Über 53.000 Arbeitslose in 2009
Gerade in der zweiten Hälfte hat Köln die Wirtschaftskrise zu spüren bekommen. Seit August verzeichnet die Agentur für Arbeit erstmals seit zweieinhalb Jahren wieder einen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich. Im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen und dem Bundesgebiet tritt diese Entwicklung in Köln fünf Monate später ein. Das liegt vor allem an der starken Dienstleistungsausprägung und dem breiten Branchenmix der Kölner Wirtschaft, erklärte heute Peter Welters, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln.

Tatsächlich senden die wichtigsten Arbeitsmarktindikatoren deutlich negative Signale. Über 53.000 Kölner meldeten sich im November 2009 bei der Agentur für Arbeit als arbeitslos. Das sind 2.000 Arbeitslose mehr als im November 2008. Im Bereich der Zeitarbeit ging die Beschäftigung im dritten Quartal sogar zweistellig zurück. Dieses relativ gute Ergebnis hätte nur mit den Mitteln der Arbeitsagentur erreicht werden können, betonte heute Welters. Denn zu den rund 53.000 Arbeitslosen müsse man eigentlich weitere 10.000 Menschen zählen, die derzeit eine Förderung der Agentur wahrnehmen. Dazu kämen die Arbeitnehmer, die derzeit in Kurzarbeit beschäftigt seien. Zusammen würde Köln so im Jahresdurchschnitt nicht 53.000 Arbeitslose, sondern 68.000 Arbeitslose aufweisen.

Junge Fachkräfte besonders betroffen
Am stärksten betroffen sind von der Arbeitslosigkeit Männer und Ausländer, aber auch die Altergruppe unter 25 Jahren. Hier stieg die Zahl der Arbeitslosen im November mit 12,1 Prozent überdurchschnittlich. „Hier besteht die Gefahr, dass junge Fachkräfte, denen jetzt aufgrund der Wirtschaftslage keine verlässliche Perspektive im erlernten Beruf geboten werden kann, in andere Tätigkeiten abwandern oder als An- oder Ungelernte jobben. Allerdings riskieren Menschen, die lange Zeit nicht in ihrem gelernten Beruf tätig sind, den Verlust ihrer fachlichen Kenntnisse und Fertigkeiten. Häufig stehen sie dann als Fachkraft nicht mehr zur Verfügung“, befürchtet Welters. Gleichzeitig seien Betriebe aufgrund des demografischen Wandels jedoch absehbar dringend auf qualifizierten Nachwuchs angewiesen.

23 Millionen Euro für Kurzarbeit
Für das kommende Jahr prognostizierte Peter Welters ein deutlich schlechteres Bild als noch 2009. So befürchtet Welters unter anderem einen drastischen Anstieg der Arbeitslosenzahlen auf über 60.000 Menschen. Besonders betroffen sein werden wahrscheinlich die Automobilindustrie und der Maschinenbau sowie der Anlagenbau. Denn die Kurzarbeit könne eine auftragsschwache zeit zwar überbrücken, sei jedoch für die Betriebe keine dauerhafte Lösung. In diesem Jahr gab die Agentur für Arbeit 23 Millionen Euro für die Kurzarbeit aus. Im vergangenen Jahr lag der Betrag noch bei einer Millionen Euro. Mit weiteren rund 42 Millionen Euro wurden Qualifizierungsmaßnahmen und Förderungen finanziert. Im kommenden Jahr wird der Arbeitsagentur jedoch nur rund 30 Millionen Euro zur Verfügung stehen, erklärte Welter. „Da muss man sehen, ob das reicht“, so der Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln.

Dennoch seien die teuren Investitionen in Förderung und Kurzarbeit sinnvoll, betonte Welters. Denn in dieser Zeit würden die Menschen würden in dieser Zeit weiter fit für den Arbeitsmarkt gemacht. Zudem sei es auch für die Agentur billiger, die Menschen in der Kurzarbeit zu unterstützen als mit Arbeitslosengeld. Darum wolle man auch im kommenden Jahr die Unternehmen von dem Mittel Kurzarbeit überzeugen. Darüber hinaus will die Arbeitsagentur 2010 insbesondere die Qualifikation junger Fachkräfte sichern – als Investition in die Zukunft. Dabei könnte es ein Mittel sein, die Auszubildenden nach Abschluss der Ausbildung im Betrieb in Kurzarbeit zu übernehmen. Die Kosten würde dabei vor allem die Arbeitsagentur tragen. In den Ausfallzeiten könnten jedoch so die jungen Fachkräfte weitergebildet werden, um dann fit für den Aufschwung zu sein. Das hätte auch Vorteile für den Betrieb selbst.

Transfergesellschaften statt Arbeitslosigkeit
Sollte eine Kündigung dennoch unvermeidbar sein, könnten Auffanggesellschaften – so genannte Transfergesellschaften – den unmittelbaren Übergang von der Beschäftigung in Arbeitslosigkeit verhindern oder zumindest verzögern und zudem sinnvolle Unterstützung beim Wiedereinstieg in Arbeit leisten, erklärte Welters. Weiter wolle sich die Arbeitsagentur 2010 verstärkt bei de Bekämpfung von Langzeitarbeitslosen einsetzen. Denn in Köln sei die Zahl der Langzeitarbeitslosen deutlich höher als in anderen Regionen. Dagegen müsse man bereits präventiv in der Schule beginnen, forderte Welters, – etwa durch eine bessere sprachliche Bildung. Zudem wolle man Jugendlichen den Übergang zwischen Schule und Beruf erleichtern. Gemeinsam mit Partnern wurde darum ein so genanntes Übergangsmanagement gegründet.

ARGE Köln schließt Ende 2010
Das Bundesverfassungsgericht hat die Organisationsform der ARGEn zur Umsetzung des Sozialgesetzbuches II für verfassungswidrig erklärt, weil es sich um eine Mischverwaltung einer Bundesbehörde mit Kommunen handelt und bis zum 31.12.2010 eine Organisationsreform gefordert. Das bedeutet, dass auch Köln die ARGE Ende 2010 schließen muss. Derzeit wird an Lösungen gearbeitet, damit den Kunden möglichst keine Nachteile entstehen. So sollen etwa alle Ansprechpartner weiterhin in einem Gebäude untergebracht werden. „Soweit es das Urteil zulässt, wollen die Agentur für Arbeit und die Stadt Köln zusammen arbeiten“, so Welters.

Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung
[Foto: ger.hardt/ www.pixelio.de]