Schull- und Veedelszug: Viel Lokalpolitisches im Zug und ganz großes Thema der Klimawandel

Der Schullzoch kütt
Zuallerest schlängelte sich der Schullzoch quer durch die Stadt vom Chlodwigplatz bis zum Dom und noch ein Stückchen weiter. In diesem Jahr nahmen 13 Grundschulen, 17 Gymnasien, 3 Hauptschulen, eine Realschule, drei private Schulen, eine Förderschule , zwei Gesamtschulen und eine berufsbildende Schule am Zoch teil. Für kontinuierliche Teilnahme an den Schull- und Veedelszöch gibt es zwei Wanderpreise. Zum einen den "Kamellebügel", den in diesem Jahr das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium errang, denn man ist das 15 mal dabei. Die widmeten sich der Kultur in ihrer Schule in Anlehnung an das Motto des Rosenmontagszuges. Das Lyskircher Buch bekam der Berufskolleg Ehrenfeld, der sich zum zweiten Mal beteiligte und kann jetzt in dem Buch eine Seite gestalten.

Ein ganz großes Thema im Schullzug ist der Klimawandel, gleich mehrere Schulen haben sich des Themas angenommen. So zum Beispiel das Städtische Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium, dessen Motto lautete: "Schmilzt dat Ies aan de Pole müsse mer uns Flosse hole." Die Kinder und Lehrer gehen als Fische um für den steigenden Wasserpegel gerüstet zu sein und führten auf einem Wagen eine Meerjungfrau und eine Krake mit. Der Schulleiter ging als Poseidon. Eine andere Schule geht als Eisbären die hitzefrei haben. Natürlich wurde auch das Thema Kopfnoten aufgegriffen, so trat die Hauptschule Reutlingerstraße mit dem Motto "Mit Kopfnoten wäde mir vum Bengelsche zum Engelsche".

Einige Schulen hatten sich auch mit dem Motto des Kölner Rosenmontagszug auseinandergesetzt und das Thema oft auch ein bischen umgewandelt, wie etwa das Gymnasium Rodenkirchen, das sich selbst als Bildungskamelle sieht. Themen sind aber auch Castingshows auf dem Schulhof, die Chinaoffensive des Oberbürgermeisters, Kamelle vom Mars, das Domfenster von Richter das als Lappenclown dargestellt wird, oder das aktuelle Thema Mensa am Gymnasium: "Ristorante Hölderlin – Eröffnung in Kürze, Es ist noch bald Supppe da". U-Bahnbau, Pisa, Lernstandserhebungen, Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre "Kein Zick för zo nüggele" (Erich Kästner Gymnasium), der Themenmix ist bunt und bringt die Probleme an die Tribünen wo die Kölner Ratsmitglieder und auch OB Schramma den Zug bejubeln. Konkret wurde die Katholische Grundschule mit ihren Wünschen an die kölsche Stadtpolitik: "Mir Zochwächpirate kapere däm Schramma si Büro – uns Schull bruch endlich ne neue Klo."

Der Schullzoch ein Mittel um auf Misstände aufmerksam zu machen. So bemängelt etwa der Berufskolleg in Ehrenfeld, dass Schüler keine Lobby haben. Motto "Leben am Limit" – mir jeve für us leer et letzte Hemd". Kritisiert wird, dass es in den Betrieben nicht mehr um Ausbildung, sondern nur um Arbeitskräfte geht, die Streichung des Schülertickets für die 2. Ausbildung durch die Landesregierung und die schwierige Situation bei der Finanzierung von Lehrmitteln an den Berufskollegen. Die Schüler des Berufskollegs trugen allesamt zerrissene Hemden, um auf die Armut der Schüler und Schulen aufmerksam zu machen.

Der Veedelszug
Megakreativ und ultraaktuell, so könnte man den Veedelszug heute beschreiben. Da ist auf dem Wagen des Kölschen Huhadel vorne auf dem Kühler eine schwarze Pappnase montiert, da wird vom Stammdesch "En große Familich" das Thema Bäder in Köln auf den Punkt gebracht, wo sollen wir denn dann noch schwimmen gehen fragt man. Oder der Stammdesch Om Piefes beschäftigt sich mit dem Thema Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und Kneipen: "Kölsches Raucherparadies". Da sind die Raucher Könige in einer Sänfte und werden von Finanzbeamten, Politikern und Wirten bedient – damit sich der Steuerzahler Raucher wohlfühlt.

Hochkreativ der Stammdesch "Ratteköpp", Motto "Kölle blöht op". Die Teilnehmer sind als Mutter Colonia verkleidet und formieren sich von Zeit zu Zeit zu Vierergruppen. Durch das Anheben einer Rückenhälfte des Kostüms blühte es in den Kölner Straßen und ein Bienchen summt herum. Oder die 11.000 Jungfrauen, die wie ein Prozession den Zugweg entlangschreiten und an die heilige Ursula erinnern. Eher politisch dagegen die Katholische Jugend rund um den Chlodwigplatz. Die sind als Köche verkleidet und führen riesige Kupferkessel mit. Motto "Mir koche unser eigen Züppche". Da geht es um Kultur, Moscheebau, Politik. Auch das Ratteköpp Schmölzje persifliert Politik mit dem Motto "Mir krijje alle unger eine Hot" und am Ende läuft ein überdimensionierter Erzbischof mit.

52 Gruppen unterschiedlichster Ausprägung und den unterschiedlichsten Themen, sie symbolisieren auch die Vielfalt von Karneval, Kultur und Politik in Köln. Da wundert es nicht, dass viele Ofizielle aus Politik und Wirtschaft gerne auf die Tribüne am Alter Markt kommen und sich das Spektaktel aus der Nähe ansehen. An der Spitze der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma mit seiner Gattin, aber auch Winrich Granitzka, der Fraktionsvorsitzende der Kölner CDU, oder Andreas Hupke Bezirksbürgermeister Köln Innenstadt. Das Kölner Dreigestirn, die Honoratioren des Festkomitee Kölner Karneval. Alles sind da und genießen das bunte Treiben und die ein oder andere Kamelle.

Die Gewinnergruppen aus dem Veedelszug
Und für die Teilnehmer des Veedelszochs gibt es ja noch ganz besondere Bonbons. Die Gruppe Kölscher Huhadel erhält einen einmaligen Sonderpreis und die Vringsveedeler Pänz den Originalitätspreis. Bei den Wagengruppen gewann in diesem Jahr der Stammtisch Raderthaler Pänz und bei den Fußgruppen der Stammdesch Ratteköpp. Beide werden am Rosenmontagszug morgen wieder dabei sein. Beide Gruppen sind ein optisches Hilight.   

—
Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung