Gefahrabwehr: Ein Feuerwehrmann der Feuerwehr Bergisch Gladbach schneidet von dem Korb des Teleskopkranes der Flughafen-Feuerwehr aus angebrochene Äste von einem Baum.

Die städtische Bilanz:
Stadt Köln "mit blauem Auge davongekommen"
Waldbetretungsverbot für städtische Wälder / Politessen übernahmen andere Aufgaben

Die Stadt Köln ist beim gestrigen Sturm „Kyrill“ nach einer ersten Übersicht aller städtischen Ämter noch einmal „mit einem blauen Auge“ davongekommen. Unabhängig von den erheblichen Verkehrsproblemen, die durch die Einstellung des Betriebes der Deutschen Bundesbahn und teilweise der Kölner Verkehrsbetriebe verursacht wurden, gibt es zwar mit 1.000 Einsätzen höhere Einsatzzahlen und Schäden als bei früheren Stürmen, aber mit vier Leichtverletzten glücklicherweise nur wenige Personenschäden. Geringer als befürchtet sind auch die Schäden im öffentlichen Raum und an städtischen Gebäuden. Diese erste Zwischenbilanz hat heute die Stadt Köln gezogen.

Bei den öffentlichen Gebäuden gibt es nur einen Totalausfall. Das Dach der katholischen Grundschule Andreas-Hermes-Straße hatte sich durch eine Windböe angehoben und einen benachbarten Kran mitgerissen. Die Schäden sind so erheblich, dass die Schule vorerst geschlossen werden muss. Nach erster Durchsicht registrierten die Mitarbeiter der städtischen Gebäudewirtschaft viele Schäden aber mit relativ geringem Schadensumfang. Schäden an 99 Gebäuden summieren sich auf eine Summe von rund 290.000 Euro. Eine Einzelaufstellung ist dieser Mitteilung als Anlage beigefügt.

Inwieweit das weltberühmte „Dionysos-Mosaik“ im Römisch-Germanischen Museum Schaden erlitten hat, wird erst im Laufe des Tages geklärt werden können. Durch umherfliegende Holzbalken wurden drei Fensterscheiben oberhalb des Mosaikes durchschlagen und fielen auf das Mosaik. Das Mosaik ist zurzeit noch mit Luftpolsterfolie gesichert und kann erst nach Austausch der zerstörten Fenster von den Chefrestauratoren abschließend untersucht werden. Außerdem ist eine Kunststoffkuppel des Flachdaches abgerissen, eine Glastür der großen Denkmalcollage im Mittelgang des Museums ausgerissen und zerstört worden sowie weitere Glasscheiben gerissen. Als Totalverlust durch schweren Windbruch meldet das Museum außerdem die Atlas-Zeder am römischen Brunnen/Hafenstraße.

Erst im Laufe des Vormittages verdeutlichte sich der Schaden, den der gestrige Sturm, in den städtischen Grünanlagen und Wäldern verursachte. Für alle städtischen Wälder wurde ein offizielles „Betretungsverbot“ durch die Stadt Köln ausgesprochen. Ein Betreten entgegen dieses ausdrücklichen Verbotes geschieht auf eigene Gefahr. Die Fachleute des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen bewerten die Folgen des gestrigen Sturmes als „deutlich schlimmer“ als Sturm „Wiebke“ aus dem Jahr 1990. Während die Situation bei den Straßenbäumen „im erwarteten Rahmen“ blieb, stellten die städtischen Förster erhebliche Schäden in den Wäldern fest. Unter anderem wurden auch die städtischen Wildgehege in Mitleidenschaft gezogen. Ebenfalls gesperrt sind der Nord- und Ostfriedhof, sowie der Forstbotanische Garten. Die Aufräum- und Sicherungsarbeiten werden voraussichtlich noch Monate in Anspruch nehmen. Gefahr geht nach wie vor von Ästen aus, die keine feste Verankerung mehr an den Baumstämmen haben und drohen herunterzufallen und weitere Äste mitzureißen.

Die Mitarbeiter des Kölner Ordnungsamtes hatten mit besonderen Situationen zu kämpfen. Bereits am Mittag hatte die Amtsleitung die Politessen und Parkkontrolleure aus den Straßen zurückbeordert um ausreichende Personalkapazitäten für situative Absperrmaßnahmen und Sonderdienste vorhalten zu können. Zum Höhepunkt des Orkans musste außerdem eine 10-Zentner-Bombe in der Innenstadt am Auerbachplatz entschärft werden. Über 1.200 Anwohner mussten ihre Wohnungen mit Unterstützung des Ordnungsamtes verlassen. Viele Betroffenen wurden dann auch wieder von den städtischen Mitarbeitern in ihren Dienstwagen zurückgebracht, um ihnen einen sicheren Rückweg zu ermöglichen.

Relativ geringe Schäden meldet das städtische Amt für Straßen und Verkehrstechnik. 13 Straßen unter anderem der Ubierring und die Autobahn 559 mit derAbfahrt Gremberger Ring mussten teilweise wegen herabfallender Äste gesperrt werden. Schon nachmittags waren die Mitarbeiter der Betriebshöfe in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. Bis 22 Uhr konnte ein Großteil der Sperrungen wiederaufgehoben werden. Zurzeit werden immer noch Straßen gemeldet, wo die Standsicherheit einzelner Bäume offensichtlich nicht gewährleistet ist. Die Kölner Lichtsignalanlagen haben den Sturm weitestgehend unbeschädigt überstanden. Schäden an parkenden Kraftfahrzeugen wurden überwiegend durch abfallende Äste, aber auch herabfallende Dachpfannen verursacht.

Das Sportamt behebt zurzeit seine Sturmschäden mit eigenen Kräften. 42 umgestürzte Bäume, überwiegend Buchen, Pappeln und Tannen rissen Zaun- und Toranlagen um. Die Aufräumarbeiten werden noch einige Tage in Anspruch nehmen. Eventuell müssen noch Fremdfirmen zur Schadensbehebung herangezogen werden.

Die Bilanzen der Bereiche im Detailbericht:

Amt für Landschaftspflege und Grünflächen
Im linksrheinischen Stadtgebiet hat der Orkan zwar sehr viele einzelne Bäume beschädigt oder umgeworfen, aber nicht flächendeckend. Anders sieht es in den rechtsrheinischen Stadtteilen aus. Hier gibt es sehr viele Nadelbäume, die einem Sturm eine besonders große Angriffsfläche bieten. „Kyrill“ hat hier ganze Bestände vernichtet, so etwa in Dünnwald, wo der Sturm 2000 Festmeter Holz entwurzelte, so viel wie die Einschlagsmenge eines ganzen Jahres im Wald dieses Stadtteils. Sämtliche Wege sind dort durch umgestürzte Bäume versperrt. Flächendeckende Schäden gibt es auch in Brück und im Porzer Bieselwald.

Linksrheinisch sind vor allem der Stadtwald und der Äußere Grüngürtel betroffen. So gleicht die Jahnwiese zurzeit einem Trümmerfeld. An der Ecke Eifelwall/Luxemburger Straße begruben zwei etwa 35 Meter hohe Pappeln ganze Reihen von geparkten Autos unter sich, in der Lentstraße stürzte eine Akazie auf ein Wohnmobil und am Stadtgarten wurde ein Auto durch einen Ast demoliert. Hier besteht große Gefahr, dass weitere Äste abbrechen, das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen warnt deshalb dringend davor, den Stadtgarten, aber auch die anderen Grünanlagen, in denen Bäume stehen, zu betreten. Für alle Waldgebiete in Köln hat die Untere Forstbehörde, das Forstamt Bergisch Gladbach/Königsforst, sogar ein Betretungsverbot ausgesprochen.

Der Forstbotanische Garten in Rodenkirchen ist ebenfalls ganz empfindlich betroffen und bleibt deshalb für den Besucherverkehr gesperrt. Relativ glimpflich kam dagegen der Botanische Garten in Riehl davon. Hier stürzten nur zwei Bäume um, die Anlage ist deshalb seit 11 Uhr wieder geöffnet. In den Wildgehegen in Dünnwald, Brück und im Stadtwald beschädigten entwurzelte Bäume die Zäune, sie werden zurzeit repariert, Tiere sind nicht ausgebrochen.

Der Nord- und Ostfriedhof bleiben wegen der Gefahr von Astbruch heute geschlossen, Beerdigungen finden aber statt. Auf den anderen Friedhöfen sind nur Teilbereiche gesperrt. Das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen bemüht sich, in Wäldern und Parkanlagen zunächst die Hauptwege freizuräumen. Die Schäden abseits davon kommen erst später an die Reihe. Die Stadt Köln setzt alle verfügbaren Kräfte ein, dennoch wird die Aufnahme und Beseitigung der Schäden noch Tage dauern. Vorrang hat die Vermeidung von Gefahren, alles, was nicht auf Straßen oder Wegen liegt, bleibt zunächst liegen. Hilfe von Fremdfirmen ist zurzeit kaum zu bekommen, denn sämtliche Baumpflege-Unternehmen sind mit Aufträgen von Privatleuten ausgelastet.

Wohnungsversorgungsbetrieb der Stadt Köln
Den größten Schaden hat das Flüchtlingswohnheim Potsdamer Straße erlitten. Hier hat der Sturm große Teile des Daches abgetragen. Da das Gebäude derzeit nicht bewohnt ist, sind keine Personenschäden zu beklagen. An 29 weiteren Gebäuden sind außerdem Schäden an den Dacheindeckungen und Schäden durch umgeknickte und entwurzelte Bäume zu verzeichnen. An sieben Gebäuden sind Sichtschutzzäune abgerissen und Satellitenanlagen oder Kaminverkleidungen zerstört worden.

Historisches Archiv
Im Historischen Archiv haben sich große Teile der metallenen Randabdeckung des Daches über dem Magazintrakt gelöst. Viele der Metallteile sind auf das Flachdach des Bürotraktes gefallen und haben dort erhebliche Schäden am Dach und den Dachfenstern hinterlassen. Im Lesesaal sind dadurch mehrere Kuppelfenster zerschlagen worden. Durch die eingedrungene Feuchtigkeit ist zumindest ein Computer beschädigt worden.

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Die Bilanz des Technischen Hilfswerks
Mehr als 100 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks Köln waren in der Nacht von Donnerstag auf Freitag im Einsatz. Auch am Freitag gehen die Aufräumarbeiten weiter. Kölner THW-Helfer sorgen außerdem in Lindlar für Strom.

Köln. Seit Freitagmorgen 8 Uhr sind die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) Köln wieder im gesamten Stadtgebiet unterwegs, um die Schäden von Orkan „Kyrill“ zu beseitigen. In sechs Gruppen sind die 40 Spezialisten des THW mit ihren Motorsägen und Greifzug unterwegs und fällen umgestürzte Bäume, schneiden Autos frei und entfernen Äste und Stämme, die Häuser beschädigt haben.
Bereits in der Nacht von Donnerstag auf Freitag waren 100 Einsatzkräfte der drei Kölner THW-Ortsverbände bis 3 Uhr unermüdlich im Einsatz, um Straßen zu räumen und Gefahrenstellen zu sichern. Die Fachgruppe Räumen setzte ihre beiden Radlader ein und sicherte das Musicalzelt am Südstadion. Mit Steinen beschwerte das Bergungsräumgerät (ein schwerer Radlader) die Plane, damit das Zelt nicht wegwehen konnte. Einsatzschwerpunkte für die sieben eingesetzten Bergungsgruppen waren unter anderem die Militärringstraße und die Stadtteile Deutz und Hahnwald. Außerdem stellte das THW 25 Feldbetten für gestrandete Reisende im Kölner Hauptbahnhof zur Verfügung

Als Unterstützung der örtlichen Hilfskräfte versorgt die Fachgruppe Elektroversorgung des THW Köln mit einer 175-kVA-Netzersatzanlage einen Straßenzug in Lindlar mit Strom. Seit den frühen Morgenstunden des Freitags speisen vier THW-Helfer mehrere Wohnhäuser in einer Straße ein. Der Einsatz in Lindler wird für das THW Köln voraussichtlich mehrere Tage andauern.


Fotos Christina von Haugwitz für report-k.de / Kölns Internetzeitung