Rückfallquote auf 53 Prozent gesunken
Seit Mitte 2009 sind Justiz, Polizei und das städtische Jugendamt in dem Kölner Haus des Jugendrechts am Barbarossaplatz untergebracht. Seitdem wurden bereits rund 120 jugendliche Intensivtäter gemeinsam betreut und deren Verfahren behandelt. Durch den gemeinsamen Sitz habe sich die Bearbeitungszeit deutlich reduziert, sagte heute Kölns Stadtdirektor Guido Kahlen. Hätten die Jugendlichen früher bis zu 150 Tage auf ihre Hauptverhandlung warten müssen, dauerte dies heute durchschnittlich noch rund 70 Tage. Grund dafür seien vor allem die kürzeren Wege. So könnten nun auch spontan Besprechungen zwischen alle Institutionen durchgeführt werden. Verkürzt werden konnte auch die Verweildauer der Jugendlichen im Intensivtäter-Programm. Während die Jugendlichen zuvor noch 29 Monate im Programm gewesen, seien es heute meist noch 19 Monate.

Positiv entwickelten sich auch die Rückfallquoten der Jugendlichen, freute sich heute Heiko Manteuffel, Leitender Oberstaatsanwalt in Köln. So hätten 2010 72 Prozent der aus dem Intensivtäter-Programm entlassenen Jugendlichen keine Straftat mehr begangen. 2008 seien es nur 53 Prozent gewesen. Weitere 20 Prozent begingen 2010 nur noch eine Straftat, 2008 waren es noch 33 Prozent. Gesunken sei auch die Zahl derjenigen, die überhaupt er zu Intensivtätern würden. Seit 2007 verringerte sich die Zahl der Jugendlichen von 605 auf 443 Intensivtäter (2010). Damit wurde wieder der Stand aus den Jahren 2004 und 2005 erreicht.


NRW-Justizminister Thomas Kutschaty


Köln ist Vorreiter für NRW
Überzeugt von dem Haus des Jugendrechts zeigte sich auch NRW-Justizminister Thomas Kutschaty. Er ließ sich heute durch das Haus führen. „Das Kölner Haus des Jugendrechts ist ein Erfolgsmodell“, betonte Kutschaty. Denn das Haus schaffe es, auch jenseits der juristischen Verhandlungen, den jugendlichen Intensivtätern und ihren Familien Hilfeleistungen anzubieten. Auch das begründe die sinkende Rückfallquote. Zwar seien Kosten für das Land zunächst höher, wenn Justiz, Polizei und Stadt in einem Haus des Jugendrechts seien. Langfristig sei eine niedrige Rückfallquote für das Land jeeoch wirtschaftlicher. Denn ein Jugendlicher in Haft koste das Land in jedem Monat rund 4.000 Euro, so Kutschaty.

Auch deswegen will er in den kommenden Jahren vier weitere Häuser des Jugendrechts in Nordrhein-Westfalen errichten. Dazu sei er mit einigen Großstädten bereits in Kontakt. Lohnen würde sich eine derartige Einrichtung derzeit nur in Großstädten, „dort, wo es viele Intensivtäter gibt“, so Kutschaty. Danach müsse dann geprüft werden, ob weitere Häuser in NRW sinnvoll sein. Den Ausbau der Häuser hatte dir rot-grüne Minderheitsregierung in NRW in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart.

Spielhalle im Haus des Jugendrechts?
Sorge bereitete Kutschaty allerdings, dass sich im Erdgeschoss des Haus des Jugendrechts eine Spielhalle eröffnen will. Bereits jetzt wird dort fleißig gebaut. Die Stadt verhandelt derzeit mit dem zukünftigen Betreiber, berichtete heute Stadtdirektor Kahlen. So würde am 24. Juni 2011 ein zivilrechtlicher Prozess stattfinden. Denn der Eigentümer des Hauses, so Kahlen, habe der Stadt damals zugesichert, dass weitere Nutzer mit den Zielen des Hauses vereinbar sein würden. Für die Spielhalle hat die Stadt bereits eine baurechtliche Genehmigung erteilt, eine gewerberechtliche Genehmigung wurde allerdings noch nicht erteilt. Derzeit hofft Kahlen noch darauf, dass man sich mit den Betreibern einig wird und keine Spielhalle in das Haus kommt. „Da unser Klientel die 14- bis 18-Jährigen umfasst, dürfen sie eh nicht in den Laden rein“, ergänzte Manteuffel.
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Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung