Hier beging der 17jährige Schüler am Freitag den 16.11.2007 Selbstmord

Die Kölner Polizei geht davon aus, dass ein Amoklauf konkret geplant war. Durch die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen der Schule und der Kölner Polizei konnte dies verhindert werden, so Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen. Ein 17jähriger Schüler hatte auf einer Internetseite fünf Bilder des Amoklaufs an der Columbine-High-School in Littleton im amerikanischen Bundesstaat Colorado aus dem Jahr 1999 online gestellt. Sensibilisierte Schüler des Georg-Büchner-Gymnasiums in Köln Weiden hatten diese entdeckt und den Vorfall der Schulleitung mitgeteilt. Diese hatte die Kölner Polizei eingeschaltet. Nach einem ersten Gespräch mit Oberstufenleitung und Schulleitung, bat man am Freitag Nachmittag den Schüler zu einem weiteren Gespräch nach der sechsten Stunde um 13:20 Uhr mit den Kontaktbereichsbeamten der Kölner Polizeidienststelle Weiden.

Norbert Wagner der leitende Direktor Kriminalität beschreibt das Gespräch als konstruktiv und dass der 17jährige glaubhaft versichern konnte keinen Amoklauf geplant zu haben. Nach Wagners Aussage wollte er die Bilder sogar löschen und sprach davon mit den Bildern vor einem Amoklauf warnen zu wollen. Nach dem gemeinsamen Gespräch mit der Schulleitung hielten die beiden Kölner Polizeibeamten noch eine allgemeine Gefährdungsansprache an den Schüler. Der junge Mann war in seinem Sozialverhalten unauffällig, auch ging seine Schwester auf das gleiche Gymnasium. Gegen 14:05 Uhr informierte der stellvertretende Schulleiter die Eltern über das soeben beendete Gespräch mit ihrem Sohn.

Um 14:17 Uhr wurde der Kölner Polizei ein schwerer Verkehrsunfall in der Aachener Straße gemeldet. Ein Mann war unter die Linie 1 der KVB Richtung Bensberg gekommen. Nach Aussagen mehrerer Zeugen war schnell klar, dass es sich um einen Suizid handelte und der junge Mann vor die Bahn gesprungen ist. Der junge Mann verstarb und wurde als der 17 jährige Schüler identifiziert mit dem man kurz vorher gesprochen hatte.

Nach dem Suizid ermittelte die Polizei in der Schule und dem Umfeld weiter und konnte zunächst zwei weitere Tatverdächtige ermitteln. Es handelte sich dabei um zwei 18 jährige Jungen. Bei einem erwies sich der Tatverdacht aber als unbegründet. Der zweite 18 jährige, der nach Aussagen der Polizei ins Raster passte, sagte aus, nachdem man die wohnung der Jugendlichen durchsucht hatte. Für Dienstag den Jahrestag von Emsdetten (20.11.2006) habe man einen Amoklauf geplant. Er gab aber zu Protokoll dass man vorgehabt habe Menschen zu verletzen und zu töten und sich anschließend selbst töten zu wollen. Bei den Wohnungsdurchsungen konnten die Beamten zwei Softair-Waffen und zwei Armbrustwaffen, sowie eine Liste mit 18 Vornamen sicherstellen. Eine Armbrust war allerdings defekt. Nach Aussagen der Polizei sind die Softair-Waffen nicht gefährlich, aber Anfang des Jahres wurde mit beiden geschossen. Die Armbrust ist allerdings gefährlich und kann erst ab 18 erworben werden. Man geht davon aus, dass beide Armbrust-Modelle von dem 18jährigen erworben wurden. Bei der Liste mit den Vornamen geht die Polizei zur Zeit davon aus, dass es sich um die Namen möglicher Opfer handelt, da aber nur Vornamen angegeben waren, dauern die Ermittlungen an. Der 18 jährige festgenommene Schüler sprach bei seiner Vernehmung davon, dass er sich in der Schule gemobbt fühlte. Der 17jährige und der 18jährige Schüler waren seit längerem befreundet und besuchten gemeinsam die 12 Klasse.

Der das Verfahren leitende Staatsanwalt Alf Willwacher geht vom Strafrechtstatbestand der Verabredung zu einem Verbrechen aus. Morgen will man entscheiden, ob man den in Gewahrsam genommenen 18jährigen Schüler dem Haftrichter vorführt. Neben den Waffen wurden auch die Computer beider Schüler sichergestellt, die aber derzeit noch ausgwertet werden. Willwacher geht davon aus das diese Auswertung von Bedeutung für die weiteren Ermittlungen sein wird.

Kölns Polizeipräsident Klaus Steffenhagen teilte mit, dass morgen am Georg-Büchner Gymnasium kein Unterricht stattfinden wird, damit die Schüler ihre Trauer über den Tod ihres Mitschülers bewältigen können. Zudem soll eine Lehrerkonferenz stattfinden, die sich mit der Tat beschäftigen wird. Steffenhagen betonte, dass man keine Anhaltspunkte für eine weitere Gefährdung dieser, oder einer anderen Kölner Schule habe.

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Aktualisiert, 19.11.2007, 14:35 Uhr : Auf dem Bildungsportal des Schulministeriums NRW wurde vom Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen folgender Text veröffentlicht:
"Wir sind auf diese Schule stolz." Das Lob von Schulministerin Barbara Sommer gilt der Schulleitung, dem Lehrerkollegium und den Schülern des Kölner Georg-Büchner-Gymnasiums. Durch die Aufmerksamkeit der Mitschüler, die schnelle Reaktion der Schulleitung und der guten Zusammenarbeit mit der Polizei sei die Amoktat verhindert worden. Schule und Polizei hätten die Hinweise von Schülern ernst genommen und damit richtig gehandelt. Das erklärte Ministerin Sommer am Montag (19.11.2007) bei ihrem Besuch der Schule im Kölner Stadtteil Weiden. Der Unterricht an dem Gymnasium fällt an diesem Tag aus. Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulleiterin Beatrix Görtner müssen das mögliche Ausmaß der geplanten Tat erst einmal verarbeiten. Görtner beschrieb den 17-Jährigen, der sich nach Bekanntwerden der Anschlagspläne das Leben genommen hatte, als "unauffälligen jungen Mann, durchaus integriert, in keiner Weise auffällig." Sein 18-jähriger mutmaßlicher Komplize sei "schon sehr introvertiert, trug schwarz", habe aber auch keinen Anlass zur Sorge gegeben. Ministerin Sommer erklärte: "Man muss sehr sensibel mit solchen Kriterien umgehen." Die Polizei hatte den 17-Jährigen am Freitag (16.11.2007) zu Fotos von einem Schulmassaker befragt, die er ins Internet gestellt hatte. "Er nahm wohl dieses Gespräch zum Anlass, sich das Leben zu nehmen", sagte Schulleiterin Görtner. Ministerin Barbara Sommer ergänzte, man dürfe nicht vergessen, dass hier Eltern einen Sohn verloren hätten: "Wir haben Mitgefühl für die Eltern." 

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Die LandesschülerInnenvertretung reagiert in einer Pressemitteilung zum potentiellen Amoklauf an der Kölner Schule:
„Der verhinderte Amoklauf darf nicht folgenlos bleiben“, so ein Sprecher der LandesschülerInnenvertretung (LSV) in NRW. Die Schülerinnen und Schüler fordern nun härte Auflagen für den Waffenbesitz und mehr Dialoge über Probleme der Jugendlichen im Unterricht.

Die ertappen Amokläufer kamen nach Einschätzung der LSV NRW zu leicht in den Besitz tödlicher Waffen. Große Bestürzung zeichnet sich in ersten Schülerreaktionen ab. „Wir finden es zutiefst erschreckend, was in diesen Köpfen vor sich ging“, kommentiert Johannes Struzek (17) aus dem LSV-Vorstand die glücklicherweise verhinderte Tat. Die Beweggründe der 17- und 18jährigen Jungen müssten genauer unter die Lupe genommen werden. Als Präventionsmittel für Aggressionen müsse es Ventile wie Sport- und Sozialangebote, aber auch eine „Gewalt“-Analyse an den einzelnen Schulen geben. Dabei müssten auch Mobbing, strukturelle Gewalt und der Umgang mit Schülern in Betracht gezogen werden.

Johannes Struzek fährt fort: „Es muss dringend eine Aufarbeitung solcher Gewalttaten an den Schulen geben, damit sich in Zukunft kein Jugendlicher das Morden – wie in Emsdetten – zum Vorbild macht.“ Deswegen fordert die LSV NRW seit geraumer Zeit einen verstärkten Einsatz von Sozialarbeitern und Psychologen an den Schulen.

Aktualisiert 19.11.2007, 18:11 Uhr
18jähriger aus dem Polizeigewahrsam entlassen

Der 18jährige Schüler wurde aus dem Polizeigewahrsam entlassen und hat sich freiwillig in psychatrische Betreuung begeben. Nach Medienberichten wurde der Jugendliche unter anderem aus dem Gewahrsam entlassen, weil die Überprüfung der beschlagnahmten PC´s ergaben, dass sich sowohl der 17jährige, der am Freitag Suizid begangen hatte, als auch der 18jährige schon vor geraumer Zeit von der Amoktat distanziert hatten, also auch lange vor den dramatischen Ereignissen des letzten Freitags. Die Kölner Polizei spricht in diesem Zusammenhang, dass sich der 18jährige von der Tat distanziert hat

Keine Regel in NRW wann Eltern informiert werden müssen
Laut Aussage des Pressesprechers des Ministeriums für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen Priboschek gibt es keinen Erlaß der die Einbeziehung der Eltern in solchen Situationen regelt. Die Einbeziehung der Eltern, auch bei minderjährigen Jugendlichen, liege im Ermessensspielraum der Schule. Nur wenn es zu einer Anzeige kommt sind die Eltern unbedingt zu informieren. Also auch in diesem Fall, selbst wenn die Polizei zu einem Gespräch hinzugerufen wird, ist die Schulleitung, oder der Lehrer nicht verpflichtet die Eltern zu informieren, da es sich um ein Gespräch zur Klärung eines Sachverhalts handelt. Der Pressesprecher des Ministeriums spricht in diesem Zusammenhang davon, dass es nicht möglich ist die Entscheidung wann Eltern zu informieren sind zu vereinheitlichen, da die Schule einem dynamisierten Prozeß unterliege. Daher gebe es für die Unterrichtung der Eltern keinen Erlaß und damit keine Regelung.


Kommentar: Es ist gut, dass die Mitschüler sensibel und schnell reagiert haben und sich nicht gescheut haben ihre Schulleitung zu informieren. Respekt! Schließlich ist das kein einfacher Weg, zu schnell steht man als Petze da. Auch die Zusammenarbeit mit der Kölner Polizei klappte hervorragend und das hinzuziehen der Beamten konnte den Amoklauf schließlich verhindern. Zudem zeigen die schnellen Ermittlungserfolge und die in Gewahrsamnahme des 18jährigen, dass die Kölner Polizei stringent und erfolgreich vorgegangen ist.

Auch wenn erst einmal Erleichterung über die Verhinderung des geplanten Amoklaufs herrschen, müssen sich Schule, Schulleitung und städitsches Schulamt allerdings die Frage gefallen lassen, warum sie die Eltern erst so spät informiert haben und nicht zu dem Gespräch mit dem 17jährigen und den Kölner Polizeibeamten hinzugebeten haben. Schließlich ist der 17jährige noch nicht volljährig. Fraglich ist auch warum der schulpsychologische Dienst nicht eingeschaltet wurde,sei es nur zur Beobachtung und so vielleicht der Suizid des jungen Mannes hätte verhindert werden können. Ein stellvertretender Schulleiter und Leiter der Oberstufe müssen eigentlich in der Lage sein, entsprechende Massnahmen einzuleiten, die richtigen Schlüsse zu ziehen und sich kompetente Hilfe zu holen. Diese Frage muss in den nächsten Tagen geklärt werden.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung