Köln ist Vorreiter 
Köln ist die erste Stadt, in der eine bundeseinheitliche technische Plattform konzipiert und in Betrieb genommen wurde. In Kürze wird diese auch in Städten wie Städten Detmold, Hamburg, Lemgo, Leverkusen, Lübeck und Potsdam umgesetzt. Weitere Städte sollen folgen. Die Gesellschaft, von der das System entwickelt wurde, wird dabei private Anbieter jährlich überprüfen und zertifizieren. Im Gegensatz zu früheren Versuchen, die als Insellösungen in einzelnen Städten und mit jeweils nur einem Anbieter wenig erfolgreich waren, soll sich das neue Modell den Anforderungen unterschiedlicher Städte problemlos anpassen lassen und sich somit bundesweit durchsetzen. Der freie Wettbewerb unter den Betreibern soll dem Kunden zugute kommen.

Wie funktioniert Handy-Parken?
Um das Handy-Parken in Anspruch zu nehmen, muss der Autofahrer sich und sein Fahrzeug im Vorfeld bei einem der Betreiber registrieren lassen. Per Post erhält er dann eine Vignette, die ihn als Handyparker ausweist und gut sichtbar im Auto anzubringen ist.
Wird nun ein gebührenpflichtiger Parkplatz in Anspruch genommen, genügt ein Anruf bei der Servicenummer des Betreibers. Hier muss der Nutzer die Nummer der betreffenden Tarifzone angeben. Diese steht gut sichtbar auf den orange-gelben Aufklebern, die seit Neuestem an allen Parkscheinautomaten auf das Handyparken hinweisen. Mit einem zweiten Anruf wird der Parkvorgang später wieder beendet. Beide Anrufe werden vom System umgehend mit Bestätigungs-SMS beantwortet. Die detaillierte Abrechnung erfolgt dann am Monatsende.

Die Datenschutz-Richtlinien sollen dabei in jedem Falle eingehalten werden. Die Polizei hat über die Betreiber keinen Zugriff auf Nutzerdaten. Regelmäßige Löschroutinen, die die Parkvorgänge anonymisieren, sollen die Erstellung von Bewegungsprofilen der Autofahrer unmöglich machen.

Foto: "Danke schlauer Parker" – Bestätigungs-SMS mit Auflistung aller wichtigen Daten


Vorteile für den Autofahrer
Verschiedene Vorteile sollen Autofahrern den Wechsel zum neuen Abrechnungsmodell schmackhaft machen. Für besonders Eilige entfällt das Anstehen und Bedienen der Automaten. Termine mit unklarer Dauer stellen ebenfalls kein Problem mehr dar. Bis zur Höchstparkdauer ist jede Zeitspanne möglich; die Parkdauer muss nicht mehr bei Beginn des Parkvorgangs festgesetzt werden.
Werden die Kosten über die Parkscheinautomaten im Halbstunden-Takt erhoben, liegt das Abrechnungsintervall beim Handy-Parken bei drei Minuten. Gezahlt wird damit nur noch für die tatsächlich in Anspruch genommene Zeit.  

Kosteneinsparung für die Stadt Köln
Ein dermaßen vereinfachter Vorgang des Bezahlens werde, so hofft Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik, ganz allgemein die Zahl der Parkkunden erhöhen, die die anfallenden Kosten auch tatsächlich entrichten. Die Kontrolle der Handy-Parker ist dabei einfach: Sehen die Politessen die Vignette an der Windschutzscheibe, können sie über das System schnell überprüfen, ob der Nutzer eingeloggt ist und damit auch Gebühren entrichtet.

Von Seiten der Stadt wird erwartet, dass in zwei bis drei Jahren etwa zehn Prozent der Parkkunden das Handy-Parken in Anspruch nehmen. Eine Kosteneinsparung von ca. 60.000 Euro pro Jahr werde sich daraus ergeben, vermutet Harzendorf, schließlich müssten die Automaten dann auch weniger häufig geleert werden. Die 1.600 Parkautomaten des Stadtgebiets, über die momentan etwa zehn Millionen Euro jährlich eingenommen werden, bleiben natürlich dennoch erhalten.
 
Freier Wettbewerb bedeutet viele unterschiedliche Tarife
Ähnlich wie bei der Auswahl zwischen Handy-Netzbetreibern und deren unterschiedlichen Tarifmodellen sollte sich der Handy-Parker aber zuerst genau informieren. Die sieben privaten Anbieter, die über die neue Plattform ihre Dienste anbieten, verfügen über teilweise sehr unterschiedliche Angebote. Manche von ihnen erheben für ihre Leistungen keine Kosten und finanzieren sich über Werbung. Andere Betreiber berechnen zusätzlich zu den regulären Parkgebühren der Stadt Köln noch 20 Cent pro Parkvorgang. Es gibt Tarife für Wenig-Parker und Vielnutzer, für Privatpersonen und Firmenkunden. Die Anrufe bei Beginn und Ende des Parkens sind in manchen Tarifen kostenfrei, in einigen Tarifen fallen aber Netzkosten an.
Hartmut Minjoth, Rechtsanwalt vom ADAC, kritisiert die in diesem Punkt noch wenig zufriedenstellende Preistransparenz auf den Internet-Seiten der Anbieter. Grundsätzlich begrüße der ADAC das Handy-Parken, da es den Straßenverkehr erleichtere. Als Verbraucherschützer werde man aber das neue Modell weiterhin im Auge behalten.

Weitere Informationen und eine Lister der Anbieter des Handy-Parkens finden Sie unter www.mobil-parken.de.

Fabian Sieg für report-k.de / Kölns Internetzeitung