“Rekorde an sich bedeuten noch nicht, dass es im Durchschnitt heißer wird“
Der heißeste Sommer – der heißeste Tag: Immer wieder verkünden die Medien neue Temperaturrekorde. Doch gibt es tatsächlich immer häufiger Hitzekorde? Und wenn ja: Haben sie etwas mit der Klimaerwärmung zu tun? Diesen Fragen sind Professor Joachim Krug und Diplomphysiker Gregor Wergen vom Institut für Theoretische Physik in einer Studie nachgegangen. Ihr Ergebnis: Die Hitzerekorde haben in den letzten 30 Jahren mit der steigenden Erwärmung zugenommen. Etwa fünf heißeste Tage mehr pro Jahr hat uns die Klimaerwärmung in diesem Zeitraum beschert. Bleibt der Trend der allgemeinen Erwärmung ungebrochen, dann werden Temperaturrekorde am Ende des Jahrhunderts normal sein. In West- und Mitteleuropa haben besonders Südfrankreich und die Nordsee regionale Rekorde verzeichnet.

“Rekorde an sich bedeuten noch nicht, dass es im Durchschnitt heißer wird“, erklärt Joachim Krug, Professor für theoretische Physik. „Weil das Wetter ein zufälliger Prozess ist, würde man auch unter Bedingungen, bei denen sich das Klima überhaupt nicht ändert, trotzdem immer wieder Tage haben, an denen es heißer ist als zum Beispiel die letzten hundert Jahre vorher.“ Ziel der Wissenschaftler war es deshalb, ein Modell zu entwickeln, das das Verhältnis von Temperaturanstieg und Temperaturrekorden ermittelt. Sie untersuchten dafür Temperaturdaten aus Nordamerika und Europa aus den letzten 100 Jahren. Allein für den Zeitraum von 1976 bis 2005 werteten sie Daten von 187 europäischen und 207 amerikanischen Stationen aus. Das Ergebnis: „Der Effekt der Erwärmung ist deutlich sichtbar, er ist aber nicht dramatisch“, fährt Krug fort. „Im Jahr 2005 hätte man ohne Erwärmung an etwa 12 Tagen im Jahr Rekordtemperaturen gemessen, die höher sind als in allen Jahren zuvor seit 1976. Wir finden über alle europäischen Stationen gemittelt aber etwa 17 Rekorde, also fünf mehr.“ In Nordamerika ist der Effekt etwas schwächer ausgeprägt.

Hitzerekorde werden künftig alltäglich sein
Das aus den Zahlen entwickelte Modell sagt auch für die Zukunft zusätzliche hitzebedingte Rekorde voraus, so der Kölner Physiker: „Wenn die Erwärmung weiter voranschreitet, dann wird die Rate mit der neue Rekorde auftreten nicht mehr abnehmen, sie wird konstant werden.“ Zum Ende des Jahrhunderts wird der Rekord an der Tagesordnung sein. Dann wird man in Europa mit einer konstanten Wahrscheinlichkeit Tage haben, die heißer sind als die entsprechenden Bezugstage seit 1976. Gleichzeitig wird es dann keine neuen Kälterekorde mehr geben. Die Kölner Physiker konnten in einem weiteren Schritt die ermittelten Daten räumlich zuordnen. Die Wissenschaftler stellten eine Häufung der Rekorde für Südfrankreich und die Nordsee. Die Physiker warnen jedoch davor gleich jeden Wärmerekord der Klimaerwärmung zuzurechnen. Rekorde habe es schon immer gegeben: „Der Effekt ist deutlich sichtbar.“, so Joachim Krug. „Aber man kann nicht bei jedem Hitzerekord sagen: Den hätte es jetzt ohne Erwärmung nicht gegeben.“

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