Eine Schlüsselrolle in den Überlegungen kommt dem europäischen Rettungsschirm EFSF zu. Er soll so schnell wie möglich mit den neuen Kompetenzen ausgestattet werden, die ihm der Krisengipfel Ende Juli zugedacht hat. Zwei Instrumente stehen bei den deutschen Überlegungen im Vordergrund: Zum einen setzen Schäubles Beamte auf vorbeugende Kreditlinien, die etwa Spanien oder Italien helfen sollen, wenn Anleger diesen Ländern nach einer etwaigen Insolvenz Griechenlands nichts mehr leihen. Banken in zahlreichen Euroländern könnten zudem auf Milliarden vom Rettungsschirm angewiesen sein, weil sie ihre Bestände an griechischen Staatsanleihen abschreiben müssten. Solche Folgen sind zu erwarten, gleichgültig ob Griechenland den Euro behält oder aussteigt. Hessens Ministerpräsident, der stellvertretende CDU-Vorsitzende Volker Bouffier, drängt darauf, möglichst schnell Möglichkeiten zum Austritt aus der Euro-Zone zu schaffen. "Wenn die Spar- und Reformanstrengungen der griechischen Regierung nicht erfolgreich sind, müssen wir uns auch die Frage stellen, ob wir nicht neue Regeln brauchen, die den Austritt eines Euro-Landes aus der Währungsunion ermöglichen", sagte er dem "Spiegel".

Athen rechnet mit drastischem Wirtschaftseinbruch
Die griechische Regierung rechnet nach Angaben des Finanzministers Evangelos Venizelos mit einem drastischen Wirtschaftseinbruch. Venizelos sagte vor griechischen Unternehmern bei einer Messe-Eröffnung in Thessaloniki, dass das griechische Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr voraussichtlich um mehr als fünf Prozent sinken werde. Im Mai war die griechische Regierung noch von einem Minus in Höhe von 3,8 Prozent ausgegangen. Die Rezession übertreffe alle Vorhersagen, so Venizelos. Viele Menschen zögen ihr Geld von den Banken ab und investierten es nicht, obschon Investitionen dringend notwendig seien, erklärte der griechische Finanzminister. Beobachter gehen davon aus, dass die Sparbemühungen Griechenlands der einheimischen Wirtschaft zu stark zusetzen. Unterdessen wirbt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für Geduld mit Griechenland. Dem "Tagesspiegel am Sonntag" sagte Merkel, dass die Versäumnisse der vergangenen Jahre nicht über Nacht behoben werden könnten. "Denken Sie an den Prozess der deutschen Einheit. Wie lange hat es Anfang der neunziger Jahre gedauert, um neue Verwaltungsstrukturen aufzubauen, Kenntnisse zu vermitteln und zu privatisieren. Das heißt, dass wir Geduld haben müssen", so die Kanzlerin.

Über 60 Festnahmen nach Ausschreitungen in Griechenland
In Griechenland sind nach Ausschreitungen über 60 Menschen festgenommen worden. Dies teilte die örtliche Polizei am Samstag mit. In der Hafenstadt Thessaloniki hatten mehrere tausend Demonstranten gegen den rigiden Sparkurs der griechischen Regierung protestiert. Dabei ist es nach Polizeiangaben zu Zusammenstößen zwischen den Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Beamten setzten daraufhin Tränengas und Schlagstöcke ein. Unter den zumeist friedlichen Demonstranten hatten sich Medienberichten zufolge Autonome gemischt und mit Steinen, Feuerwerkskörpern und anderen Gegenständen geworfen.

[dts]