Jedes vierte Kind in Köln lebt in Armut. Dabei bezieht sich der Begriff „Kinderarmut“ auf Kinder unter 15 Jahren, die in Arbeitslosengeld II-Bedarfsgemeinschaften leben. Kinder in diesen Familien bekommen monatlich 211 Euro Sozialgeld. Insgesamt wurden Ende 2007 rund 31.500 Kinder in Köln gezählt, die von Kinderarmut betroffen sind. Die meisten von ihnen leben in den Stadtteilen Finkenberg und Kalk. Die Situation in den einzelnen Stadtteilen ist gravierend, die Spannbreite im Bezug von Sozialgeld reicht von null Prozent bis zu knapp 70 Prozent.

Handlungskonzept gegen Kinderarmut
Das neue Handlungskonzept der Stadt Köln – entwickelt von dem Dezernat für Bildung, Jugend und Sport in Kooperation mit dem Dezernat für Soziales, Integration und Umwelt- ist angetreten, gegen die Folgen von Kinderarmut anzugehen. Langfristiges Ziel ist es, „allen Kindern und Jugendlichen in Köln unabhängig vom sozialen Status der Familie einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Sport, Kultur und sonstigen gesellschaftlichen und fördernden Bereichen unter Berücksichtigung kommunaler Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplanung, sowie der Wohnraumversorgung“ zu ermöglichen – heißt es im Ratsbeschluss vom 8. November 2007. Das nun vorliegende Konzept ist als Grundlagenpapier anzusehen, dass Daten zur Kinderarmut zusammenfasst und zukunftsweisende Handlungsempfehlungen ausspricht. Welche konkreten Maßnahmen aus dem Konzept nun umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Sozialdezernentin Marlis Bredehorst zeigte sich heute jedoch wenig optimistisch. Zur Umsetzung des Konzeptes seien zusätzliche Gelder notwendig. „Derzeit kann jedoch aufgrund des Unglücks am Waidmarkt nicht mit einer Ausweitung des Haushaltes gerechnet werden.“, so Bredehorst.

Folgen: schlechtere Bildungschancen und erhöhtes Gesundheitsrisiko
Einige Maßnahmen zur Bekämpfung der Kinderarmut sind jedoch bereits beschlossen. Dazu gehören unter andrem eine Ausweitung der Übermittagsbetreuung von unter 3-jährigen Kindern auf 40 Prozent und der Ausbau der Ganztagsschulen. Daneben wurde der Köln-Pass eingeführt, der Kölnern mit geringem Einkommen verbilligte Angebote von der KVB bis zum Zoo ermöglicht. Insgesamt legt das Konzept die Schwerpunkte der Armutsbekämpfung auf Verbesserungen der Bildungs- und Gesundheitssituation von Kindern. Denn diese beiden Folgen von Kinderarmut würden sich bis in das erwachsenen Alter der Kinder auswirken, erklärt Agnes Klein, Dezernentin für Bildung, Jugend und Sport. Nach der Pisa-Untersuchung im Jahr 2006 ist der Schulerfolg stark von dem Einkommen der Eltern abhängig. Eine ganztägige Förderung der Kinder in Ganztagsschulen soll dieser Korrelation entgegen wirken.

Des Weiteren werde immer deutlicher, dass in Armut lebende Kinder häufiger Gesundheitsprobleme hätten. Dabei treten besonders oft chronische oder seelische Erkrankungen auf. Diese sind zumeist auf falsche Ernährungsgewohnheiten oder schlechte Wohnsituationen zurückzuführen. Um auch benachteiligte Kinder gesundheitlich zu fördern, plant die Stadt Köln verschiedene Sport-Projekte. Dazu gehören unter anderem „Schwimmen macht Schule“ und „Bündnis Kölner gesunde Lebenswelten“.

Ursachen: Wohnsituation und Arbeitslosigkeit
Problematisch schätzt die Stadt Köln derzeit sowohl die Wohnsituation als auch die hohe Arbeitslosenquote ein, da dies wesentliche Ursachen für Armut seien. Darum setzt sich das Handlungskonzept eine Verbesserung der Wohnsituation für benachteiligte Familien zum Ziel. Dazu sollen unter anderem ehemalige Obdachloseneinrichtungen umgebaut werden. Insgesamt möchte die Stadt Köln eine Ballung von Sozialwohnungen in einzelnen Stadtvierteln vermeiden und eine „gemischtere“ Wohnsituation schaffen. Darüber hinaus soll die Langzeitarbeitslosigkeit vermindert werden. Hier fordern die Dezernentinnen Klein und Bredehorst eine Ausweitung des Angebots für arbeitslose, alleinerziehende Mütter.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
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