Liquidität wird zum großen Problem des Herbstes
Wer nach den vor kurzem veröffentlichten minimal positiven Signalen einiger Wirtschaftsforschungsunternehmen in Euphorie verfallen ist, der sollte seine Erwartungen zunächst noch einmal dämpfen. Eine aktuelle Umfrage der IHK Köln zeichnet ein Bild mit düsterem Horizont. So haben viele kleinere und mittlere Unternehmen Liquiditätsengpässe, oder befürchten diese. So sprachen noch im Oktober 2008 rund 13 Prozent der Unternehmen von verschlechterten Finanzierungsbedingungen, so waren es in der Jahresmitte 25 und heute 47 Prozent. Das ist so die IHK ein dramatischer Anstieg. Ein Grund ist, dass schon die Jahresabschlüsse 2008 bei vielen Unternehmen nicht mehr so rosig aussehen. Damit öffnet sich vor allem bei der Kreditfinanzierung eine Abwärtsspirale. Denn damit werden die Unternehmen von den Banken, qua Gesetz im Rating herabgestuft. Damit verteuern sich nicht nur die Kredite, sondern im Extremfall kann dies dazu führen, dass Unternehmen gar keine Kredite mehr erhalten. Mit dem auch daraus resultierenden Liquiditätsengpass droht vielen Unternehmen die Insolvenz. Dazu kommt dass sich die Auftragslage stark verschlechtert und noch nicht wirklich verbessert hat. Damit ist auch in naher Zukunft noch nicht zu rechnen.

Deutlich wird dies in der Umfrage der IHK auch daran, dass über 15 Prozent der befragten Unternehmen etwa ihre Skontoangebote ausgeweitet haben und 29,7 Prozent der Unternehmen Zahlungen an ihre eigenen Lieferanten aufgeschoben haben. Dazu komme, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen dazu neigen sich viel zu spät Rat zu suchen. Die IHK bietet daher an kleine und mittlere Unternehmen zu beraten. Das die Politik völlig versagt und ihre Mittel beim Mittelstand zumindest überhaupt nicht ankommen, beweist die Umfrage auch. Denn nur 1,7 Prozent der befragten Unternehmer gaben an Fördermittel in Anspruch genommen zu haben. Dies passt aber auch zum Bild das die staatliche KfW bietet. Hier schlummern Milliarden Euros, man spricht von rund 40 Milliarden, vor sich hin und erreichen den Mittelstand nicht. Eine Crux dabei ist das Hausbank-Prinzip. Fördermittel werden nur über die Hausbanken vergeben, die einen Teil des Risikos mittragen sollen, dies aber nicht mehr können, etwa wenn das Rating zu schlecht ist. Ein Ausweg könnte sein auch KfW-Finanzierungen zu 100 Prozent zuzulassen. Dazu müsste sich allerdings die Politik durchringen. Die IHK befürchtet hier, dass wenn in der Politik diese Erkenntnis im Herbst gereift ist, es für viele Unternehmen schon zu spät sein könnte.

Bei der IHK befürchtet man nun eine ausgeprägte Insolvenzwelle auch im Kölner Kammerbezirk. Den betroffenen Unternehmern rät man Kontakt zu einem Berater, sei es der eigene Steuerberater oder bei der IHK aufzusuchen und frühzeitig das Gespräch mit der eignen Bank zu suchen. So hat man auch einen Ratgeber unter dem Titel „Unternehmenskrisen – Vorbeugung und Früherkennung“ aufgelegt. Ein wichtiger Punkt darin ist gleich ziemlich am Anfang beschrieben und ein guter Rat an jeden Unternehmer: „Organisieren Sie eine zeitnahe und aussagekräftige Buchhaltung!“. Die Forderung auch aus der Untersuchung der IHK an die Politik muss aber auch lauten, kümmert Euch nicht nur um HRE, OPEL und die Großen, sondern auch um den Mittelstand, denn würden etwa in Köln nur 10.000 Mittelständler insolvent gehen mit drei Mitarbeitern im Schnitt, dann sind das auch 30.000 Arbeitsplätze. Insbesondere im Bereich der Fördermittel muss sich die Politik schnellstmöglich bewegen.

[ag; Foto: jupp055/www.pixelio.de]