60 Prozent wünschen längeres gemeinsames Lernen
Über 60 Prozent der im vergangenen Jahr befragten Kölner Eltern wünschten sich, dass ihre Kinder länger gemeinsam lernen. Dem Eltern-Wunsch will die Stadt Köln nun nachkommen. Darum will die Stadt noch in diesem Dezember bei der Bezirksregierung einen Antrag zum „Modellversuch Gemeinschaftsschule“ stellen. Demnach sollen schon zum Start des Schuljahres 2011/ 2012 im kommenden August drei Gemeinschaftsschulen gegründet werden. Dort werden Schüler ähnlich wie in Gesamtschulen länger gemeinsam unterrichtet und nicht in verschiedene Leistungsklassen aufgeteilt.

Im Unterschied zu Gesamtschulen sollen die Gemeinschaftsschulen zumindest in den kommenden Jahren jedoch keine eigene Oberstufe anbieten. Zudem müssen die Gemeinschaftsschulen nicht zwingend vierzügig sein. Einzige Voraussetzung ist, dass pro Jahrgang mindestens drei Klassen mit jeweils 23 bis 25 Schülern gebildet werden können. Eine weiterer Unterschied: Die Schüler bleiben bis zum Ende in ihrem Klassenverband und werden nicht je nach Schulfach in verschiedene Leistungsgruppen eingeteilt, da die Schulen integrativen Unterricht anbieten sollen – also einen gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung. Alle drei Gemeinschaftsschulen sollen als Ganztagsschulen arbeiten.

Drei Kölner Hauptschulen sollen schließen
Die Stadt plant in den Räumen der jetzigen Hauptschule Wuppertaler Straße in Kölb-Buchheim eine Gemeinschaftsschule einzurichten. Die Hauptschule wird zum 31. Juli 2011 geschlossen. Schüler und Lehrer werden dort an andere Schulen verlegt. Da die Schule bislang bereits im Ganztag unterrichtet, dürfte die Umwandlung keine großen Probleme bereiten, betonte heute Kölns Bildungsdezernentin Agnes Klein. Lediglich der Altbau der Schule müsste barrierefrei umgebaut werden, um einen integrativen Unterricht anbieten zu können. Daneben sollen in den derzeitigen Standorten der Montessori-Hauptschulen in der Rochusstraße in Köln-Bickendorf und in der Ferdinandstraße in Köln-Mülheim Gemeinschaftsschulen gegründet werden. Dazu sollen die Hauptschulen in fünf Jahren, wenn alle jetzigen Jahrgänge ihren Abschluss erreicht haben, geschlossen werden. Genügend Räumlichkeiten für einen gleichzeitigen Betrieb seien hier vorhanden, erklärte Klein. Ob die Kollegien der Hauptschulen in die neuen Gemeinschaftsschulen übernommen  werden, ist derzeit noch unklar. In jedem Fall müssten die Kollegen durch andere Lehrkräfte aufgestockt werden.

Gemeinschaftsschulen sollen leistungsheterogen werden
Klein zeigte sich heute zuversichtlich, dass schon für das kommende Schuljahr genügend Kölner Kinder bei den geplanten neuen Schulen angemeldet werden. Sie ließ eine Befragung der jetzigen Viertklässler in Köln durchführen, die im Einzugsgebiet der neuen Schulen wohnen. Von den insgesamt knapp 4.500 Eltern beteiligten sich an der Umfrage insgesamt etwa 2.500. Davon gaben schon jetzt mehr Elter bei allen Schulstandorten an, ihre Kinder auf die Gemeinschaftsschule schicken zu wollen, als es dort jeweils Plätze gibt.  Besonders erfreut zeigte sich Klein darüber, dass sich an den neuen Gemeinschaftsschulen leistungsheterogene Schülerschaften bilden würden – zumindest laut Umfrage. Dort wurden Eltern gefragt, welche alternative Schulform sie für ihr Kind wählen würden, sollten keine Gemeinschaftsschulen gegründet werden. Dabei wählten rund 40 Prozent der Befragten die Gesamtschule an, 25 Prozent Gymnasium, 25 Prozent Realschule und etwa 10 Prozent die Hauptschule.
 
Schulstart bereits im Sommer 2011 geplant
Der Schulausschuss des Kölner Stadtrates hat der Verwaltungsvorlage bereits mehrheitlich zugestimmt. Nun muss noch der Rat selbst am 14. Dezember über die Vorlage entscheiden. Sollte er den Antrag beschließen, muss die Verwaltung die Anträge bis spätestens zum 31. Dezember bei der Bezirksregierung Köln eingereicht haben. Die will ihren Beschluss noch im Januar verkünden, damit die Gemeinschaftsschulen in der regulären Anmeldephase für weiterführende Schulen im Februar teilnehmen können. Der Modellversuch soll dann insgesamt sechs Jahre laufen. In dieser Zeit erhält die Stadt Köln je Gemeinschaftsschule eine halbe Stelle zusätzlich für den erhöhten Aufwand. Nach Ablauf des Modellversuchs soll entschieden werden, ob die drei Schulen weiterhin als Gemeinschaftsschulen unterrichten und ob weitere Gemeinschaftsschulen in Köln gegründet werden. Langfristig könnte die Einführung der Gemeinschaftsschulen laut Kölns Bildungsdezernentin dazu führen, dass Haupt- und auch Realschulen abgeschafft würden. Lediglich Gesamtschulen und Gymnasien würden nicht an Popularität verlieren, so Klein.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
Foto: Jahreis/ www.pixelio.de