Neuland für Köln
Die Stadt Köln begeht in Sülz derzeit Neuland. Auf dem ehemaligen Gelände des dortigen Kinderheims hat die Stadt zwei von sieben Baufelder an private Baugruppen veräußert. Eine Baugruppe ist eine Gemeinschaft von Bauwilligen, die gemeinsam bauen und wohnen
wollen. In Sülz haben sich insgesamt 270 Kölner zusammengeschlossen – Tendenz steigend, denn unter den neuen Eigentümern sind zahlreiche junge Familien. Sie bauen dort nun sechs verschiedene Objekte mit jeweils mehreren Wohnungen. Dabei werden einige der Häuser zusätzlich noch mit Gemeinschaftsräumen oder Gärten zur gemeinsamen Nutzung ausgestattet. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Wohnobjekten in Köln wollen die Baugruppen eine enge Nachbarschaft pflegen. Zusammen planen sie nun schon seit Jahren an ihren Häusern.

Dass das nicht immer ohne Konflikte vonstatten geht, weiß auch Ingo Küpper.  In seiner Gruppe haben die Mitglieder oft gewechselt. Dennoch ist er von Anfang an dabei geblieben. Er und seine Frau wollen sich in dem Haus eine barrierefreie Wohnung einrichten. In Köln sind solche altergerechten Wohnungen rar. Weil die beiden jedoch unbedingt in ihrem Veedel in Sülz bleiben wollten, bedeutete die Baugruppe die Chance für sie, eine Wohnung ganz nach ihren Wünschen zu entwickeln. Auch die Idee einer engen Nachbarschaft und einem Zusammenleben verschiedener Generationen hat den beiden Kölnern gefallen. „Unsere Baugruppe besteht zu 40 Prozent aus Kindern. Da geht es auf den Treffen ganz von allein lebendig zu“, erzählte Küpper. Und auch wenn eine Baugruppe manchmal Stress bedeute, ist er sich sicher: „Ich würde immer wieder mitmachen.“


Foto: Baustelle auf dem ehemaligen Kinderheim-Gelände


Kinderheim als neue Kultureinrichtung?
Auf dem ehemaligen Gelände des Kinderheims erhält jede Baugruppe ein Gelände von rund 4.100 Quadratmetern. Jedes Haus wird dort von einem anderen Architekten betreut. Damit das Quartier dennoch baulich harmonisch wird, müssen auch die Architekten eng zusammenarbeiten. „Bislang hat das toll geklappt“, betonte Thomas Luczak, Haus der Architektur Köln. Die ersten Wohnungen sollen Ende 2011 bezugsfertig sein. Unklar ist derzeit noch, an wen die dort stehende ehemalige Waisenhaus-Kirche und das ehemalige Kinderheim verkauft werden. Derzeit ist in dem Gebäude die Kinder- und Jugendpädagogische Einrichtung der Stadt Köln untergebracht. Da das Haus jedoch in die Jahre gekommen ist, zieht Kids in neue Räumlichkeiten um. Weil das Ensemble der Gebäude unter Denkmalschutz steht, dürfen weder die Kirche noch das ehemalige Kinderheim abgerissen werden. Damit die Häuser weiter genutzt werden können, müssen sie jedoch einer Grundsanierung unterzogen werden. Danach sollen sie für neue Wohnungen und eventuell Gastronomie-Betriebe genutzt werden. In den Räumlichkeiten der Kirche könnten zudem Kulturveranstaltungen stattfinden.

Weitere Baugruppen-Projekte sollen folgen
Nach dem bisherigen Erfolg in Sülz will Verein zur Förderung von Architektur und Städtebau e.V. die Stadt davon überzeugen, weitre städtische Grundstücke an private Baugruppen zu veräußern. Vorstellen könnte sich der Verein das etwa auch für ein Grundstück an der Christianstraße in Köln-Ehrenfeld oder für das ehemalige Cloeth-Gelände. Überzeugen will der Verein die Stadt mit ganz einfachen Argumenten: Durch private Baugruppen entstünde auf den Grundstücken eine lebendige Architektur, deren Umsetzung zumeist auch billiger sei. Und vor allem könnten so junge Familien in der Stadt gehalten werden, die sonst in das Kölner Umland ziehen würden. Zudem entstünde durch die engere Nachbarschaft auch eine engere Bindung an den Wohnort und damit an Köln.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung