Wer war dieser T. E. Lawrence, den es bereits als jungen Mann in den Nahen Osten zog? Ein Archäologe, ein Militärstratege oder ein Spion im Namen seiner Majestät? Welche Rolle spielte er wirklich in der arabischen Revolution? Und wie kommt es, dass wir bis heute eine bestimmte Vorstellung mit „Lawrence von Arabien“ verbinden? Das Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt zeigt vom 30. April bis zum 11. September 2011 die Sonderausstellung „Lawrence von Arabien – Genese eines Mythos“.


Original-Beduinen-Zelt in der Ausstellung – im Hintergrund ein Foto des Kölner Künstlers Boris Becker


Lawrence von Arabien vor und hinter der Kamera
Dabei beleuchtet die Schau gleich mehrere Facetten. Gleich zu Beginn wird der Besucher zunächst mit der medialen und mystifizierten Figur des „Lawrence von Arabien“ konfrontiert. Gezeigt werden hier Ausschnitte aus Comics und Büchern über die Figur, die vor allem nach seinem Tod glorifiziert wurde. Während des weiteren Rundgangs wird schnell deutlich, dass der Besucher sein medial geprägtes Bild über Lawrence ändern muss. So zeigt die Ausstellung Lawrence als innerlich zerrissenen Menschen und beleuchtet verschiedene Bereiche seines Lebens. Grob unterteilt ist die Ausstellung dabei in Bereiche, der Lawrence als Fotografen und Figur hinter der Kamera zeigt und als einen Bereich, in dem er selbst vor die Kamera tritt. Aufgezeigt werden etwa sein archäologisches Interesse im nahen Osten, seine Tätigkeiten in der arabischen Revolution und als Berater und Vermittler der Politik. Zur Sprache kommen auch sein Buch „Die sieben Säulen der Weisheit“ und sein Interesse als intellektueller Techniker.

Darüber hinaus gibt die Schau Einblick in das heutige Leben der Beduinen. Dafür wurde im Museum extra ein Reisezelt der Beduinen aufgebaut. Dazu informiert die Ausstellung allgemein über die Darstellung des Orients in der westlichen Welt, wie sie auch Lawrence selbst prägte. Dabei wird der Besucher auf eine Reise zu Beginn des 20. Jahrhunderts mitgenommen und nähert sich den Wurzeln der politischen Auseinandersetzungen, die
noch heute die Verhältnisse im Nahen Osten prägen. Denn während des Ersten Weltkrieges kämpften Engländer und Franzosen mit Arabern gegen Osmanen und ihre deutschen Alliierten. Die britischen Alliierten stellen den Arabern beim gemeinsamen Kampf gegen die Osmanen einen eigenen, selbstbestimmten Staat in Aussicht.


Boris Becker, Kölner Fotograf, vor einem seiner Fotos der Serie "Desert Images"


Fotos von Boris Becker – Auf den Spuren von T. E. Lawrence
In einem eigenen Teil des Ausstellungsraumes begibt sich der Kölner Fotograf Boris Becker auf Spurensuche zu Lawrence von Arabien. Vor rund einem Jahr reiset er mit den Kuratoren der Schau nach Syrien und Jordanien. Dort suchte er die Wirkungsstätten des Briten auf und hielt die Stimmung der Landschaft in großformatigen Fotos fest. „Erst im Laufe der Reise habe ich Lawrence von Arabien wirklich als Person kennen gelernt“, berichtete Becker heute. So wie er an den Wirkungsstätten in das Leben des Briten eintauchte, sollen auch seine Fotos zu Beginn der Schau die Besucher in die fremde Landschaft hineinziehen.

Auf seiner Reise musste Becker feststellen, dass das Verhältnis der Menschen in Syrien und Jordanien zu Lawrence von Arabien noch heute gespalten sind. „Er ist bei vielen verhasst, wird jedoch auch touristisch genutzt“, so Becker. So wären etwa Supermärkte nach ihm benannt, auch würden Touristen zahlreiche Gimmicks angeboten. Überrascht hat Becker auch, dass die Hedjaz Bahn, deren Strecke Lawrence zusammen mit den Beduinen einst sabotierte, um den Nachschub für die türkischen Truppen abzuschneiden, noch heute mitten in der Wüste steht.

Infobox
Lawrence von Arabien – Genese eines Mythos
30. April bis 11. September 2011
Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt
Cäcilienstrasse 29-33, 50667 Köln

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10–18 Uhr
Donnerstag 10–20 Uhr

Eintritt
Einzelticket Sonderausstellung: 5 Euro, erm. 3 Euro
Kombiticket Dauer- und Sonderausstellung: 9 Euro, erm. 6 Euro

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung