In diesem Jahr beginnt die Saison der Zweijährigen in Köln äußerst nobel. Im Weidenpescher Park betritt der Jahrgang 2008 schließlich gleich die große Bühne. Das renommierte Oppenheim-Rennen (16.15 Uhr) ist nämlich ein sehr alter Traditionstitel im deutschen Galopprennsport, in dessen Siegerliste sich im Laufe der Jahrzehnte viele klangvolle Namen verewigt haben. Wie alle anderen in den nächsten Wochen und kommenden Monaten anstehenden Tests für die Zweijährigen ist auch das Oppenheim-Rennen im gewissen Sinne ein kleines Vorexamen für den am 17. Oktober anstehenden Preis des Winterfavoriten, dem absoluten  Höhepunkt der domstädtischen Saison für die Zweijährigen.

Die  Serie dieser kleinen Generalproben nimmt also am Sonntag ihren Anfang. Mit  sechs Startern hält sich das Feld numerisch zwar im überschaubaren Rahmen. Andererseits besitzen die meisten Kandidaten jedoch schon sehr interessante Profile. Der Iffezheimer Hengst Acadius hat bei seinem Debüt beispielsweise schon sehr überzeugend gewonnen, und die von Peter Schiergen am Platz trainierte Stute Danedream war sogar schon in Frankreich erfolgreich. Genau dort hat auch Perpignon bereits eine beachtliche Platzierung zustande gebracht. Darüber hinaus haben Stuten wie New Soul und Salona schon Talent erkennen lassen. Einzig und allein der Hengst Nice Danon ist noch ohne jede Rennpraxis, dafür aber besonders exzellent gezogen. Wenn ein derart erfahrener Trainer, wie es sein Betreuer Andreas Wöhler nun mal ist, ihn als Debütant bereits in einer derart sportlich hochwertigen und mit 20.000 Euro dotierten Listenprüfung antreten lässt, dann müsste es sich bei Nice Danon fast um einen seiner zurzeit besten Zweijährigen handeln.

Immerhin sah man vor 12 Monaten ja auch keinen Geringeren als Zazou in Köln bereits in Aktion. Dass er ein Jahr später das 175. Oppenheim Union-Rennen gewinnen und obendrein noch ehrenvoller Zweiter im 141. Idee Deutschen Derby sein würde, daran war zu diesem Zeitpunkt natürlich kaum schon zu denken.

Das über 1400 Meter führende Examen für den Vollblutnachwuchs ist also alles andere als ein uninteressantes Rennen, nicht zuletzt auch aufgrund seiner großen perspektivischen Dimension. Auch für viele der Rennreiterinnen beim Kampf um die Fegentri-Weltmeisterschaft sind die Perspektiven derzeit teils noch sehr gut. Andere wiederum werden sich kaum noch große Hoffnungen machen können. Je weiter die Saison voranschreitet, desto mehr trennt sich quasi die Spreu vom Weizen. Dazu wird auch das Ergebnis des Kölner BKS-Fegentri-Rennen (15.40 Uhr) am Sonntag wieder beitragen. Denn hier geht es um nicht weniger als um wertvolle WM-Punkte. Reiterinnen aus sechs Nationen wollen sich diese sichern. Schon jene Dame, die mit ihrem Pferd den besten Start erwischen wird, könnte bei einer Distanz von 1.300 Meter dafür einen kaum zu unterschätzenden Vorteil erlangen.

Fegentri bedeutet übrigens: Federation Internationale des Gentlemen-Riders et Cavalieres. Hierunter firmiert der Welt-Dachverband der Amateurrennreiter. Jahrzehntelang handelte es sich hierbei um eine absolute Männerdomäne. Inzwischen hat aber selbst hier die Emanzipation erhebliche Fortschritte gezeitigt und die rennreitende Weiblichkeit gewaltig Boden gutgemacht. Von der einst lupenreinen  Männervorherrschaft ist nicht mehr viel übrig geblieben. Ausschließlich der Name des früher sehr exklusiven Zirkels erinnert noch ein wenig daran.

Längst haben die Damen ihr eigene Weltmeisterschaft, und zahlreiche Rennreiterinnen brauchen die Konkurrenz der Herren sowieso in keiner Weise mehr zu scheuen. Sie reiten meistenteils sehr erfolgreich, zuweilen sogar  auch über Hindernisse. Catherine Burri aus der Schweiz, Tina Henriksson aus Schweden sowie Ruth Jefferson  aus England sind ebenso wie Jady  Pietrasiewicz aus den Niederlanden oder Cathrine Engebretsen aus Norwegen bekannte Namen aus der globalen Amateur-Szene, die am Sonntag in Köln auf Punktejagd gehen werden. Die Heimmannschaft rekrutiert sich dabei aus Clarissa Christina Werning, Nina Wagner und Dr. Lydia Lammers. Da  es sich um ein Handicap handelt, ist normalerweise eine ziemliche offene Entscheidung und ein knappes Ende zu erwarten.

Hinter der momentan weltweit mit 122 Punkten führenden Französin Pauline Boisgontier sind vor allem Ruth Jefferson und Nina Wagner mit 109 beziehungsweise 103 Punkten noch relativ nahe an der Spitzenreiterin dran und auf den Plätzen zwei bzw. drei. In Abwesenheit der Französin könnten beide den Abstand nach vorne  also erheblich verkürzen.

Fast schon Tradition hat  an diesem Renntag im Sommer aber auch eine besonders ausgeprägte Komponente in Richtung arabisches Vollblut. Gleich drei Rennen sind auch in diesem Jahr dafür wieder reserviert. Zu Beginn geht es im Sheikh Said bin Hamdan bin Rashid Al Maktoum – Dubai Pokal (13.30 Uhr) ebenfalls schon um Fegentri-Punkte für die Damen-Weltmeisterschaft. Bessere Klasse spricht später das Rennen mit dem Titel H.H. SH. Hamdan bin Rashid Al Maktoum (14.30 Uhr) an, während der 5. Al Maktoum – Preis von Europa (17.25 Uhr) sogar einige Pferde aus den Eliteklassen der arabischen Vollblüter am Start sieht.

Dies hat fraglos viel mit dazu beigetragen, dass wieder zahlreiche hochrangige Gäste aus Dubai avisiert sind und nach Köln kommen werden. Zur Feier des Tages sollen einmal mehr auch wieder in Hülle und Fülle kleine Präsente aus Nahost an alle Besucher verteilt werden. Natürlich nur, so lange der Vorrat reicht. Denn selbst der größte Geschenkkorb ist logischerweise irgendwann einmal leer. Deshalb lohnt es sich, pünktlich zum ersten Rennen bereits da zu sein. Erfahrungsgemäß ist die Nachfrage immer erheblich und im Nu dann auch alles sehr schnell an Frau und Mann gebracht. Und was jenen blüht, die zu spät kommen, weiß man ja.

Erster Start: 13.30 Uhr
Letztes Rennen: 18.30 Uhr

Kölner Renn-Verein 1897 e.V.
Rennbahnstraße 152
www.koeln-galopp.de

[dts]