Die Opernbaustelle im Jahr 2016 mit Blick von der Bühne in den Zuschauerraum des Kölner Opernhauses mit Baustromkasten

Köln | Irgendwann wird alles fertig. Das zeigt der Berliner Flughafen oder die Elbphilharmonie. Und ja, irgendwann wird auch die Kölner Oper fertig. Offen bleibt: wann? Die Stadt hat ein neues Ziel verkündet: Sie will unter der Marke von 800 Millionen Euro bei den reinen Baukosten bleiben.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte erst vor kurzem erklärt, dass sie schon ein Kleid im Schrank habe für die Eröffnung der Oper. Da ist sie noch davon ausgegangen, dass sie bei der Eröffnung noch First Lady der Stadt Köln sein werde. Gut, noch hat keine der großen Parteien eine Kandidatin oder Kandidaten für die OB Wahl 2025 präsentiert. Damals war noch Bernd Streitberger für die Opernbaustelle verantwortlich und machte Hoffnung auf eine Eröffnung. Der ist heute im Ruhestand.

Heute gab die Stadt Köln bekannt, dass sie mit einer Fertigstellung bis Ende 2025 rechne. Hätte die Stadt Köln die Baustelle wie geplant im März, dann verlängert am 30. Juni 2024 abgeschlossen kalkulierten die Verantwortlichen mit Baukosten von 730 Millionen Euro. Baut die Stadt wirklich bis Ende 2025 fertig, dann rechnet sie mit Baukosten von 798 Millionen Euro und gibt zu verstehen, dass das Ziel sei unter 800 Millionen Euro zu bleiben. Eine längere Bauzeit führt zu höheren Baukosten.

Für Streitberger gibt es einen Nachfolger, der jetzt neue Abläufe einführte. Professor Jürgen Marc Volm wird von der Stadt zitiert: „Wir haben deshalb die Detaillösungssuche und den Bauprozess wieder getrennt, das heißt, alle noch offenen Fragen werden in den kommenden Wochen zunächst in Sitzungen geklärt und danach schnellstmöglich auf der Baustelle abgearbeitet. Auch soll diese Strukturveränderung dazu führen, dass die Arbeiten Ziel – und Kostenorientiert geführt werden.“ Also neuer Chef, neue Strategie. Volm lässt mitteilen: „So wünschenswert es ist, dass Detailfragen mit den Objektüberwachungen und den ausführenden Firmen direkt an Ort und Stelle pragmatisch geklärt werden: Die vergangenen Monate auf der Bühnenbaustelle haben gezeigt, dass dieser Weg in dieser Konstellation nicht zielführend ist.“

Und es gibt noch mehr Neuerungen auf der Opernbaustelle. So sei die Baustelle in Bereiche unterteilt worden. Für jeden der Bereiche gibt es einen Bereichsverantwortlichen, der seinen Bereich gewerkeübergreifend leite. Die Struktur sei so organisiert worden, dass die vier Bühnengebäude nacheinander priorisiert abgearbeitet werden könnten. Durch seine neue Strategie hofft Volm auf eine Reduzierung der Komplexität und eine bessere Übersichtlichkeit.

Ach ja, die eigentliche Aufgabe der Bühnen der Stadt Köln ist es ja die Bürger:innen der Stadt zu unterhalten und zu erbauen. Das erfolgt weiter im Interim. Dazu jubelt Stefan Charles, Beigeordneter für Kunst und Kultur, schriftlich: „Jetzt zahlt es sich aus, dass die Teams der Bühnen in jeder Hinsicht vorausschauend geplant haben. Die Spielzeit 2024/25 kann deshalb reibungslos im Interim fortgesetzt werden. Das Ziel, ein exzellentes Programm ohne Unterbrüche zu zeigen, werden die Bühnen auch in der darauffolgenden Spielzeit verfolgen. Der weitere Bauverlauf wird zeigen, ob dies an den Standorten Depot und Staatenhaus oder am Offenbachplatz sein wird.“

Bei den Berichten und Botschaften – oder soll man lieber Hiobsbotschaften schreiben – bleibt sich die Stadt Köln treu. Monatlich werde weiterhin ein Bericht zum Bühnendesaster veröffentlicht und den Ratsmitgliedern vorgelegt. Na, denn oder soll Köln besser singen: Oh, wie so trügerisch sind Opernbaustellen…

Reaktion von der SPD

Maria Helmis-Arend, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion in einem schriftlichen Statement: „Das ist der endgültige Offenbarungseid von Oberbürgermeisterin Reker. Ihre Salamitaktik beweist: den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung fehlt der Mut, endlich reinen Tisch zu machen. Unsere Vorschläge, noch rechtzeitig aus dem Katastrophenprojekt Oper auszusteigen, wurden leichtfertig in den Wind geschlagen. Jetzt muss gelten: Wahrheit statt leerer Worte. Es braucht jetzt den Mut für eine realistische Perspektive. Denn gerade in der aktuellen Situation, in der die Funktionsfähigkeit der Stadt nicht mehr gewährleistet ist und zusätzlich massive Kürzungen in vielen zentralen Bereichen anstehen, kann sich diese Stadt eine Kostensteigerung von mehr als 90 Millionen Euro schlicht nicht leisten!“