Am 19. September startet in der Kölner Comedia die nunmehr 16. Ausgabe des Kinder- und Jugendtheaterfestival „Spielarten 09“. Ein Jahr lang bereiste die Spielarten-Jury Kindertheater in NRW, den Niederlanden und Belgien. Zehn Stücke hat sie nun für das Festival ausgesucht. Zu sehen sind sie von Duisburg bis Viersen. Dem Kölner Publikum werden vom 19. bis zum 25. September 2009 in der neuen Comedia acht Gastspiele präsentiert. Zeitgleich reisen die erfolgreichen Stücke „Clyde und Bonnie“ sowie „Romeo und Julis“ durch das Spielarten-Gebiet.

Das ausgewählte Programm des Kinder- und Jugendtheaterfestival ist auch 2009 sehr vielfältig. Denn die Jury möchte dem Publikum vor allem einen Einblick in die reichhaltigen Möglichkeiten des Kinder- und Jugendtheaters geben. So reichen die Darstellungsformen der Gastspiele vom Figurentheater über Tanztheater bis hin zu eine Art Hörspiel-Schauspiel. Dabei erzählen sie Stücke von Märchen, von Freundschaften und Abenteuern, aber auch von einer Flucht durch Afghanistan und vom Tod. Wie in den vergangenen Jahren können Schulen auch 2009  zu der Aufführung eine Vor- und Nachbereitung mitbuchen. Theaterpädagogen kommen dann in die Klassen, greifen in spielerischen Übungen Aspekte der Inszenierung auf und entwickeln diese weiter.


Das Programm im Überblick

19. September, 19 Uhr
Projekt Eden  – Ein Tanztheater für Jugendliche ab 15 Jahren
Sie waren immer schon da, die Äpfel, mitten im Garten und nicht zu verfehlen. Eigentlich soll man sie nicht anfassen. Ja, ja, schon mal irgendwo gehört … Aber einmal gebissen, und nichts ist mehr wie zuvor. Plötzlich ist es da, das Türchen zum Erwachsenwerden. Groß werden. Frau werden. Erste staksige Schritte ins Leben. Es gibt immer neue Äpfel, in die es zu beißen gilt, immer neue Erfahrungen, die gemacht werden wollen. Mal kommt die Ohrfeige. Dann der Stöckelschuh. Es wird losgeprustet, geküsst, gezofft, getanzt. Irgendwann meldet sich das schlechte Gewissen. In den unbeschwerten Garten der Kindheit geht’s nicht zurück. Das Leben geht jetzt einfach immer weiter. Und das mit viel Witz, Ironie und Lebenslust: immer weiter, weiter, weiter – vorwärts, rückwärts, seitwärts, Schritt; Hacke, Spitze, hoch das Bein!
 
20. September, 15 Uhr
Ente, Tod und Tulpe – Figurentheater ab 7 Jahren
Nach dem Bilderbuch von Wolf Erlbruch
"Wer bist du und was schleichst du hinter mir her?" fragte die Ente. "Schön, dass du mich endlich bemerkst", sagte der Tod. "Ich bin der Tod." Die Ente erschrak. Das konnte man ihr nicht übel nehmen. "Und jetzt kommst du mich holen?" "Ich bin schon in deiner Nähe, so lange du lebst, nur für den Fall." "Für den Fall?" fragte die Ente. "Na, falls dir etwas zustößt. Ein schlimmer Schnupfen, ein Unfall, man weiß nie." Einen Sommer lang verbringen sie ihre Zeit gemeinsam, schwimmen im See, sitzen auf einem Baum oder im Gras, erzählen und schweigen und wärmen einander, wenn ihnen kalt ist. Fast könnte man es Freundschaft nennen. Eine zarte, humorvolle und einfühlsame Geschichte, ein Schauspiel mit Figuren und Musik.

21. September, 10:30 Uhr
Vom Fischer und seiner Frau – Figurentheater für Kinder ab 4 Jahren
Das Märchen der Brüder Grimm handelt von dem uralten Wunsch des Menschen nach "mehr". Die ständige Unzufriedenheit mit dem bisher Erreichten ist für viele der Lebensantrieb. Leider birgt dieser in sich die Gefahr der Maßlosigkeit. In dem Märchen finden wir zwei Seiten des Lebens: der Fischer verharrt, will sitzen bleiben, seine Frau drängt voran, will das Neue, die Erweiterung, das Wachsen. Erst soll der verwunschene Fisch das schöne Eigenheim besorgen, dann das Schloss, dann möchte man König sein, dann Kaiser, dann Pabst und dann Gott. Mit dem letzten Wunsch kommt die Katastrophe und der Absturz. Der Fischer und seine Frau sitzen zum Schluss wieder im Nachttopf oder wie es bei Grimm eindrücklich heißt: in ihrem "ollen Pisspott".

22. September, 10:30 Uhr
Ein Schaf fürs Leben – Eine Art Hörpsiel-Schauspiel für Kinder ab 6 Jahren
Nach dem Bilderbuch von Maritgen Matter (6+)
Ein Schaf und ein Wolf allein in der Nacht unterwegs: Kann das gut gehen? Klar weiß jedes Kind, dass das Schaf in höchster Gefahr ist und der Wolf hat zu Beginn auch ganz klare kulinarische Absichten. Er überredet Schaf zu einer nächtlichen Schlittenfahrt, um fernab von den anderen Bauernhoftieren das Schaf an einem stillen Plätzchen zu verspeisen. Doch das Schaf ist nicht nur naiv, sondern auch äußerst liebenswert und witzig, es hat alles was einen guten Freund ausmacht. Schon bald heißt es Freundschaft oder Hunger? Denn Wolf hat Schaf schon bald zum Fressen gern …

22. September, 11 Uhr
Looking for Gretel – Theater für Jugendliche ab 12 Jahren
Gretel ist weg. Verschwunden. Dabei sollte sie eigentlich in ihrem Bett liegen und schlafen. Die Stiefmutter hat es noch nicht einmal bemerkt und der Vater trinkt wie immer in seiner Stammkneipe. Hänsel ist verzweifelt: wem soll er erzählen, was er beobachtet hat? Die Eltern interessiert es nicht, die Polizei würde ihn auslachen, weil er sich nicht einmal sicher ist, ob er wirklich Gretel gesehen hat, wie sie mit einem Fremden wegging. So begibt sich Hänsel allein auf Gretels Spur, die ihn zu einem Geheimnis vordringen lässt, dem er sich erst nach und nach zu stellen bereit ist. Charles Way übersetzt das Märchen von Hänsel und Gretel in einen Krimi unserer Zeit. Und wie in der Vorlage schaffen es die Kinder, ihren skrupellosen Eltern einen Strich durch die Rechnung zu machen und ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen.

23. September, 10:30 Uhr
Alice – Tanztheater ab 6 Jahren
Tanztheaterstück über Alice’ bizarre Reise durch fantastische Landschaften ihrer Traumwelt. Jack Timmermanns inszeniert diesen Klassiker als eine Verkettung von zahlreichen Verfolgungen und plötzlichen Wendungen. Türen in unterschiedlichen Größen öffnen Gucklöcher in die Küche der Phantasie, wo die seltsamsten Speisen zubereitet werden. Immer wieder verirrt sich Alice in ihrer Phantasiewelt, ändert ihre Erscheinung und  Größe. Während ihrer Suche nach dem Kaninchen trifft sie auf märchenhafte Figuren, denen sie manches Mal lieber nicht begegnet wäre. Sie findet sich in einer Welt wieder, wo die Maus, die Katze, die Raupe und die Königin sich nicht für die Weisheit des Allwissenden interessieren. Sie endet in einem Strudel der Verrücktheiten und der Wunsch nach Hause zu kommen wird immer größer.

24. September, 10:30 Uhr
Zabibi und Muzalifa – Körpertheater für Jugendliche ab 12 Jahren
Zabibi und Muzalifa, zwei afghanische Mädchen, mussten im Jahr 2001 aus ihrer Heimat fliehen. Aus einem Land voller Bomben und Minen. Wo jedes Haus zerstört wurde durch den Krieg. Wo es Mädchen nicht erlaubt ist, allein auf der Straße zu sein oder ihren Schleier abzulegen. Wo zehnjährige Mädchen mit alten Männern verheiratet werden und nicht in die Schule gehen dürfen. Sie treffen sich in einem Flüchtlingslager in Pakistan. Dort erzählen, spielen, singen sie ihre Lebensgeschichten. 
Ihre Zukunft ist ungewiss, dennoch blicken sie voller Hoffnung und Lebensfreude in ein neues Leben – getrieben von Wünschen und Sehnsüchten, die Jugendliche auf der ganzen Welt haben. Es ist die Geschichte einer großen Freundschaft. Ein Stück über Freiheit ohne die sich kein Wunsch erfüllen, keine Sehnsucht stillen lässt.

25. September, 18 Uhr
Bohm und Böhmer – Ballade ab 8 Jahren
Bohm und Böhmer sind zwei wohnungslose Überlebenskünstler, denen nicht viel geblieben ist außer ihrer Freundschaft und einer glühenden Leidenschaft für Geschichten von Riesen, Zwergen, dummen Königen und Jungen, die ewig leben wollen. Mit Bohm und Böhmer hat der norwegische Theaterautor Lars Vik zwei komische und mutige Figuren geschaffen. Sie gehen keinem Scharmützel aus dem Weg, wenn es darum geht, der bessere Geschichtenerzähler zu sein, die wirklich wichtige Geschichte zu erzählen und den anderen vorzuführen. Gleichzeitig aber geben sie tiefe Einblicke in ihre Sehnsüchte und Enttäuschungen, Ängste und Hoffnungen. Freunde eben.

Comedia Theater Köln
Vondelstr. 4-8, 50677 Köln
Eintritt: Kinder 6 Euro, Erwachsene 7 Euro, Gruppen (ab 10 Personen) 4,50 Euro pro Person

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto: Theater mini-art]