Mutter Colonia verliert ihr Herz
Die Kulturpolitik spielt in diesem Rosenmontagszug eine besondere Rolle. Das hat nicht nur der Wagen zur Rettung des Schauspielhauses gezeigt. „Die Stadt hat kein Kulturkonzept. Sie hat an vielen kulturellen Baustellen versagt“, erklärte heute Dr. Johannes Kaußen, Präsident und Literat der Kölnischen Karnevalsgesellschaft 1945 e.V. Seine Gesellschaft habe sich darum sofort bereit erklärt, auf einem der Wagen auf dem Rosenmontagszug mitzufahren und das Thema so zu unterstützen. Dabei ist dieser Wagen besonders provokativ, findet Rosenmontagszugleiter Christioh Kuckelkorn. Denn auf dem Wagen liegt Mutter Colonia mit scherzverzerrtem Gesicht auf einem OP-Tisch. Von „Dr. Politik“ wird ihr das Herz, ihre Kultur, herausgerissen. „Vielleicht kann der Wagen die Kölner Politik daran erinnern, ihren Umgang mit der Kultur – auch hinsichtlich des Etats – zu überdenken“, so Kaußen.


Foto: Deutschland eine Bananenrepublik? Entworfen vom Kölner Künstler Thomas Baumgärtel


Das Brandenburgertor mitten in Köln
Auch der zweite Wagen, der heute kurz vor dem Rosenmontagszug vorgestellt wurde, kritisiert die deutsche Kulturpolitik. Entworfen wurde er von dem Kölner Künstler Thomas Baumgärtel, der durch seine Bananen-Kunstwerke bekannt wurde. Den Entwurf zum Wagen selbst hatte er schon lange Zuhause liegen. Denn eigentlich wollte er die Idee als Skulptur für die Kölner Stadt umsetzen. Dazu bekam er jedoch keine Genehmigung. Kurz entschlossen hat ihm nun Zugleiter Kuckelkorn die Möglichkeit gegeben, seinen Entwurf als Wagen zu realisieren. Heute hat Baumgärtel nun selbst den Wagen zum ersten Mal fertig gesehen und war begeistert. Der Wagen zeigt das Brandenburgertor, das von einer Banane gesprengt wird und dadurch bereits erste Risse an den Säulen aufweist. „Ich bin wirklich erstaunt, wie toll und schnell es ging, den Wagen zu bauen“, sagte heute Baumgärtel.

Besonders die Kanzel für die 1. Kleine KG Löstige Innenstädter n.k.e.V. gefällt dem Kölner Künstler. Denn die Gesellschaft steht nun mitten auf dem Brandenburger Tor und wird von dot oben ihre Kamelle ins Volk werfen. „Da wird man ganz neidisch, da würde ich selbst am liebsten mitfahren“, beteuerte Baumgärtel. Auf diesem Wagen sind zwar bereits alle Plätze vergeben. Dafür wird er selbst mit auf dem Zugleiter-Wagen mitfahren. „Das ist mein erstes Mal. Das wird bestimmt toll, wenn man das Gefühl hat, dass alle Menschen einem zu jubeln“, freute sich Baumgärtel. Der zeigte sich beeindruckt davon, dass der Kölner Karneval in diesem Jahr der Kultur so viel Raum im Rosenmontagszug spendet. „Kunst und Karneval geben sich dort wirklich die Hand“, erklärte der Künstler.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung