in der Gesamtheit sehr wichtig“, sagt Aloga. Man wolle mit dem Motto ein Zeichen setzen für den guten Umgang mit der Welt, der alle Menschen gleichermaßen angehe. Insgesamt haben bundesweit rund 1000 Moscheen ihre Pforten für Besucher geöffnet, in Köln waren es 18.

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Infokasten Villa Hahnenburg

Gebäude Die Villa an der Ackerstraße wurde 1870 vom Brauereibesitzer Johann Herbert Hahn gebaut. Bis heute gab es es mehrere Besitzer, unter anderem war in dem Gebäude auch mal ein Nobelrestaurant untergebracht.

Heutige Nutzung Seit 1996 wird die Villa Hahnenburg von dem Verband der Islamischen Kulturzentren genutzt, der das denkmalgeschütze Gebäude komplett saniert hat.

Funktion Heute befindet sich im Keller ein Gebetsraum für bis zum 400 Gläubige aus den Stadtteilen Mülheim und Buchheim. Dazu kommen Büros, eine Bibliothek, Unterrichtsräume und ein Studentenwohnheim.

 

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Autor: Stephan Eppinger
Foto: Die Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld