Dieser Nagel ist rund 1.800 Jahre alt und verband Planken und Schiffsboden

Dort unten in 12 Meter Tiefe – im für organische Stoffe konservierendem Grundwasser – liegt der römische Plankenboden. Die Seiten sind nur noch rudimentär zu erkennen. Deutlich sieht man die Eisennägel die Schiffsplanken und Boden zusammenhalten. Der gefundene Teil ist rund 2,00 Meter lang und 3,50 Meter breit. Es  ist wahrscheinlich ein Schwerlastschiff, auf dem Baumaterialien wie Eichenholz, Steine, aber auch Brennholz nach Köln transportiert wurde. Es ist das größte Stück römischen Schiffes, der bisher in Köln entdeckt wurde. Damit hat Köln jetzt drei römische Schiffe. Hellenkemper schätzt, daß es eine Last von 10-20 Tonnen tragen konnte. Eichenholz musste übrigens auf Schiffen transportiert werden, da es nicht von alleine auf dem Wasser schwimmt.


In diesem Schacht wurde das Schiff gefunden.

Wenn Prof. Hellenkemper über die Rheinverkehre der damaligen Zeit spricht, dann vermittelt er den Eindruck auf dem Rhein habe im 2. Jahrhundert n. Chr. ein Gewimmel von Schiffen den Rhein bevölkert. Das würden Funde belegen, denn Amphoren und Gefässe aus dem gesamten Mittelmeer-Raum haben sich in der Region Rheinland finden lassen. Dies belege auch die Wichtigkeit der Wasserstraße Rhein, über alle Provinzen hinweg wurden hier Güter transportiert und die römische Verwaltung achtete diesen Verkehrsweg.


Archäologinnen reinigen das römische Wrack

Gefunden wurde das Schiff vergangenen Donnerstag von einem Team von Archäologen, die die Bauarbeiten an der Nord-Süd-Bahn ständig begleiten. Zunächst hatte man nur eine Vermutung, ein Stück Holz gefunden. Am Freitag vor einer Woche wurde es dann zur Gewißheit. Es war ein ganzes und gut erhaltenes Schiffsteil. Am kommenden Montag will man nun das Wrackteil bergen. Dazu wird es in mehrere Teile zerlegt, Stahlplatten darunter geschoben und mit Schaum verfestigt. Das antike Wrackteil muss zunächst immer feucht gehalten werden, sonst ist es in kürzester Zeit kaputt. Hellenkemper geht davon aus, dass 2010 das restaurierte römische Wrackteil im Römisch-Germanischen Museum zu sehen und der Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Denn dann könnten alle Restaurierungsarbeiten abgeschlossen sein.

Die hinter den Wrackteilen liegende Erdsäule wird ebenfalls konserviert und ein Teil auch der Kölner Universität zur Verfügung gestellt werden. Aus ihr kann man erschließen, welche klimatischen Bedingungen im 2. Jahrhundert vor Christus in Köln herrschten, welche Pflanzen wuchsen. Denn in solchen Schichten finden sich immer Pollen und anderes Material das hervorragend für die Bestimmung antiker Vegetationen geeignet ist. Auch will man eine 1:5 Zeichnung des Schiffes anfertigen um eine möglichst genaue Interpretation des Wrackteils vornehmen zu können. Auf dem Decksboden hat man ein Eisenbeil, einen feingeflochtenen Korb und Glaskeramik gefunden. Auch hier geht man davon aus, dass diese Stücke aus dem 2. Jahrhundert nach Christus stammen.

Wie das Schiff gesunken ist kann man nicht feststellen. Sicher ist nur, dass die Bruchstelle schon in der Antike entstanden ist, ob das Schiff also beim Sinken auseinanderbrach, davor, oder erst durch die Strömung des Rheins kann man nicht Bestimmtheit sagen. Das Schiff liegt in der Mitte des ehemaligen Hafenbeckens das 60 Meter breit war. Für diesen Hafen hatte man einen Altarm des Rheins genutzt. In späteren Jahren versandete dieser zunehmends und wurde zum Teil auch von den Römern zugemüllt. Für Archäologen ein Glücksfall. Zu späteren Zeiten wurde der Altarm des Rheins ganz von den Römern zugeschüttet und die Insel, die heute die Altstadt bildet mit dem dahinterliegenden Stadtteil verbunden. Den neuen Hafen orientierte man mehr zum Fluss hin und dieser lag ungefähr dort wo heute der Kurt-Hackenberg-Platz liegt.

Es könnte noch ein weiterer Teil des Schiffes gefunden werden, denn man konnte bisher nur den Teil freilegen, der bis zur Betonmauer geht. Hellenkemper mutmasste auch, dass das Schiff eventuell in Köln gebaut worden ist, dies wir die nähere Analyse noch ergeben. "Mit dem Fund haben wir einen weiteren großen Mosaikstein in Händen in der Geschichte des Rheins, der Rheinschiffahrt und des Kölner Hafens", freute sich Hellenkepmer über den Fund.

// Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung //