Die Illustration von report-K zur Europawahl 2024

Köln | Die letzte Europawahl in Köln fand am 26. Mai 2019 statt. Mit der Europawahl 2019 starteten die Grünen ihren Höhenflug in Köln, den sie in den darauffolgenden Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen verstetigten. Die Grünen waren plötzlich mit großem Abstand stärkste Kraft in Köln. So wählte Köln am 26. Mai 2019 mit dem, was die Wahl vor fünf Jahren mit der am 9. Juni unterscheidet. Ein Blick zurück von Andi Goral.

Europawahl-Wahlabend bei report-K

Am Wahlabend der Europawahl in Deutschland, 9. Juni 2024 ab 18 Uhr berichtet report-K über die Wahlergebnisse in Deutschland, NRW und vor allem über die Abstimmung in Köln in einem Livebericht. Schauen Sie beim Livebericht von report-K vorbei und informieren Sie sich wie Köln bei der Europawahl 2024 wählte. 

Volkspartei-Status

Vergleicht man die Ergebnisse der Europawahl vom 25. Mai 2014 in Köln mit denen von 2019 wird sehr schnell offensichtlich wie sich die Wählermeinung vor den 20er Jahren des neuen Jahrtausends änderten. 2014 war die SPD mit über 30 Prozent die dominierende Kraft und die CDU zweitstärkste Kraft mit über 26 Prozent. Die Grünen lagen 2014 noch unter 20 Prozent bei gerade einmal 18,41 Prozent. Fünf Jahre später deklassierten sie die bis dato in Köln führenden Volksparteien und setzten sich mit 32,88 Prozent an die Spitze. Die Grünen wurden mit einem Schlag zu den Erfolgstypen, den Wahlgewinnern. Die SPD kümmerte bei der Europawahl 2019 bei 16.97 Prozent dahin und die CDU kam auf schlappe 19,79 Prozent. Aus den Volksparteien waren mit einem Schlag Verlierer geworden. Dieses Signal verstärkte sich in den folgenden Wahlen. Pfründe der CDU in deren kölschen Hochburgen des gepflegten Bürgertums bis hin zu Direktmandaten gewannen die Grünen im Vorbeigehen. Eine führende Sozialdemokratin kommentierte die Wahlerfolge der Grünen damals damit, dass diese auch einen Stock plakatieren könnten und die Menschen vor allem im Süden und Südwesten dennoch die Grünen wählen würden.

Und dieses Mal? Das dürfte die spannende Frage sein, wie die Grünen abschneiden. Immerhin brachten die Grünen noch einmal alles was bei Ihnen Rang und Namen hat in ihre grüne Hochburg Ehrenfeld. Am Freitagabend war grüne Wahlkampfarena auf dem Neptunplatz mit Robert Habeck, Annalena Baerbock, Omid Nouripour und Ricarda Lang. Ach ja und Terry Reintke ihre Spitzenkandidatin und Europaabgeordnete, die kaum jemand kennt. Im letzten Politbarometer des ZDF vor der Wahl standen die Grünen bundesweit bei 14 Prozent. Bundesweit errangen die Grünen bei der Europawahl 2019 damals 20,5 Prozent.

Wie stark werden die Grünen also im urbanen Umfeld und in ihrer Hochburg Köln. Es ist ein Stimmungstest gleich in mehrfacher Hinsicht. Denn in Köln stellen die Grünen die stärkste Fraktion im Stadtrat, die von ihnen unterstützte parteilose Kandidatin Henriette Reker ist Oberbürgermeisterin, die grünen regieren im Land Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der CDU und im Bund gemeinsam mit der SPD und der FDP. Die Kölner Bundestagsabgeordnete Katharina Dröge hat ihren Bundestags-Direktwahlkreis in Ehrenfeld, den sie allerdings nicht gegen SPD Mann Rolf Mützenich gewinnen konnte. Aber Dröge und Mützenich sind beide Fraktionsvorsitzende ihrer Bundestagsfraktionen. Der zweite Kölner Bundestagsabgeordnete der Grünen der im Süden sogar das Direktmandat errang ist Queer-Beauftragter der Bundesregierung: Sven Lehmann. Auch wenn Wahlen und die Europawahl ganz besonders nicht miteinander vergleichbar sind, ist die Wahl am 9. Juni 2024 doch ein Stimmungstest gerade für die Grünen, wie die urbanen Wähler auf ihre Regierungszeit blicken. Denn im kommenden Jahr stehen in NRW Kommunalwahlen, OB-Wahlen und Bundestagswahlen an.

Die CDU und die SPD sind in Köln eher unterrepräsentiert in diesem Europawahlkampf in Köln. Geht es nach den Umfragen vor der Wahl könnte die CDU mit rund oder knapp über 30 Prozent als Sieger vom Platz gehen. Aber sind 30 Prozent Siegerzahlen für eine Partei, die den Anspruch hat Volkspartei zu sein? Es wäre immerhin deutschlandweit eine Verbesserung, da die Union 2019 insgesamt 28,9 Prozent einfuhr. Für die CDU in Köln ist dies die erste Wahl nachdem Karl-Alexander Mandl dem allseits präsenten Platzhirschen Bernd Petelkau die Führung der Kreispartei nach heftigen internen Kämpfen abnahm. So richtig engagiert zeigte sich die CDU in Köln bei der Europawahl nicht, sondern eher schon fokussiert auf die Kommunalwahl und die OB-Wahl 2025. Immerhin konnte die Kölner CDU kurz vor Öffnung der Wahllokale zur Europawahl 2024 noch verkünden im Kreisverband die Finanzen in Ordnung gebracht zu haben. 

Und auch die Sozialdemokratie machte keinen überengagierten Eindruck. Die Plakate zeigten Katharina Barley und Kanzler Scholz. Und war sonst noch was? Ach ja der Parteichef Klingbeil besuchte ein Unternehmen. Bundesweit kommt die SPD auf 14 Prozent. Wenn die Kölner Sozialdemokraten diese 14 Prozent erreichen, dann wäre dies ein weiterer Abwärtstrend und mehr als eine Halbierung der Stimmen, die die SPD noch bei der Europawahl 2014 einfuhr.

Die AfD

Die AfD errang 5,51 Prozent im Jahr 2014. 2019 waren es 6,17 Prozent. Nun darf man gespannt sein, ob die Partei in Köln weiter abgeschlagen bleibt oder aufholt. In den bundesweiten Umfragen liegt die AfD gleichauf mit den Sozialdemokraten bei 14 Prozent.

Das BSW

Als Sarah Wagenknecht auf dem Chlodwigplatz sprach war dieser trotz miesen Wetters voll. 2019 erreichte die Linke in Köln 6,12 Prozent. Ob sich dieses Ergebnis halten lässt? Bundesweit liegt das BSW in Umfragen bei 7 Prozent und die Linke bei 3 Prozent. Das BSW liegt damit noch vor der FDP mit 4 Prozent bundesweit. Die Liberalen gewannen bei der Europawahl 2019 noch 6,24 Prozent in Köln.

Die Kleinstparteien

2019 erreichten die Kleinstparteien insgesamt addiert 11,81 Prozent. Darunter war „Die Partei“ die stärkste Kraft mit 3,36 Prozent gefolgt von der paneuropäischen Partei Volt mit 1,6 Prozent. Das Ergebnis von Volt dürfte besonders interessant sein, denn die Partei ist Teil des Ratsbündnisses im Kölner Stadtrat.

Die Fakten zur Wahl

Nach dem Stand vom 25. März 2024 sind in Köln 746.425 Menschen wahlberechtigt bei dieser Europawahl. Das sind 5.977 mehr Wahlberechtigte als bei der letzten Europawahl. 2019 gingen übrigens knapp über 64 Prozent zur Wahl.

Die Wahlberechtigten verteilen sich so auf die Stadtbezirke

Innenstadt: 96.987 Wahlberechtigte

Rodenkirchen: 78.485 Wahlberechtigte

Lindenthal: 116.750 Wahlberechtigte

Ehrenfeld: 76.588 Wahlberechtigte

Nippes: 81.154 Wahlberechtigte

Chorweiler: 52.781 Wahlberechtigte

Porz: 76.543 Wahlberechtigte

Kalk: 70.965 Wahlberechtigte

Mülheim: 96.172 Wahlberechtigte

Zum ersten Mal dürfen 16-Jährige bei dieser Europawahl wählen gehen. Die Zahl der Minderjährigen in Köln die zum ersten Mal ein Kreuz machen dürfen beläuft sich auf 15.981 Wähler:innen. Die größte Gruppe der Wahlberechtigten sind übrigens die über 60-Jährigen mit insgesamt 230.845 Personen. Das ist rund ein Drittel der Wahlberechtigten. 54,2 Prozent der Wahlberechtigten in Köln bei dieser Europawahl sind über 45 Jahre alt.