“Stein hat etwas allgemein Faszinierendes“
Dem Gesteinsmaterial der Ausstattung des Kölner Doms wurde bisher wenig Bedeutung beigemessen, bedauert die Geowissenschaftlerin Dr. Esther von Plehwe-Leisen. Dabei wären im Kölner Dom große Teile von Originalskulpturen erhalten, wie es sonst kaum in Europa sei. Obwohl kunsthistorische Fragen seit ca. 1850 kontinuierlich erforscht worden seien, blieben Fragen nach der Auswahl unterschiedlicher Steinmaterialien bisher weitestgehend ungeklärt oder beschränkten sich nahezu auf die Architektur. Das sollte mit dem
Forschungsprojekt „Geowissenschaftliche Bestimmung des Steinmaterials de mittelalterlichen Skulpturen am Kölner Dom“, einer Kooperation der Dombauhütte Köln und der Fachhochschule Köln, geändert werden.

Domverwaltung beschloss Materialuntersuchung
zur Restaurierungszwecken
„Stein hat etwas allgemein Faszinierendes“, weiß die Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. Es ginge nun darum diese Faszination aufzugreifen und aufzuarbeiten, um genaue Kenntnisse zur Restaurierung und Konservierung einzusetzen. Zu Restaurierungszwecken wurden bereits im 19. Jahrhundert. die Materialien bestimmt, jedoch nicht die der Ausstattungen. Die Dombauverwaltung beschloss daher eine vollständige Untersuchung des Steinmaterials aller mittelalterlichen Skulpturen im Dom. Geowissenschaftler Hans Leisen zufolge sei die Kenntnis über das Material gerade zur Erhaltung der Figuren im Außenbereich von besonderer Bedeutung. Die Unkenntnis über Gesteinsmaterialien habe bei Restaurierungen schon häufiger zu kuriosen Falschverwendungen geführt. Zudem böte die Forschung die Möglichkeit, Fragen zur Herkunft der verwendeten Steinmaterialien, zu den Möglichkeiten des Transports oder zu der Herstellung von Bildhauerarbeiten in interdisziplinärer Zusammenarbeit zu beantworten.

Schwierige Untersuchungen haben sich gelohnt
Plehwe-Leisen zufolge stellten sich die Untersuchungen, aufgrund der teilweise schwierigen Zugänglichkeit der Objekte, oft als sehr schwierig heraus. Auch Verschmutzung und unmögliche Entnahmen von Gesteinsproben stellten die Forschungsgruppe vor einige Problemen. Die harte Arbeit habe sich jedoch gelohnt: so konnte man neben kunsthistorisch relevanten Ergebnissen auch neue Erkenntnisse zur Organisation der Dombauhütte Köln gewinnen. Ebenfalls konnten Fragen zur Materialverwendung, die zeit- und ortsabhängig war, geklärt werden. „Wenn kein Steinbruch in der Nähe war oder ein spezieller Stein notwendig erschien, konnten Steine aber auch über große Entfernungen transportiert werden“, formuliert es Schock-Werner. Zudem konnten Entwicklungen der Schifffahrt und der Transportunternehmen kenntlich gemacht werden.

Dominic Röltgen für report-k | Kölns Internetzeitung