Gewerkschaftschef Bernhard Witthaut sagte gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe): "Man darf die Guttenberg-Affäre nicht so beurteilen wie eine Frage zum Steuerrecht, wo jeder versucht, möglichst wenig Steuern zu bezahlen." Für den Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, steht dagegen eines fest: "Es wird nirgendwo wirklich als Diebstahl empfunden, was da gemacht wurde", so Wendt. "Die Leute wissen schon genau zu unterscheiden zwischen Straftatbeständen und der Aneignung von geistigem Eigentum." Zumal das Abschreiben in der Wissenschaft "an der umzwinkernden Tagesordnung" sei, sagte Wendt. Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Thomas Mischke, sagte: "Die Bevölkerung, die von Teilen der Politik als unmündig eingeschätzt wird, hat ein feines Gefühl für das, was da gerade vor sich geht: Da wird ein normaler Lebenssachverhalt politisiert und instrumentalisiert." Man habe es "mit einem peinlichen Schaulaufen um einen Ikarus zu tun, der zu nahe an der Sonne fliegt".

Aktualisiert um 18:05 Uhr
Plagiatsaffäre: Doktorvater geht auf Distanz zu Guttenberg
Nach tagelangem Schweigen geht nun auch der Doktorvater von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der Bayreuther Jura-Professor Peter Häberle, auf Distanz zu seinem ehemaligen Studenten. Mit sehr großem Bedauern habe er zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Umstände der von ihm betreuten Promotion geeignet seien, "den Ruf der Universität Bayreuth in der öffentlichen Diskussion in Misskredit zu bringen", teilte Häberle am Montag in einer schriftlichen Erklärung mit, die der "Welt" vorliegt. "Die in der Promotionsschrift von Herrn zu Guttenberg entdeckten, mir unvorstellbaren Mängel sind schwerwiegend und nicht akzeptabel", schreibt der Professor. "Sie widersprechen dem, was ich als gute wissenschaftliche Praxis seit Jahrzehnten vorzuleben und auch gegenüber meinen Doktoranden zu vermitteln bemüht war." Die Aberkennung des Doktortitels sei die notwendige Folge gewesen. Am Tag nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte der 76-Jährige gesagt, die Arbeit sei kein Plagiat. Nun spricht er von einer "ersten spontanen und letztlich zu vorschnellen Reaktion", deren Ausmaß er ohne Detailkenntnis zunächst nicht absehen konnte.

[dts]