„Die Barbaren halten Feuer im Bauch“
Ausstellung im Museum für Ostasiatische Kunst über die Rauchkultur in Japan

Köln, 10.5.2007, 8:10 Uhr > Das Kölner Museum für Ostasiatische Kunst zeigt in seiner Japan Galerie bis zum 1. Juli 2007 eine Ausstellung über das Rauchen und seine Kultivierung in Japan. Insgesamt 33 Exponate aus der eigenen Sammlung, darunter Holzschnitte, Lackarbeiten und anderes Kunstgewerbe sowie ein Stellschirm aus privater Sammlung bieten in einer kleinen Kabinettausstellung einen Einblick in die Geschichte des Rauchens in dem fernöstlichen Land.

1549 sahen die Japaner zum ersten Mal den seltsamen Rauch aus den Mündern der portugiesischen Seefahrer aufsteigen, die im Hafen von Satuma im Süden Japans landeten. Nur knapp 60 Jahre zuvor (1492) hatten Kolumbus Kundschafter den Tabak und seine Verwendung bei Eingeborenen des amerikanischen Kontinents kennengelernt. Der Tabak war schnell als Zierpflanze und als Allheilmittel an den europäischen Höfen in Mode gekommen.

Die Einführung des Tabaksamens in Japan um 1600 führte zur Verbreitung des Rauchens. Bald verlor jedoch der Tabak den Ruf als Heilkraut. Bereits 1607 wurde das Rauchen wegen seiner Schädlichkeit, aber auch wegen der Feuergefahr und vor allem wegen des Verlustes von Land für den Ackerbau verboten. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Tabakanbau in Europa ebenfalls verboten.

Der einmal kennengelernte Reiz ließ sich durch Gesetze jedoch nicht eindämmen. Als 1725 der Tabakanbau wegen der verschlechterten Wirtschaftslage den Feudalherren auf neu erschlossenem Land erlaubt wurde, blühte die Rauchkultur in Japan auf. Sie blieb nicht nur auf die privilegierten Schichten beschränkt, sondern verbreitete sich von den Vergnügungsvierteln bis zum einfachen Volk.

Anfang des 17. Jahrhunderts löste die Pfeife die Zigarren ab, die die Niederländer und Engländer von den nordamerikanischen Indianern übernahmen. Während man im 17. Jahrhundert für das Rauchen noch Utensilien benutzte, die eigentlich zum Abbrennen von Räucherwerk bestimmt waren, wurden nun eigens Feuerbecken und Aschenbecher hergestellt. Für Wohlhabende und in den teuren Vergnügungsvierteln entwickelte sich das lackierte und mit Gold dekorierte Tabakservice bzw. der Tabakkasten als Garnitur. Darin drückte sich die typische Neigung der Japaner aus, kleine zusammengehörige Utensilien in einem eigens dafür hergestellten handlichen Kasten aufzubewahren und allem einen einheitlichen Charakter zu verleihen. Mit dem Siegeszug der von den Türken erfundenen Zigarette nach dem ersten Weltkrieg galt das Pfeiferauchen als altmodisch und die Tabaksgarnituren verschwanden allmäh-lich.

Das Museum für Ostasiatische Kunst in der Universitätsstaße 100 in 50674 Köln-Innenstadt ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet und donnerstags bis 20 Uhr. Öffentliche Führungen finden jeden Sonntag um 12 Uhr statt. Der Eintritt beträgt 4,20 Euro, ermäßigt 2,60 Euro. Gruppenführungen bietet nach vorheriger Anmeldung der Museumsdienst, Telefon +49/221/ 221-23468, +49/221/ 221-27380 und +49/221/ 221-24077, museumsdienstkoeln@netcologne.de.

[ag; Quelle: Stadt Köln]