„Das Leuchtturmprojekt definiert fundierte Qualitätsstandards und trägt so dazu bei, dass eine für das Kind bestmögliche Betreuung realisiert werden kann“, ließ im Vorfeld der LVR-Jugenddezernent Reinhard Elzer verlauten. Über zwei Jahre hat ein Forschungsteam der Universität Siegen unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Wolf und in Zusammenarbeit mit dem LVR-Landesjugendamt und den kommunalen Pflegekinderdiensten (Düsseldorf, Duisburg, Bornheim und Kamp-Lintfort) die Qualität der hiesigen Pflegekinderwesen erforscht. Hierfür wurden über hundert ehemalige Pflegekinder interviewt und deren Aussagen analysiert, um auf diesem Wege allgemeine Qualitätsstandards zu entwickeln. Zudem dienen die Ergebnisse als Handlungsempfehlung für die Arbeit der Fachberatungen der Jugendämter.

Zeit, Zeit und nochmals Zeit
Das Fazit, das aus dieser Studie gezogen wird, dürfte vor allem die Arbeiter der Jugendämter aufhorchen lassen: Denn zur optimalen Betreuung der Pflegekinder sind nicht bloß interessierte, authentische und qualifizierte Fachkräfte vonnöten, sondern vor allem reichlich Zeit. Um ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen, brauche es Zeit, Zeit und nochmals Zeit. Dies beinhalte auch eine anhaltende und umfassende Betreuung, wenn möglich, durch dieselbe Fachkraft. Dies geht auch zum Teil aus den Interviews hervor: „Ich hatte vier, fünf Sozialarbeiter und das war ganz übel“, so beispielsweise eins der ehemaligen Pflegekinder. „Du hattest dich gerade an den einen gewöhnt und dann kam halt der nächste“, berichtet es weiter.


Prof. Dr. Klaus Wolf und Judith Pierlings (Autorin von "Leuchtturm-Projekt Pflegekinderdienst").

Heimkinder dreimal so teuer wie Kind aus Pflegefamilie
Deshalb empfiehlt die Studie den Jugendämtern organisatorische und personelle Rahmenbedingungen in Angriff zu nehmen. Noch „genauer und emphatischer“ sollen die Fachkräfte, wenn es nach Prof. Wolf geht, hinschauen, was dem Wohl des Kindes diene. „Den Kindern muss früh klar sein, wo ihr Lebensmittelpunkt ist – da eiern wir einfach noch viel zu viel herum“, drückte er sich heute klar und deutlich aus. Natürlich hänge die Leistungsfähigkeit des Pflegekinderdienstes auch von der Größe des jeweiligen Jugendamtes ab, aber: „eine Heimbetreuung kommt uns am Ende ungefähr dreimal so teuer wie die gleiche oder bessere Betreuung in einer Pflegefamilie.“

Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung