Kölner Politik uneinig
Im Februar 2010 hatte Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters eine Vorlage der Verwaltung zum Bau eines Bahntunnels unter der Rheinuferstraße zurückgezogen. Dabei hatte Roters selbst betont, dass er die Untertunnelung dennoch für die beste Lösung halte. Ein neues Gutachten sollte die verkehrliche Situation noch einmal klären. CDU, FDP und die Freien Wähler sehen in dem Gutachten die Tunnellösung bestätigt. So zeige das Gutachten, dass unzumutbare Staus, so die CDU, auf der Rheinuferstraße entstehen würden. Die Freien Wähler bezeichnen die Ablehnung der Untertunnelung gar als ideologische Entscheidung, für die man auch Umweltverschmutzung in Kauf nähme. Die Grünen halten jedoch weiter an ihrer Lösung fest. Für den Bau des Tunnels, der laut Grünen 60 Millionen Euro kosten würde, fehle der Stadt derzeit das Geld. Zudem sei die "Prognose des Gutachtens überzogen", erklärte heute Bettina Tull, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Kölner Rat. Ob es tatsächlich zu den befürchteten Staus käme, müsse die Praxis erst zeigen.

VCD Köln lehnt Tunnel ab
Der Kreisverband des Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisierte heute das Gutachten, da es nicht die Tatsache berücksichtige, dass in Zukunft weitere Fahrgäste vom Auto auf die Stadtbahn umsteigen würden. Dadurch würde die Rheinuferstraße entlastet. Und das wäre gerade das Ziel der Nord-Süd-Stadtbahn. „Wenn man diese Umlagerung nicht berücksichtigt, stellt sich doch die Frage: Wozu bauen wir eigentlich die Nord-Süd-U-Bahn?“, fragt der VCD Köln in einer schriftlichen Stellungnahme. Der Kreisverband fordert, dass erst nach der Eröffnung der neuen U-Bahn weitere Entscheidungen getroffen werden sollten. Zugleich müssten die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, dass Autofahrer auch wirklich auf die Stadtbahn umsatteln könnten. So fordert der VCD, die Realisierung der 3. Baustufe zum Bonner Verteiler und deren gleichzeitige Eröffnung mit der Nord-Süd-Bahn sowie die rechtzeitige Fertigstellung von einer P+R-Anlage am Bonner Verteilerkreis. Dagegen lehnt der VCD Köln einen Bahntunnel ab.

Haus- und Grundbesitzer für Tunnel
Der Haus- Und Grundbesitzerverein spricht sich dagegen vehement für die Tunnellösung aus. Die Kölner Verkehrsbetriebe brauche bis Ende November eine Entscheidung, betonte Thomas Tewes, Hauptgeschäftsführer des Vereins. Nicht erklären könne er sich, dass einige Grünen-Politiker die Ergebnisse des Gutachtens nicht beachten wollten. Die würden zeigen, ohne den Tunnel eine Staugefahr bestünde. Kritik übte Tewes auch an der SPD. Die spiele auf Zeit und traue sich nicht Stellung zu beziehen. Der Haus- und Grundbesitzverein befürchtet, dass sich Autofahrer Nebenwege in den angrenzenden Wohngebieten suchen würden, sollte nach dem U-Bahnbau tatsächlich Stau auf der Rheinuferstraße entstehen.

[cs]