Das Pressefoto zeigt die Visualisierung des Gebäudes ROSSIO in Messecity Köln, das im Juli 2024 von der Stadt Köln erworben wurde. Die Visualisierung von HHVision wurde von den Investoren zur Verfügung gestellt.

Köln | Die Stadtverwaltung wird in Köln-Deutz bleiben, aber das Ostgebäude an der Lanxess Arena mit Ende der Mietzeit 2029 aufgeben. Oberbürgermeisterin Henriette Reker habe den Kaufvertrag bei einem Notar unterschrieben, teilt die Stadtverwaltung mit. Das Volumen des Verkaufs liege bei 270 Millionen Euro.

Der Unterschrift Rekers vor dem Kauf des Gebäudes „Rossio“ ging eine Entscheidung des Kölner Rates voraus, die dieser in nichtöffentlicher Sitzung im Juni beschloss. Es geht um die Aufgabe des Ostgebäudes also eines Teils der Arena Mantelbebauung. Dazu schreibt die Stadt heute, dass zum Ende der Mietzeit die Lebensdauer von technischen und baulichen Anlagen erreicht sei.

Die Arena und die Randbebauung

Los wird die Stadt damit aber nicht nur ein Gebäude, sondern auch eine Geschichte, die nicht besonders rühmlich ist für Stadtverwaltung und den rheinischen Millionärsadel. Nicht nur, dass die Stadt das Grundstück, auf dem heute die Lanxess Arena und das Stadthaus stehen in den 1990er Jahren für 37 Millionen DM statt taxierter 83 Millionen verkaufte. Ein Preisnachlass von 46 Millionen Mark. Die Gesamtkosten für die Arena und Mantelbebauung lagen bei veranschlagten 900 Millionen Mark. Die Initiatoren des Esch-Fonds fanden innerhalb von einer Woche 77 Anleger, die sich als Kommanditisten am „Immobilienfonds Köln-Deutz Arena“ beteiligten und die durchschnittlich 15 Millionen DM Eigenkapital einbrachten. Bis zum Jahr 2028 wurde ihnen eine jährliche Gewinnausschüttung von 4 Prozent versprochen. Neben Alfred Freiherr von Oppenheim zählten Verleger Alfred Neven DuMont, Otto Wolff von Amerongen, die Famile Zanders, die Werhahn-Familie aus Neuss oder Henry Maske zu den Investoren. Am 22. Dezember 2015 erklärten die Junson Capital Company Limited aus Hongkong die Lanxess Arena mit der Trainingshalle und die Mirae Asset Global Investments Group aus Südkorea das Technische Rathaus, die Übernahme vom Immobilienfonds Köln-Deutz Arena und Mantelbebauung GbR.

Im Mai 2023 debattierte der Rat der Stadt Köln intensiv das Thema, denn 2029 lief der Mietvertrag aus. 1995 hatte der Rat der Stadt Köln für die Ostgebäude der Mantelbebauung eine Kaufoption für das Stadthaus beschlossen. Also ein Vorkaufsrecht mit für die Stadt Köln durchaus guten Konditionen. 1998 wurde die Kaufoption von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft. Die damalige Stadtverwaltung teilte dies der Ratspolitik damals mit. Die Politiker der FDP machten sich auf die Suche in den Akten nach dem Vorkaufsrecht. Report-K berichtete im Juli 2023:

Ulrich Breite beschreibt in einer schriftlichen Mitteilung, was er vorgefunden hat und was nicht sowie seine politische Gefühlslage: „Die Verwaltung war stets bemüht, dass von ihr selbst beauftragte Gutachten zum Vorkaufsrecht für das Stadthauses Deutz zur Verfügung zu stellen. Immerhin wäre nach dem Ratsbeschluss das Vorkaufsrecht heute Millionen in dreistelliger Höhe wert. Doch mehr als ein paar Seiten aus dem Gutachten konnte die Verwaltung nicht mehr vorlegen. Auf die Frage, wo der Rest des Gutachtens geblieben ist, erhält man nur ein Schulterzucken. Was vom Prüfbericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft übriggeblieben ist, im Amtsdeutsch ‚Restakte֯, lässt nur noch den Rückschluss zu, dass es einen unterschriftsreifen Entwurf Vorkaufsrecht gab, der für die Stadt von Vorteil gewesen wäre. Nachrechnen lässt sich das aber nicht, denn auch der den Prüfern vorgelegte Entwurf für das Vorkaufsrecht ist verschwunden. Prüfbericht unvollständig, Akten futsch: Die Akteneinsicht lässt einen da fassungslos zurück. So jedenfalls kann die Frage nicht mehr beantwortet werden, warum der Ratsbeschluss zum Vorkaufsrecht nicht umgesetzt wurde. Meine Fraktion hofft nun, dass das eingeschaltete Rechnungsprüfungsamt Antworten liefern kann.“ Der Rat der Stadt Köln beschloss in der Folge die Abmietung.

Bauliche und technische Anlagen erreichen 2029 Ende der Lebensdauer

Der Rat der Stadt Köln entschied sich im September 2023 dafür, das Ostgebäude des Stadthauses Deutz abzumieten. Dazu schreibt die Stadtverwaltung am gestrigen 22. Juli 2024: „Das Gebäude erfüllt die Anforderungen an moderne Büroflächen nicht mehr und die Lebensdauer vieler technischer wie baulicher Anlagen wird spätestens zum Ende der Mietzeit erreicht sein.“ Dreißig Jahre nach Einzug. Ín der gleichen Mitteilung findet sich ein Zitat von Markus Greitemann, Beigeordneter für Planen und Bauen der Stadt Köln: „Es ist wichtig, als Stadt Eigentum zu erwerben, um nicht gänzlich dem Mietmarkt ausgeliefert zu sein. Der Ankauf des Bürogebäudes ‚Rossio‘ in Deutz ist daher auch im Sinne einer sparsamen Haushaltsführung die richtige Entscheidung, mit der wir unseren Mitarbeiter*innen zugleich ein modernes und ansprechendes Arbeitsumfeld zur Verfügung stellen können. Der Erwerb stärkt langfristig die finanzielle Situation der Stadt Köln, da damit die Abmietung von unwirtschaftlichen Flächen einhergehen wird.“

Mit dem Kauf des Bürogebäudes „Rossio“ will die Stadt die Eigentumsquote städtischer Verwaltungsgebäude erhöhen und die Vielzahl der kostenintensiven Einzelanmietungen reduzieren. Das neue Bürogebäude der Stadt Köln steht auf dem ehemaligen Barmer Viertel, dessen Entwicklung 15 Jahre dauerte und um dessen Abriss von Wohnbebauung es Konflikte gab.

26.000 Quadratmeter Fläche für die städtischen Mitarbeitenden

Das jetzt von der Stadt gekaufte Haus ist ein Energie-Effizienzhaus 40, das betonen Stadt und Verkäufer, die Strabag Real Estate und ECE Work & Live. Das Gebäude soll 2026 fertiggestellt sein und dann von den Dienststellen der Stadt genutzt werden. Damit, so die Investoren auf der Messecity Süd, seien alle Flächen vermietet oder verkauft. Die Investoren schreiben: „Laut Colliers-Research ist der Verkauf des ROSSIO mit einem Volumen von rd. 270 Millionen Euro der bisher größte Deal an einen Eigennutzer bundesweit im Jahr 2024 und die größte Bürotransaktion seit 2021 in Köln.“ Die Investoren sprechen von einem großen Erfolg.