Düsseldorf | Ein neues Gutachten untermauert die Befürchtungen, dass von der umstrittenen Fracking-Methode zur Förderung von Erdgas erhebliche Risiken ausgehen. Demnach wären der Naturhaushalt und die öffentliche Trinkwasserversorgung in NRW gefährdet, wie die „Rheinische Post“ unter Berufung auf das 700-seitigen Papier am Freitag berichtete.

Fracking ist umstritten, weil dabei ein Gemisch aus Sand, Wasser und Chemikalien in Gestein gepresst wird, um es aufzubrechen und Gas freizusetzen. Seit einem Jahr dürfen in NRW keine Genehmigungen für Probebohrungen mit der Fracking-Methode erteilt werden. Über geplante Fracking-Vorhaben will die rot-grüne Landesregierung nach der Auswertung des Gutachtens neu entscheiden.

Die Forscher des Instituts „IWW Zentrum Wasser“ warnen nun laut „Rheinische Post“, dass von dem geplanten Einsatz der Chemikalien ein „mittleres bis hohes“ Gefährdungspotenzial ausgehe. Nach Einschätzung der Wissenschaftler könne dabei auch radioaktiv strahlendes Material sowie Quecksilber und Arsen an die Oberfläche gelangen. Das „IWW Zentrum Wasser“ wollte den Bericht auf dapd-Anfrage zunächst nicht kommentieren. Die Sprecher des Wirtschafts- und des Umweltministeriums bestätigten lediglich, dass ein Entwurf der Studie vorliege und zurzeit ausgewertet werde.

CDU schließt Probebohrungen mit Fracking-Methode aus

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Josef Hovenjürgen, sagte: „Mit den heute zur Verfügung stehenden Methoden sind selbst Probebohrungen mit der Fracking-Methode in Nordrhein-Westfalen ausgeschlossen.“ Die CDU habe sich von Anfang an dafür eingesetzt, dass die Fracking-Methode nur dann zum Einsatz kommen darf, wenn Gefahren für Mensch, Umwelt und Trinkwasser ausgeschlossen werden können.

Der Energiekonzern Exxon Mobil kommentierte das NRW-Gutachten nicht und verwies auf die vom eigenen Unternehmen in Auftrag gegebene Studie. Nach den im April veröffentlichten Ergebnissen soll Fracking „technisch beherrschbar“ sein.

Umweltschützer halten Fracking für nicht beherrschbar

Dirk Jansen, der für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) an den Arbeitskreisen zur Risikostudie des Landes NRW teilgenommen hat, sagte hingegen: „Bereits aus den Zwischenergebnissen der Studie wird deutlich, dass Fracking nicht beherrschbar ist.“ Interessant sei auch die Untersuchung der vermeintlich harmloseren Flüssigkeiten, die beim Fracking von Exxon Mobil eingesetzt würden. „Exxon setzt zwar schwächere Biozide ein, dafür aber in solch hohen Konzentrationen, dass man nur noch von Verschlimmbesserung sprechen kann“, sagte Jansen.

Ein Sprecher der Vereinigung der Bürgerinitiativen „Gegen Gasbohren“ ergänzte: „Das Gutachten des Landes zeigt wieder einmal, dass die Risiken der unkonventionellen Gasförderung von der Industrie nicht beherrscht werden.“ Während Exxon Mobil noch mit vermeintlich giftfreien Frack-Flüssigkeiten werbe, zeige das Gutachten, dass es für die natürlich kontaminierten Abwässer noch keine Lösung gibt.

Autor: Jean-Charles Fays/ dapd