Düsseldorf | In der NRW-Landesgruppe der CDU stößt die Entlassung von Umweltminister Norbert Röttgen durch Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) auf scharfe Kritik. Wie die „Rheinische Post“ (Dienstagausgabe) unter Berufung auf Teilnehmer berichtet, schilderten CDU-Abgeordnete auf der Sitzung am Montagabend, die Parteibasis habe „schockiert“ auf den Rauswurf Röttgens aus dem Bundeskabinett reagiert. Der Parteienforscher Gerd Langguth riet Merkel derweil, „in irgendeiner Weise“ mit der NRW-CDU wieder Frieden zu schließen.

Der CDU-Spitzenkandidat bei der NRW-Landtagswahl war nach dem desaströsen Ergebnis für die Union noch am Wahlabend als Landeschef zurückgetreten. Drei Tage später warf ihn Merkel aus dem Kabinett.“Das ist ein Affront gegen die NRW-Landesgruppe und gegen alle Wahlkämpfer“, sagte dem Bericht zufolge der Abgeordnete Uwe Schummer. Der Politiker habe einen „Vertrauensverlust gegenüber Angela Merkel“ festgestellt und darauf verwiesen, dass sich insbesondere bürgerliche Wähler für die „Charakterfrage“ interessierten, wie Menschen miteinander umgingen. Mehrere Abgeordnete forderten, in die Analyse tiefer einzusteigen. Röttgen sei nicht die alleinige Ursache für das Wahldebakel gewesen.

Ein Drittel der Delegierten stammt aus Nordrhein-Westfalen

Die Entlassung Röttgens könnte dessen Landesverband in Nordrhein-Westfalen nach Einschätzung des Parteienforschers Gerd Langguth dazu veranlassen, gegen Merkel zu opponieren, sollte die Kanzlerin nicht gegensteuern. Merkel müsse „in irgendeiner Weise“ mit der NRW-CDU „wieder Frieden schließen, denn etwa ein Drittel der Delegierten auf dem Bundesparteitag stammt aus NRW“, sagte der Professor an der Universität Bonn „Handelsblatt Online“. Auch wenn die nordrhein-westfälische CDU „kein monolithischer Block“ sei, sei es dennoch „ein Gebot der Klugheit, es sich mit der größten Landespartei nicht zu verderben“. Deshalb sei auch die Frage spannend, wer Nachfolger von Röttgen als Landesvorsitzender werde.

An einen Sturz Merkels durch parteiinterne Widersacher glaubt Langguth nicht. Es gebe zwar längst schon Gesprächsrunden, in denen darüber gesprochen werde. Doch hätten diese nicht die Kraft, den Aufstand gegen Merkel zu proben. „Es kommt hinzu, dass Merkel der einzige Garant dafür ist, das die CDU unter Umständen auch in der nächsten Bundesregierung den Regierungschef stellt“, sagte Langguth.

Autor: dapd