Frank Schätzing liest in mythischer dunkler Athmosphäre von einem elektronischen Notepad ab.

Fulminant und mystisch der Einstieg. Riesige Aufnahmen des Pinguin-Nebels, die Arena in Schwarz gehüllt. Schätzing liest aus seinem Roman "Limit", aber nicht aus einem Buch, er hat ein elektronisches Pad, darauf eine kleine Lampe montiert, so schreitet er über die Bühne und erzählt die dramatische Geschichte eines Mannes der von einem Roboterarm getroffen ins All geschleudert wird und dabei stirbt. Dazu hören wir Musik von Frank Sinatra eingespielt. Dann gibt es Nachrichten aus einem fiktiven Nachrichtenstudio, die Sendung heißt „der tag“. Die Nachrichten aus dem Jahr 2015, natürlich launig und auf Köln zugeschnitten. Der 1. FC Köln steht an Platz 1 der Tabelle, Johannes Heesters geht munter in sein 125. Lebensjahr und Berlusconi ist fünfmal geklont, was bei Politikern in Europa eine Diskussion über das Klonen auslöst. Besondere Heiterkeit erzeugten die gentechnisch veränderten leuchtenden Katzen, aber auch Berichte über einen Konflikt zwischen China und den USA um die Claims um das Helium 3 auf dem Mond, der stark an die Zeit des kalten Krieges erinnerte.

Und damit ist man bei dem Spannungszenario das Schätzing aufbaut und das anregt über die eigene Vorstellungskraft nachzudenken. Das eigene Wissen spielt eine Rolle, aber auch die eigenen Ängste und damit öffnet Schätzing dem Individuum die Option Zukunft zu spiegeln. Schätzing ist wichtig dabei klar zu stellen, dass wir im Hier und jetzt die Möglichkeiten besitzen Zukunft zu gestalten. Und er stellt klar, dass „Limit“ seine Vision von Zukunft ist. Wie falsch man mit Zukunftsvoraussagen liegen kann und damit relativierte er gleich seine eigene, dafür führte Schätzing gleich eine ganze Latte berühmter Beispiele an: Da gab es einen Arzt der einst behauptete dass Eisenbahnpassagieren bei einem Tempo über 30 km/h die Lungen platzen würden. Oder Maggie Thatcher die 1969 behauptete, nie würde eine Frau Premierministerin von Großbritannien werden und sie war die erste. Siemens glaubte nicht das die Glühbirne eine Zukunft haben werde und der Boss des Unternehmens „digital“ Ken Olsen erzählte munter, dass Menschen nie Computer zu Hause haben werden. Diese Fehleinschätzung etwa führte dazu, dass das Unternehmen „digital“ keine Zukunft hatte.

Schätzing lässt, so erklärt der Autor, seinen Roman noch relativ zeitnah spielen, damit die jetzt Lebenden auch noch selbst diese Zeit erleben werden und können. Schätzing ist aber nicht ein weltferner Literat, sondern recherchiert, Zahlen, Fakten, heute, vom Beginn der Renaissance und Leonardo da Vinci. Und diese Gedankenwelt breitete Schätzing aus, in Wort, Bild, Talk und Fernsehfiktion. Mit allen Kommunikationsmitteln die das 21. Jahrhundert bietet. Spannend.

[ag]